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Ohne Mobilfunk kein günstiges Breitband am Land

Eine flächendeckende Breitband-Versorgung Österreichs binnen zwei Jahren ist möglich. Aber nur, wenn man auf mobiles Breitband setzt und die genannten Rahmenbedingungen wie Digitale Dividende und mögliche Netzkooperationen geschaffen werden.

Spielende Schulkinder vor der Dorfschule; ergriffene Pensionisten beim Erklimmen eines Gipfels; Jung und Alt im Glück vereint, das ihnen der Ausbau des Glasfasernetzes bis auf die letzte Almhütte beschert. Das ist das Bild, das die Werbung der Telekom Austria suggeriert. Allein, es hat nichts mit der Realität zu tun.

Mit dem angekündigten Investitionsvolumen von einer Mrd. Euro in vier Jahren ist allenfalls ein Ausbau der Glasfaser-Infrastruktur bis in die Bezirkshauptstädte zu schaffen. Jeder Business-Case, der einen weiteren Ausbau vorsieht, funktioniert aufgrund der hohen Investitionskosten nur mit Endkundenpreisen deutlich über 15 Euro pro Monat. Wie die Erfahrung zeigt, sind die Österreicher mit Breitbandanschlüssen über diesem Preispunkt aber nicht zu erreichen. Es ist ihnen zu teuer. „Glasfaser am flachen Land“ wird es daher in absehbarer Zeit nicht geben, auch schöne Werbebilder ändern an diesem Faktum nichts.

Kostengünstig und unkompliziert

Wem eine rasche und leistbare Breitband-Versorgung des ländlichen Raumes ein Anliegen ist, der muss sich ernsthaft mit mobilem Breitband auseinandersetzen. Die Mobilfunknetze sind in Österreich schon heute so gut ausgebaut wie in kaum einem anderen Land Europas. Das 3MegaNetz versorgt bereits 94 Prozent der Bevölkerung mit mobilem Breitband und Sprachnetze erreichen nahezu 99 Prozent. Zudem ist eine Bereitstellung von Breitband-Internet über Funk in dünn besiedelten Gebieten um vieles günstiger und schneller zu realisieren. Denn die Grabungsarbeiten für das Glasfasernetz sind teuer und langwierig.

Bei der Geschwindigkeit entwickeln sich die Mobilfunknetze rasant weiter. Noch heuer wird das 3MegaNetz auf über 20 Megabit pro Sekunde (MBit/s) aufgerüstet. Mit der nächsten Technologiestufe LTE werden ab 2011 Datenraten bis über 100 MBit/s möglich sein.

Auch dem Mobilitätsbedürfnis der Menschen kommt die ortsunabhängige Nutzung von mobilem Breitband eher entgegen. Dieser Trend spiegelt sich im Erfolg der Mobiltelefonie und am Computermarkt klar wider. Bereits vergangenes Jahr wurden mehr Laptops als Desktop-PCs verkauft. Warum sollte man auch ein tragbares Endgerät per Glasfaserleitung an die Leine nehmen, wenn man mit einem Datenstick oder integriertem Mobilfunkmodem schnell surfen kann?

Hausaufgaben für die Politik
Die Politik darf sich in der Diskussion über einen raschen Breitband-Ausbau im ländlichen Raum nicht von Werbe-Bildern lenken lassen und einseitig den Ausbau von Glasfaserleitungen unterstützen. Sie übersieht dabei eine ökonomische Realität: Denn eine rasche, flächendeckende und kostengünstige Versorgung des ländlichen Raumes mit Breitband ist effektiv nur durch die Mobilfunker zu realisieren. Diesen fehlen aber wesentliche Rahmenbedingungen damit sie ihre Rolle erfolgreich erfüllen können.

Ein wichtiger Schlüssel ist die sogenannte „Digitale Dividende“. Dieses Spektrum im Bereich von 800 MHz wurde ursprünglich von Rundfunkanstalten verwendet. Wegen der Digitalisierung des terrestrischen Fernsehempfanges ist es nun ungenutzt. Die günstigen Ausbreitungseigenschaften des 800-MHz-Spektrums sind optimal für eine effiziente Versorgung des ländlichen Raumes mit mobilem Breitband. Daher wurden sie in vielen westeuropäischen Ländern (Spanien, Frankreich, Großbritannien, Deutschland) bereits den Mobilfunkbetreiber zugesprochen.

Von der heimischen Politik wird nun zunächst einmal eine Studie in Auftrag gegeben, die voraussichtlich frühestens im April nächsten Jahres fertig sein wird. Eine Entscheidung, was mit der Digitalen Dividende geschehen soll, kann erst danach getroffen werden. Für eine halbe Million Österreicher bleibt damit völlig offen ob und wann sie mit Breitband-Internet versorgt werden können. Hier ist eine rasche Entscheidung gefragt.

Für eine flächendeckende Versorgung bis ins letzte Tal werden aber auch intensive Ausbau-Kooperationen zwischen den Betreibern gebraucht. „RAN-sharing“ erlaubt es heute, auf einer Antenne zwei Netze parallel zu betreiben. Das hilft Geld zu sparen, das in weitere Flächendeckung investiert werden kann. Die Mobilfunker sind zur Zusammenarbeit bereit, allerdings ist dafür eine Novellierung der derzeitigen Regulierungspolitik, die auf einem „selbst betriebenen Netz“ beruht, notwendig.

Zum Autor
Berthold Thoma ist CEO des Mobilfunkers Hutchison 3G Austria (\"Drei\").


 

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