Geschäftsmodell außer Betrieb
- Written by Redaktion_Report
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Unangenehme Nachrichten flattern derzeit den Kunden der oekostrom AG ins Haus: »Der Marktdruck« zwinge den Produzenten und Anbieter von ökologischem Strom dazu, den seit letztem Herbst geltenden Tarif für eingespeisten Photovoltaik-Strom zu kürzen.
Die oekostrom Vertriebs GmbH will ab 1.Mai um rund 60 % weniger zahlen, statt bisher 19,5 Cent pro Kilowattstunde beträgt der Einspeisetarif dann nur mehr 8 Cent brutto. Kunden, die mit dieser Reduktion nicht einverstanden sind, werden von der oekostrom gekündigt, der alte Tarif von 19,5 Cent werde aber bis zum Auslaufen der geltenden Verträge weiter bezahlt, wie Michael Pierer, der Vorstand der oekostrom AG, versichert. »Wir haben uns sehr darum bemüht, das 1:1-Modell für Strom aus Photovoltaikanlagen so lange als möglich aufrecht zu erhalten«, schreibt das Unternehmen an seine »oekostrom-Partner«, die sich erst im vergangenen Jahr in gutem Glauben und, verlockt vom hohen Einspeisetarif, eine Photovoltaikanlage auf den Dächern ihrer Wohnhäuser bauen ließen. Pierer ist die Situation unangenehm. Er könne verstehen, wenn sich diese Partner nun gefoppt fühlen: »Die Situation für die Kunden ist ganz schlimm, weil das Geschäftsmodell nicht mehr funktioniert.« Dieses 1:1-Modell hatte vorgesehen, den privaten oekostrom-Kunden deren Solarstrom um 19,5 Cent abzunehmen und ihnen zum gleichen Tarif zusätzlich benötigten Strom zu verkaufen, der inklusive aller Steuern, Abgaben und Netzgebühren im Normalfall 32 Cent kosten müsste, wie Pierer vorrechnet. Das Modell könne daher nur so lange funktionieren, solange die oekostrom den von den Kunden produzierten Solarstrom an Handelspartner in Deutschland weiterverkaufen könne, so Pierer. Da dort aber inzwischen aufgrund der günstigen Fördersituation genügend Solarstrom vorhanden sei, sehe er sich zu diesem Schritt gezwungen. Den Vorwurf, dass die oekostrom damit ihr unternehmerisches Risiko auf ihre Kunden überwälzt, will Pierer nicht gelten lassen. In dem Schreiben schiebt er die Schuld vielmehr der Politik in die Schuhe und versucht, seine geprellten Kunden auf seine Seite zu ziehen, indem er sie auffordert, eine Petition für höhere Solarstromförderungen zu unterzeichnen.