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Windkraft überzeugt

\"BisNicht nur die energetische Amortisationszeit von drei bis sechs Monaten spricht für Windkraftanlagen. Moderne Windparks erreichen Leistungen bis zu 7,5 Megawatt und versorgen damit tausende Haushalte. Das Ziel der Bundesregierung, bis 2020 weitere 2.000 MW zu installieren, ist für Stefan Moidl von der IG Windkraft absolut ­realistisch.

Von Karin Legat

Rotorblätter, Generator, Transformator und Steuerungseinrichtung bilden einige der wichtigsten Teile einer Windkraftanlage (WKA). Sie sorgen auch für heimisches Wirtschaftswachstum. »In jeder zweiten WKA auf der Welt findet sich mindestens eine Steuerung unserer Firma«, berichtet Helmut Fritz, Customer Relations Manager von Bachmann electronic. Heimische Zulieferer sind führend in den Bereichen Steuerungen, Generatoren und Windkraftanlagendesign. Jährlich werden Windkraftkomponenten im Wert von 530 Millionen Euro exportiert. Das erforderliche Know-how haben die Betriebe auch in Österreich gesammelt. 4 % des heimischen Strombedarfes werden derzeit via Windrotor gedeckt, 638 Windräder mit einer Gesamtleistung von 1.040 MW sind am Netz. Damit können 2,2 Milliarden KWh Strom erzeugt und 600.000 Haushalte versorgt werden.

Wirtschaftsfaktor Wind

Mit dem neuen Ökostromgesetz kommt nach vier Jahren Pause wieder neuer Schwung in die heimische Windlandschaft. Der Abbau des Staus bereits bewilligter Projekte hat bereits begonnen. 2012 werden Anlagen im Volumen von rund 340 MW errichtet. Bis 2020 kommen 2.000 MW neu hinzu. »Damit können knapp 10 % des Stromverbrauches durch Windstrom gedeckt und 50 % aller österreichischen Haushalte versorgt werden«, berichtet der Geschäftsführer von IG Windkraft Stefan Moidl, dessen Institut im Auftrag des BMVIT gemeinsam mit der Austrian Energy Agency die volkswirtschaftlichen Auswirkungen der Errichtung und des Betriebs von Windkraftanlagen in Österreich sowie die Wertschöpfung und die Beschäftigung durch weltweit tätige österreichische Zuliefer- und Dienstleistungsunternehmen der Windkraftbranche untersuchte. »Nach dem Nationalen Aktionsplan für Erneuerbare Energien löst die Errichtung und der Betrieb der Anlagen ein Investitionsvolumen von 5,9 Mrd. EUR aus und schafft 43.000 Jahresarbeitsplätze (Bruttoeffekt). Als Nettowertschöpfung ergeben sich je nach Marktpreisentwicklung 1,6 bis 2,7 Milliarden Euro und 16.000 bis 32.000 Jahresarbeitsplätze«, zitiert Moidl. Die Förderkosten für den derzeitigen Windkraftbestand lagen 2010 für einen durchschnittlichen Haushalt bei 4,3 Euro pro Jahr. Bis 2020 werden sie sich zwischen 3,2 und 8,4 Euro pro Haushalt bewegen.

Windmekka

»In Ostösterreich treffen das östliche und westliche Windsystem aufeinander. Dadurch bieten sich hervorragende Windverhältnisse, wie etwa an der norddeutschen Küste. An alpinen Standorten sind die Erschließungskosten höher, die Ableitung des Stroms aufwendiger«, bemerkt Moidl am Rande des 10. Windenergiesym­posiums in St. Pölten. Für Salzburg, die Steiermark und Oberösterreich sieht er großes Potenzial. Die ertragsreichsten und modernsten Anlagen finden sich derzeit in Niederösterreich und im Burgenland, so zum Beispiel der Windpark der W.E.B. Windenergie in Höflein. Für Vorstandsvorsitzenden Andreas Dangl bildet der Standort mit einer Jahresproduktion von 33.000 MWh einen der ertragreichsten seines Unternehmens. Höflein stellt neben Windparks im Norden Frankreichs und dem Markteinstieg in Kanada eines der größten W.E.B.-Projekte dar. Im Burgenland findet die WKA-Dichte ihre Fortsetzung. Bereits 50 % des burgenländischen Strombedarfs können mit Windkraft gedeckt werden, 2014 werden es über 100 % sein. In diesem Windmekka wurde die heute leistungsstärkste Anlage mit 7,5 MW errichtet. BEWAG Vorstandssprecher Michael Gerbavsits: »Wir erleben hier heute schon die Windtechnologie von morgen.«

Überwältigende Mehrheit will Windkraftausbau

Auch die österreichische Bevölkerung sieht in der Windkraft eine Energie von morgen. Laut einer aktuellen Studie der Karmasin Motivforschung liegt die Zustimmung zur Windkraft mit 76 % knapp hinter der Sonnenenergie (81 %). Dahinter folgen Wasserkraft (67 %) sowie Biomasse (49 %). Fossile Kraftwerke erhalten abgeschlagen 7 %, Atomkraft 4 %. Für ein Drittel der Befragten soll der Windenergieanteil am Stromnetz künftig 20 % und mehr betragen, ein weiteres Drittel wünscht sich 10 %. Lediglich 2 % lehnen Windenergie generell ab. »Es gibt immer Einzelkämpfer, die besonders laut agieren. Aber es zählt die Gesamtbevölkerung«, stellt Moidl fest. In Niederösterreich, dem Bundesland mit der größten WKA-Dichte, bildet Windkraft sogar die beliebteste Stromerzeugungstechnologie. Die Vorteile für die Region wie Selbstversorgung, kostengünstige Energie, die Gemeinde als Vorbild und Arbeitsplatzschaffung überwiegen. Lediglich 3 % schreiben den Windrädern negative Auswirkungen auf ihre Lebensqualität zu. Als negativer Faktor wird am häufigsten die optische Beeinträchtigung genannt. Hingegen sehen 28 %­ ihre persönliche Lebensqualität durch einen weiteren Windkraftausbau positiv beeinflusst. Dazu Fritz Herzog, Geschäftsfuhrer der Ökoenergie aus Wolkersdorf und Windkraftbetreiber der ersten Stunde: »Ob ein Bauwerk als Störfaktor im Landschaftsbild empfunden wird oder nicht, hat viel mit Gewohnheit zu tun. Auch Hochspannungsleitungen, Fabriken oder Autobahnen sind Teil unserer Umwelt, und wir haben gelernt, damit zu leben. Der sehr positive Tenor der Umfrage bestätigt unsere Erfahrung. Die deutliche Mehrheit der Menschen sieht in Windrädern sichtbare Zeichen der sauberen und heimischen Ökostromerzeugung. Sie werden zu Identifikationssymbolen«, berichtet Herzog und erzählt lachend: »Eine unserer Anlagen ist bereits 15 Jahre alt und wir überlegen, ob wir sie stilllegen oder weiterbetreiben. Die Bürger kommen jetzt zu uns und fragen entrüstet, wieso wir ihre Windanlagen demontieren wollen.« Der Kostenfaktor stellt für die klare Mehrheit der Befragten kein Contra-Argument dar. »73 % der Befragten meinen, dass die bestehende Unterstützung für Ökostrom ausgebaut werden soll. 20 % möchten sie einfrieren, 3 % plädieren für den Förderstopp.« Aus Sicht der österreichischen Bevölkerung gehört Wind- und Sonnenkraft also eindeutig die Zukunft.

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