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Zwischenrufe aus Übersee

Wie ein Europäer den Alltag an der US-amerikanischen Ostküste erlebt.

Die Euro-Omerta

Die Nerven liegen blank. Weil die Grünen unter Werner Kofler im Finanzausschluss mehr über den 22 Milliarden Euro Blanko-Scheck wissen wollen, der dem „Rettungsfonds“EFSF“ ausgestellt werden soll, rasseln die Weltbörsen. Wenn einem heimischem Parlamentarier einer kleinen Oppositionspartei solche Macht zugeschrieben wird, weiß man, was es geschlagen hat.

Die Grünen seien keine wahren Europäer, wenn sie jetzt Fragen stellten, verlautet es gleich aus der Regierung. Augen zu und durch!

Auch der deutsche Wirtschaftsminister Rösler erntete wüste Kritik, weil er in einem Welt-Online-Kommentar meinte es dürfe keinen Denkverbote geben und man müsse auch über die Pleite Griechenlands reden können.

Die Sizilianer nennen das Omerta, das Schweigegelübde. Jeder Eingeweihte weiß, was läuft, keiner redet darüber.

Einen Zipfel von dem, was läuft, hat der amerikanische Finanzminister Timothy Geithner gelüftet, in dem er laut CNBC den Euopäern vorgeschlagen hat, das Konzept des TALF (Term Asset Backed Security Loans Facility) zu übernehmen. Auf diese Art haben nämlich die USA ihr Finanzsystem vor dem Untergang bewahrt.

TALF funktionierte so: Die Zentralbank (Fed) gibt den Banken, sagen wir, einen 200 Milliarden Kredit, nimmt als Sicherheiten Asset Backed Securities (ABS) – also zu dem Zeitpunkt wertlose Papiere – und der Fond übernimmt dafür Haftungen von 20 Milliarden. Mit anderen Worten: wertloses Papier wird im magischen Dreieck von Notenbank, Fonds und Kreditinstitut in gutes Geld verhandelt und zugleich multipliziert, und zwar im Verhältnis 1: 10.

 

Der Vorschlag Geithners ist im Kern, dass der EFSF im Zusammenspiel mit der Europäischen Zentralbank (EZB) genauso vorgehen soll, denn auf diese Weise würden aus den 440 Milliarden, mit denen der Fonds dotiert ist, ganze 4400 Milliarden. Damit wären dann ausreichend Mittel vorhanden, um die Finanzierung jener in der Krise befindlichen Länder sicherzustellen, die noch „kapitalmarktfähig“ seien.

Leverage heißt das Zauberwort, von dem man eigentlich geglaubt hat, dass es verpönt sei, nachdem es 2008 als Ursache der beinahe Kernschmelze des Finanzsystems erkannt wurde.

Die Dotierung des EFSF ist noch nicht einmal von allen EU-Parlamenten beschlossen, und schon läuft die Diskussion, wie man die Mittel „hebeln“ kann.

Was eine Ahnung gibt, wie groß das Loch wirklich ist, von dem niemand reden darf.

Viva la Omerta!

 

PR-Gags statt Politik
Lasst Athen pleite gehen, jetzt!

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