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Zwischenrufe aus Übersee

Wie ein Europäer den Alltag an der US-amerikanischen Ostküste erlebt.

Hört die Trumpeten…

Es ist nicht Twittern und Show statt Politik, sondern Politik mit Twittern und Show.


Wer Freude am Experimentieren hat, muss im siebten Himmel sein. Donald Trump stellt die Dinge auf den Kopf und setzt an, Politik völlig anders zu definieren. Er kümmert sich nicht um Dogmen, er ersetzt sie durch spontanes Twittern und er entlehnt Stilelemente seiner Reality-TV-Show »The Apprentice« bei der Besetzung der Kabinettsposten. Die Auguren aller Lager schlagen die Hände über dem Kopf zusammen und Donald, der Ahnungslose, wird vielbemüht in den Late-Night-Comedy-Shows.

Da wären die mehrmals wöchentlichen Sicherheitsbriefings, die bisher jeder gewählte Präsident von CIA & Co  bekommen hat.  Trump schwänzt sie einfach und erntet dafür beißende Kritik von jener Seite, die am meisten weh tut. Alec Baldwin, der Schauspieler und »Saturday Night Live«-Trump-Imitator, entwickelt die Figur des minderbemittelten Donald, der lieber mit Schülern twittert als sich von den Sicherheitsexperten die Lage der Welt erklären zu lassen. Der Subtext: »Was für eine Dumpfnuss.«

Trump hält – twitternd natürlich – dagegen. »Waren das nicht diese Sicherheits-Leute, die behauptet haben, im Irak gebe es Massenvernichtungswaffen?« Die Auswahl seines Kabinetts läuft nach dem »The Apprentice«-Muster. Er lässt die Kandidaten abwechselnd im Trump-Tower oder in seinem Golf-Club in Bedminster oder seinem Ressort in Mar-a-Lago- in Florida antanzen. Ums Außenministeramt buhlen der rabiate, aber loyale ehemalige New Yorker Bürgermeister Rudi Giuliani und der traditionell-konservative, aber illoyale Mitt Romney, der Russland als die wichtigste geopolitische Bedrohung ausgemacht hat. Nach einer ersten Präsentation erfolgen die Call-Backs. Romney beim Abendessen, Giuliani privat im Tower. Hochrangige Mitarbeiter des Übergangsteams machen öffentlich Stimmung gegen Romney, der Boss rüffelt sie und zaubert Rex Tillerson, den CEO von Exxon-Mobil, als Außenminister aus dem Hut.

Prompt stehen die Neo-Konservativen  auf dem Plan. Der leider zu spät geborene kalte Krieger Marco Rubio kritisiert, der US-Außenminister könne kein »Freund von Vladimir« sein. Und für John McCain, Präsidentschaftskandidat 2008 und bester Freund der Waffenlobby, steht die Welt nicht mehr lang. Tillerson hat Geschäfte mit Putin gemacht, von ihm einen Orden umgehängt bekommen und das disqualifiziere ihn für das Amt.
Aber siehe da, der oberste Showmaster und Chef-Twitterer will die Beziehung zur Russland neu definieren und Tillerson ist ihm nicht passiert, er hat ihn genau deswegen ausgesucht. Statt Nato-Truppen in der Ukraine gibt’s den roten Teppich für Vladimir.

Wer die Meetings mit den Sicherheitsberatern schwänzt, ist eine Dumpfnuss, aber vielleicht braucht es eine Dumpfnuss, um aus den eingefahrenen Bahnen der Kriegstreiber auszubrechen. Wie heißt es so schön: »Schwerter zu Twitter ...« »Wäre es nicht wunderbar, mit Russland gute Beziehungen zu haben«, sagte Trump im Wahlkampf und er hat das noch nicht vergessen. Überraschung!

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