Für Tony Mack klickten die Handschellen. Er ist Bürgermeister von Trenton, der Hauptstadt des neun Millionen Einwohner zählenden Bundesstaates New Jersey. Trenton ist eine 84.000-Seelen-Stadt, bekannt für ihre rauen Sitten. 37 Morde passierten dort 2013. In ganz Österreich sind es jährlich rund 50.
Wer in Trenton lebt, weiß, was es heißt, nahe am Abgrund zu sein, und Tony Mack ist über die Klippe gestürzt. Er wird jetzt ein paar Jährchen mit den wirklich harten Gesellen hinter schwedischen Gardinen verbringen. Ein Schöffengericht hat ihn Anfang Februar der Annahme von Schmiergeld für schuldig befunden. Das Urteil wurde einstimmig gefällt, die Beweislast war erdrückend. Mack nominierte nicht einen einzigen Entlastungszeugen und in Rekordzeit war die Verurteilung ausgesprochen. Das kommt bei Schmiergeldgeschichten selten vor. Die tatsächlichen Empfänger treten selten direkt in Erscheinung, schirmen sich ab und bedienen sich der Fußsoldaten, um im Zweifelsfall alles leugnen zu können. Geldkuverts direkt in Empfang zu nehmen, ist – sagen wir – die pannonische Methode.
Zum Verhängnis wurde Bürgermeister Mack ein Garagenprojekt, das die lokalen Bauträger Harry Seymore und Lemuel Blackburn errichten wollten. Sie brauchten dazu ein Grundstück von der Stadt und planten, es weit unter dem Marktwert zu erwerben. Eine Zuwendung an Mack sollte den Deal möglich machen. Natürlich verhandelten die zwei nicht direkt mit dem Bürgermeister, sie arrangierten die Details mit dessen Bruder Ralphiel und dem Vertrauten Joseph »JoJo« Giorgianni. Sie trafen sich in Hinterzimmern finsterer Spelunken und wurden handelseins.
54.000 Dollar gingen in einem Kuvert an Giorgianni und weitere 65.000 sollten in einer zweiten Tranche folgen. Dazu aber kam es nicht mehr. Denn nach der Übergabe des ersten Kuverts hatte das FBI, was es brauchte. Das Ganze war eine Sting-Operation, die Projektentwickler Seymore und Blackburn hatten nie vor, eine Garage zu bauen. Sie agierten im Auftrag des FBI, trugen bei jedem Treffen Aufnahmegeräte und hielten in Ton und Bild jedes Detail fest. Gleichzeitig wurden die Telefone von Ralphiel und Tony Mack und von JoJo Giorgianni abgehört und so wurde auf Tonband festgehalten, was die Unterläufel nach jedem Treffen gleich dem Bürgermeister berichteten. Der Eingang des Schmiergeldes wurde verklausuliert dem Chef gemeldet: »Onkel Remus ist angekommen.« Das war der vereinbarte Code, wie Giorgianni vor Gericht bestätigte. Als das FBI aus der Deckung kam, Hausdurchsuchungen beim Bürgermeister machte, knickte Giorgianni ein und gestand. Der Bürgermeister war geliefert.
Der Bundesstaat New Jersey ist bekannt korrupt. Bürgermeister von zehn Städten – Newark, Camden, Patterson, Passaic, Asbury Park, Orange, Perth Amboy, Hamilton, Hoboken und jetzt Trenton – wurden wegen Bestechlichkeit vor Gericht gebracht und verurteilt. Und überall spielten die Agenten des FBI eine zentrale Rolle, mit durchaus radikalen Methoden. Korruptionsbekämpfung auf Amerikanisch eben …n
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