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Zwischenrufe aus Übersee

Wie ein Europäer den Alltag an der US-amerikanischen Ostküste erlebt.

Schlaraffenland für Gründer

Vor kurzem habe ich in den USA eine Aktiengesellschaft gegründet.

Einfach so. Ich wollte wissen, ob es tatsächlich so einfach ist, wie behauptet wird, und ob es so wenig kostet. Hier das Ergebnis: Die Gründung der AG hat drei Tage gedauert. Am Montag habe ich die Online-Registrierung gemacht, den Wunschnamen eingetragen, ausgesucht, ob ich die Gründungsunterlagen in einer Ledermappe mit Goldprägung oder als Loseblatt zugeschickt bekommen will. Ich hab mich für Goldprägung entschieden. Wie oft gründet man schon eine Aktiengesellschaft? Wenn schon, denn schon. Bei der Bestellung der gedruckten Aktien war ich mir nicht sicher. Eine Aktie schien mir gar mickrig und 500 Stück kamen mir zu protzig vor. Also sind es 100 Stück geworden, mit denen ich mir, klassisch bedruckt, wie sie sind, im Zweifelsfall das Häusl tapezieren kann.


Am Donnerstag kam dann das ganze Paket per Post: Lederband mit Goldprägung, Stempel, gedruckte Aktien mit dem Namen meiner INC. 429 US-Dollar oder 316 Euro hat der Spaß gekostet. Gut, es wäre auch schneller gegangen: Die Eilzuggründung einer Aktiengesellschaft geht binnen 24 Stunden und kostet 599 US-Dollar oder 442 Euro. Kein Mindeststammkapital, kein Gewerbeschein, keine Kammer, keine Umlage, keine Einschränkungen.

Kurz war ich versucht, ein Bauunternehmen anzumelden. Schließlich denkt sich jeder Journalist, dass er einmal im Leben etwas Ordentliches machen sollte. Also warum nicht Baumeister? Einfache Anmeldung genügt, ein Befähigungsnachweis wird nicht verlangt. Ausbildung und Erfahrung sind nicht notwendig, wenngleich auf der Infowebseite des Handelsregisters der nützliche Hinweis kommt, dass es vielleicht gerade bei Bauunternehmen ratsam sei, im Gründungsteam jemanden dabei zu haben, der schon irgendwann einmal irgendetwas gebaut hat, selbst wenn es aus Legosteinen war.

Ich hab mich dagegen entschieden, weil im Kleingedruckten stand, dass eine Versicherung abzuschließen sei. Was natürlich in meinem Fall grundvernünftig gewesen wäre, denn wer will sich schon von einem unversicherten Journalisten sein Haus bauen lassen.

Es war mir dann zu kompliziert, außerdem hätte mein Chef vom Dienst für die unnötige Rechercheaufwendung einer Baumeisterversicherung wohl kein Verständnis gehabt. Also ist es eine Medienaktiengesellschaft geworden. Schuster, bleib bei deinen Leisten.

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