Es war überraschend, zu sehen, wie wenig es eigentlich gebraucht hat, um die Stimmung zu drehen. Ein neuer Parteiobmann und Vizekanzler, ein neuer Finanzminister und schon erlebte die siechende ÖVP einen Aufschwung in den Meinungsumfragen. Es war ein Beweis dafür, dass die Österreicher ein genügsames Völkchen sind und der kleinste Schritt als Signal einer Zeitenwende interpretiert wird. Ich habe das nie verstanden. Strukturell hat sich nämlich nichts verändert, ein paar neue Köpfe in einem uralten System – mehr war das nicht. Aber ich bin ein Skeptiker und habe schon vor Jahren aufgegeben, das österreichische System für reformierbar zu halten. Es ändert sich erst etwas, wenn der Offenbarungseid geleistet ist und die Institutionen – vormals Troika – das Regiment übernehmen. Vorher bleibt alles, wie es war, nur ab und zu sorgen frische Gesichter für neuen Unterhaltungswert.
Die Zahl der Skeptiker wächst, selbst die größten Optimisten werden jetzt nach der Präsentation des Steuerreförmchens zu Zweiflern. Wenn Großkoalitionäre von der Entlastung des kleinen Mannes reden, ist es höchste Zeit, sein Geldbörsel zu verstecken – weil sich der Staat anschickt, tief hineinzugreifen.
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