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»Was sie aber mit Gewissheit nicht sind, ist faul«

HMP-Geschäftsführer und Report-Kolumnist Thomas Schmutzer über eine neue Generation an Arbeitskräften, die dringend für eine Heterogenität in den Unternehmen gebracht wird.

Die Wiener Kaffeehauskultur blickt auf eine lange Tradition zurück. Auch ich arbeite hin und wieder sehr gerne im Kaffeehaus und konnte bei meinem letzten Besuch nicht umhin, ein Gespräch am Nachbartisch mitzuverfolgen. Es handelte sich um zwei Studenten, die sich über ein kürzlich stattgefundenes Bewerbungsgespräch unterhielten.

»Und am Ende habe ich mich dann erkundigt, welche Modalitäten denn hinsichtlich Home Office in der Firma angewandt werden«, sagte der eine und fuhr fort: »Darauf schaut mich die Personalerin an und sagt völlig ernst, dass es bei ihnen Kernarbeitszeiten gibt, zu denen man sich im Unternehmen aufzuhalten hat. Home Office würde nur sehr punktuell zugelassen und wenn, dann für höherrangige Mitarbeiter.« »Was?«, antwortete der andere. »Leben die denn noch im Mittelalter? Hast eh gleich abgesagt, oder?«

Obwohl ich mich persönlich intensiv mit den Veränderungen im Arbeitsleben und den Anpassungen, die unter dem Schlagwort »Neue Welt der Arbeit« zusammenlaufen, beschäftige, war ich dennoch überrascht von der Heftigkeit der Reaktion der beiden jungen Leute. Als Teil der Generation Y, auch genannt Digital Natives, waren sie wie selbstverständlich davon ausgegangen, dass die Möglichkeit zu Home Office ein gelebter Teil der Firmenkultur ist. Ob der Bewerber den Job schlussendlich annahm oder nicht, habe ich nicht erfahren. Eines aber ist gewiss: Jenes Unternehmen hat wahrscheinlich bald ein Problem damit, wie es am Arbeitsmarkt als Arbeitgeber wahrgenommen wird, dem sogenannten »Employer Brand«.

Digital Natives
Von den einen werden sie als »Rosinen­picker« wahrgenommen, wiederum von anderen Firmen als High Potentials, die es in jedem Falle für sich zu gewinnen gilt. Grundlegende Voraussetzung dafür ist nicht nur ein Job, der sinnstiftend ist, während er gleichzeitig ermöglicht, eine ausgewogene Work-Life-Balance zu halten, sondern der auch – im Vergleich zu vor einigen Jahren – stark veränderte Arbeitsstile mit sich bringt. Home Office ist hier nur eine der Ausprägungen. Auch »Bring your own device« und »Bring your own app« stellen Unternehmen vor große Herausforderungen, besonders, was IT und Security betrifft.

Wir alle sind uns wahrscheinlich in dem Punkt einig, dass eine Firma und ihr Erfolg auch stark von der Heterogenität ihrer Mitarbeiter profitiert. Diese Heterogenität betrifft Fachwissen, Expertise, Arbeitsstil genauso wie Dynamik und natürlich das Alter der Belegschaft. Die Herausforderung betrifft uns alle. Alle, die ein Unternehmen leiten, alle die am Erfolg beteiligt sind, alle die in Unternehmen arbeiten.
Digital Natives sind mit ihren Wünschen und Forderungen auf den ersten Blick vielleicht gewöhnungsbedürftig. Sie sehen Dinge mit anderen Augen und definieren sich und Begriffe wie Erfolg und Leistung anders als noch die Generation vor ihnen. Was sie aber mit Gewissheit nicht sind, ist faul. Sie können und vor allem wollen sie arbeiten, und sie wollen viel arbeiten. Aber sie möchten dann auch wieder ruhigere Phasen erleben können, um sich auf andere Aspekte zu konzentrieren. Mit vielem, was sie tun, sagen und denken, stoßen sie vielleicht den einen oder anderen vor den Kopf. Und dennoch: Sie sind auch die Zukunft – und diese hat seit jeher Veränderungen gebracht.

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