Im Februar 2019 machten erstmals Nachrichten die Runde, dass UPC Schweiz einem Übernahmeangebot von Sunrise zugestimmt hatte. Nun wurde die Übernahme durch die Wettbewerbskommission COMCO bestätigt. Sunrise zahlt rund 5,5 Milliarden € für die Rechte des Tochterunternehmens von Liberty Global. Im Gegensatz zur vorherigen Übernahme von UPC Austria durch die Telekom sind bei Weitem noch nicht alle Betroffenen zufrienden. Eine Bestandsaufnahme der aktuellen Situation.
Aktionäre äußern sich gemischt zur Übernahme
Grafik: IG Infografik
5,5 Milliarden € war der Deal nach Verhandlungen der Verantwortlichen beider Seiten wert und mit dieser Summe sicherte sich Sunrise die Übernahme von UPC Schweiz. Der gezahlte Betrag soll vor allem dazu dienen, die Position als zweitgrößter Anbieter für Mobile, TV, Festnetz und Breitbandkommunikation in der Schweiz zu festigen. Damit handelt es sich um einen höheren Preis als in den Beispielen Apple oder Sony, wie in der obenstehenden Infografik einsehbar ist. Zugleich bezahlte Sunrise rund 3,6 Milliarden € mehr als die Telekom vor zwei Jahren für UPC Austria.
Sunrise-CEO Olaf Swantee stellte in einer ersten Erklärung die besonders anhaltenden Innovationen und eine verbesserte Kundenerfahrung in den Vordergrund. Bei den Anlegern überzeugte diese Strategie auf den ersten Blick nicht, wie der Absturz von 81,40 CHF auf 74 CHF innerhalb eines Tages beweist. Der Kurs von Sunrise fiel bis in den Mai hinein weiter auf rund 67 CHF. Händler, die auf ihrem CFD Konto mit den derivativen Wertpapieren handelten, zeigten sich erst im Juni wieder etwas optimistischer hinsichtlich der Zukunft des Unternehmenswertes.
Ein Grund für diesen Durchhänger waren vor allem die eigenen Aktionäre. Mit Freenet stimmte ein großer Name und Sunrise-Aktionär gegen die Übernahme in ihrer vorgestellten Form. Ursächlich dafür seien die Unausgewogenheit und Nachteile der Kapitalerhöhung um 4,1 Millionen CHF sowie des Kaufpreises selbst. Letzterer sorge angesichts des angespannten Marktumfeldes für Sorgen bei allen Aktionären, die dementsprechend Risiken mittragen müssen. Wie entwickelt sich UPC Schweiz in den kommenden Jahren nach der Übernahme? Abseits von Freenet zeigten sich nicht alle Aktionäre der Übernahme gegenüber negativ eingestellt. Laut Reuters stellten sich einige der größten Aktionäre hinter den Deal und bezeichneten ihn als strategisch extrem sinnvoll. Dieses Muster war ebenfalls bereits aus der UPC Austria Übernahme bekannt.
Übernahme wird durch COMCO bestätigt
Swiss competition body approves Sunrise acquisition of UPC Switzerland https://t.co/4SsYVToef5 pic.twitter.com/TmQMAQ7bhr
— Digital TV Europe (@digitaltveurope) September 27, 2019
Sunrise widersprach Freenet in einer Stellungnahme selbst mit Nachdruck und stellte die vermeintlichen Vorteile für den Konzern abermals in den Fokus. Trotz der vorhandenen Bedenken stimmte die Schweizer Wettbewerbskommission COMCO der Übernahme um 5,5 Milliarden €, ohne jegliche Bedingungen oder zusätzliche Regelungen, am 26. September 2019 zu. Auf der Sunrise-Sonderversammlung am 23. Oktober soll die Kapitalerhöhung beschlossen werden, ehe die Transaktion im Dezember dieses Jahres stattfindet. Auf der Versammlung möchten die Konzernvorstände auch nochmals einen Schritt auf Freenet zugehen. Sunrise' erste Priorität nach der Entscheidung ist der Infrastrukturausbau des Hochgeschwindigkeitsinternets inklusive 5G. Sowohl Privat- als auch Geschäftskunden von UPC Schweiz sollen von der Übernahme profitieren und letztlich dafür sorgen, dass der Marktanteil von Sunrise steigt.
Im Dezember 2017 wurde bereits der österreichische UPC-Ableger übernommen. Um 1,9 Milliarden € ging das Unternehmen vor fast zwei Jahren an T-Mobile Austria, ehe sich beide unter dem Namen Magenta Telekom fanden. Die Übernahme in Österreich bot deutlich weniger Streitpotenzial, da sie zum Zeitpunkt ihres Geschehens von allen Seiten als marktgerecht eingestuft wurde. Nach der Übernahme stiegen die Telekom-Austria-Aktien merklich an, wodurch sie sich wiederum von der Sunrise-Übernahme von UPC Schweiz unterschied. Es bleibt interessant zu beobachten, ob auch das Schweizer Unternehmen in näherer Zukunft einem Rebranding unterzogen wird und in welche Richtung sich der Aktienkurs nach Überweisung der Kaufsumme entwickelt.
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