Wer gern arbeitet, arbeitet besser
Teil 2
„Sie sind zum Arbeiten hier – nicht zum Wohlfühlen!“, dieser Satz bringt die vorherrschende Grundstimmung in vielen deutschen und österreichischen Unternehmen auf den Punkt.
Wir sprechen mit Dr. med. Roman Szeliga, Arzt und Manager, Moderator, Vortragender und Autor darüber, ob sich Humor verordnen lässt und wie man durch ein wertschätzendes und humorvolles Miteinander Burnout vorbeugen kann.
HIER geht es zu Teil 1 des Interviews mit Dr. med. Roman Szeliga.
NM und MD: Lässt sich Humor verordnen?
Roman Szeliga: So gern ich es als Mediziner täte, die Wunderdroge Humor lässt sich leider nicht per Rund-Mail oder Hausordnung festschreiben. Firmen können sich lediglich bemühen, ein „wohlwollendes, unterstützendes Klima“ zu schaffen, in dem sich Menschen trauen, witzig, kreativ und humorsensibel zu sein. Die gute Nachricht ist, Sie können ihn trainieren, diesen ganz persönlichen, authentischen Sinn für Humor und den Mut, lächelnd anders zu sein.
„Sie sind zum Arbeiten hier – nicht zum Wohlfühlen!“, dieser Satz bringt die vorherrschende Grundstimmung in vielen deutschen und österreichischen Unternehmen auf den Punkt. „Und ob!“, möchte und muss man da entgegenhalten. Denn wo der Weg hinführen kann, wenn man Arbeit immer bierernst nimmt und sich jede Freude missgönnt, wissen wir: in den Burnout. Jener Begriff, der nur von Feuerwehrmännern in den Mund genommen werden sollte.
NM und MD: Dabei könnte Prävention durch ein sensibles, wertschätzendes und humorvolles Miteinander im großen Maßstab enorme Summen sparen.
Roman Szeliga: Ja auf jeden Fall. Denn Burnout kostet Österreich zusätzliche 7 Milliarden on Top des Gesundheitsbudgets, Deutschland 60 Milliarden. 20% aller Frühpensionen werden durch Burnout verursacht und 67% aller Krankheiten haben eine mitunter ausschlaggebende psychosomatische und psychosoziale Komponente. Dazu kann auch der Mangel an Wertschätzung und Wohlfühlen am Arbeitsplatz gezählt werden. Warum warten bis der Leidensdruck unerträglich wird, wenn wir doch auch jetzt schon umdenken und neu handeln könnten? Laut Umfragen ist für 97% der amerikanischen CEOs Humor im Job Gold wert, und 60% von ihnen sind der Auffassung, dass ein lustiges Wesen den Karriereweg erleichtert. Kein Wunder also, dass sich in den USA Humor als Bestandteil erfolgreicher Firmenkultur bereits etabliert hat.
NM und MD: Das Meinungsforschungsinstitut Gallup stellt immer wieder und das seit Jahren zur Mitarbeiterzufriedenheit fest: „Sind Arbeitnehmer von ihrem Job gelangweilt oder gar demotiviert, leidet das ganze Unternehmen.“
Roman Szeliga: Genauso ist es. Studien belegen, dass 70% aller Berufstätigen keinen Spaß an ihrem Job haben. Die emotionale Bindung und Loyalität fehlt gar bei 90%. Schätzungen zufolge verlieren österreichische Unternehmen jedes Jahr die unvorstellbare Summe von vier Milliarden Euro – und zwar die nur deswegen, weil sich viele Mitarbeiter innerlich bereits von ihrer Firma losgesagt, um nicht zu sagen, gekündigt haben.
Ein gutes und günstiges Gegenmittel, Sie ahnen es, ist der Humor. Humor gilt als einer der stärksten Motivationsfaktoren unserer Zeit. Nachhaltige Motivation fördern können Sie, indem Sie Ihre Mitarbeiter bei einer guten Leistung, gewissermaßen in flagranti, ertappen und sie sofort persönlich und konkret dafür loben. So fühlt sich der Mitarbeiter wertgeschätzt und ist dadurch auch überzeugt, wichtiger Bestandteil des Unternehmens zu sein. Ein Lob, ein ehrliches Kompliment mit einem Lächeln garniert, ist das wertvollste Geschenk, das Sie einem Mitarbeiter machen können und das kostet nichts.
NM und MD: Wer gern arbeitet, arbeitet besser.
Roman Szeliga: Richtig! Was spricht also dagegen, Humor, Lob und positiver Kommunikation im Job mehr zu kultivieren, mehr bewusst einzusetzen? Das macht das Leben für uns alle schöner. Und vergessen Sie nicht: Was wir heute tun, entscheidet darüber, wie der Welt von morgen aussieht. Humor ist einer der Schlüssel dazu!
NM und MD: Vielen Dank für das Interview!
By accepting you will be accessing a service provided by a third-party external to https://archiv.report.at/