Der Hochfrequenzhandel an der Börse wurde zuletzt breiter thematisiert – die Regierungskoalition hat einen Gesetzentwurf zur schärferen Regulierung vorgelegt. In den USA machte der Hochfrequenzhandel im Aktiengeschäft 2011 mehr als 50% des Handelsvolumens an, in Europa waren es 35%.
Hochfrequenzhandel, darunter wird der Teilbereich des algorithmischen Handels verstanden, bei dem Aufträge massenhaft in Sekundenbruchteilen an den Börsen platziert werden. „Zeit ist Geld“ – das gilt auch und gerade an der Börse. Wer das nötige Kleingeld hat und sich ein entsprechendes Equipment leisten kann oder will und dieses dann auch noch –zwecks kurzer Leitung- direkt an Börse in Stellung bringt, erkauft sich damit einen Geschwindigkeitsvorteil gegenüber anderen Marktteilnehmern.
So weit, so gut und auch nichts Neues. Der eine investiert in Analysten, um einen Vorsprung herauszuholen, der andere in Maschinen. Jeder wie er will (und kann). Der Privatanleger kann da nicht mithalten – ob er deswegen grundsätzlich im Nachteil ist?
Insofern ist aus meiner Sicht gegen den Hochfrequenzhandel an sich nicht viel zu sagen, gleiche Voraussetzungen der Marktteilnehmer gibt es sowieso nicht. Eine über die Maßen unfaire Vorteilsnahme sehe ich hierbei aber noch nicht.
Der Punkt ist ein anderer: Per Hochfrequenzhandel werden auch Aufträge zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren eingestellt, die nur dazu da sind, Marktreaktionen zu testen und wieder herausgenommen werden, bevor es zu einem Geschäft kommt. Damit können andere Marktteilnehmer ausgespäht werden und damit ist aus meiner Sicht die Grenze zu einem unfairen Wettbewerb überschritten.
Die Verfechter solchen Hochfrequenzhandels verweisen auf die „Liquidität“, die er für die Börsen bringt. Es handelt sich jedoch eine Liquiditätsillusion, wie Rudolf Hickel, Wirtschaftsprofessor in Bremen, richtig bemerkt. Zudem tummelt sich der Hochfrequenzhandel bei den Blue Chips, wo keine zusätzliche Liquidität gebraucht wird.
Der ursprüngliche volkswirtschaftliche Sinn der Börse lag darin, Investoren und Unternehmer zusammen zu bringen. Davon leitet sich die heutige Funktion der Börse ab, Angebot und Nachfrage hinsichtlich Wertpapieren auszugleichen. Der Hochfrequenzhandel in der oben beschriebenen Form erfüllt keine solche Funktion. Er ist eher vergleichbar mit Scheingeschäften, die nur getätigt werden, um andere Marktteilnehmer zu täuschen.
Der Hochfrequenzhandel ist in der beschriebenen Ausformung ordnungspolitisch kontraproduktiv zum Funktionieren eines fairen Marktes und gehört daher untersagt.
Etwas anderes ist der algorithmische Handel, der darauf abzielt, Kauf- und Verkaufszeitpunkt von Wertpapiere mit bestimmten Programmen zu ermitteln. Wie schnell solche Orders dann umgesetzt werden, ist zweitrangig. Um zu verhindern, dass hiermit ein Verbot des oben beschriebenen Hochfrequenzhandels umgangen wird, kann man über bestimmte Haltefristen nachdenken.
Ein Verbot des Hochfrequenzhandels im oben beschriebenen Sinne wird es allem Anschein nach aber nicht geben. Es ist wie bei der Tabaksteuer. Der Staat verdient gerne am Tun seiner Bürger, auch wenn es gesundheits- oder sonstwie schädlich ist.
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