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Wer lebt schon gern passiv?

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Das Passivhaus wird heute vielfach als Stand der Technik angesehen. Das ist insofern unverständlich, als das Passivhaus in der Praxis auch rasch an seine Grenzen stößt. Außerdem ermöglicht der in der OIB-Richtlinie festgelegte »Duale Weg« zur Steigerung der Energieeffizienz, dass viel Wege nach Rom führen.

Wie bei vielen anderen Marken ist auch das »Passivhaus« zu einem Synonym für einen bestimmten Produkttyp bzw. eine Bauweise geworden. Im Lichte der EU-Gebäuderichtlinie (EPBD) ist diese Bauweise aber nur eine von mehreren, die unter dem Begriff »Niedrigst­energiegebäude« zusammengefasst werden.

Bei der Entstehung der OIB-RL 6 »Energie- einsparung und Wärmeschutz« im Jahr 2015 hat man sich in Österreich auf den sogenannten »Dualen Weg« verständigt. Dieser besagt, dass die Energieeffizienzanforderungen von Gebäuden nicht nur über die Dämmung der Gebäudehülle erreicht werden können, sondern auch durch Kombinationen aus Dämmung plus vor Ort erzeugte erneuerbare Energie. Die Effizienz dieser Kombinationen wird durch den Faktor der Gesamtenergieeffizienz, fGEE, ausgedrückt. Der fGEE-Wert muss die Mindestanforderungen des sogenannten nationalen Plans erreichen und liegt derzeit bei 0,80 und ab 2020 bei 0,75.

Wo das Passivhaus an Grenzen stößt

Der klassische Typ des »Passivhauses« kommt definitionsgemäß ohne Zusatzheizung und ohne eigene Energieerzeugung aus. Es benötigt eine optimale Luftwechselrate, die das Gebäude mit Frischluft versorgt und nicht zu stark abkühlen lässt. Fehlende Heizung und kontrollierte Wohnraumlüftung werden allerdings von Bewohnern oft sehr unterschiedlich empfunden. Es wird daher nicht selten das eigentliche Konzept durch Individuallösungen wie z.B. zusätzliche Elektroheizungen oder generell über längere Zeit geöffnete Fenster gestört, um das Raumklima den persönlichen Bedürfnissen anzupassen. Das eigentlich gut gemeinte Konzept stößt dann allerdings rasch an seine Grenzen.

Breite Palette an Alternativen

Trotz dieser möglichen Beeinflussung des Gesamtsystems durch den Einzelnutzer wird der »Passivhausstandard« heute vielfach als Stand der Technik des energieeffizienten Bauens betrachtet und in Lehre und Ausbildung dementsprechend vorangetrieben. Etwas unverständlich, wenn man bedenkt, dass es eine breite Palette an Alternativen gibt, die durch den Einzelnutzer nicht beeinflusst werden können und dazu noch Energiekosten durch den Einsatz erneuerbarer Energie sparen.

Photovoltaik, Solarthermie oder Geothermie bzw. auch die Kombination mit einem Solarspeicher oder einer Bauteilaktivierung zur Zwischenspeicherung der Energie ist möglich, um erneuerbare Energie längerfristig zu speichern. Sinkt die Temperatur im Speicher, kann mithilfe von Solarthermie und Wärmepumpen das für die Heizung notwendige Niveau wieder erzeugt werden. Mit Überschüssen werden die Speicher aufgeladen. Es gibt daher verschiedene Modelle, die den Niedrigstenergiestandard erfüllen und den individuellen Komfort der Nutzer zulassen. Frei nach dem Motto »Viele Wege führen nach Rom« sollte auch hier die Diskussion vielfältig geführt werden.

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