Bei Building Information Modeling geht es nicht um ein gemeinsames 3D-Modell, mit dem alle Beteiligten in Echtzeit arbeiten. Das hätte fatale praktische und vor allem rechtliche Folgen. Vielmehr geht es um eine für alle zugängliche Datenbasis, in die die einzelnen Gewerke ihre Ergebnisse exportieren. Eine kurze Richtigstellung eines weit verbreiteten Irrtums.
In Anlehnung an einen bekannten Werbeslogan der Vergangenheit könnte man sagen »Die Geschichte des BIM ist eine Geschichte voller Missverständnisse«. Spreche ich mit Kollegen und Bauherrnvertretern über BIM, höre ich immer wieder, dass viele mit BIM das »Arbeiten an und in einem gemeinsamen BIM-Modell« assoziieren – und zugleich Sorge haben, wie denn das mit den vielen unterschiedlichen am Markt angebotenen Softwareprogrammen funktionieren soll.
Diese Sorgen wären mehr als berechtigt, wenn mit dem immer wieder zitierten »gemeinsamen BIM-Modell« tatsächlich ein einziges, alles beinhaltendes 3D-Modell gemeint wäre – und noch größer wäre in dem Fall meine Sorge bezüglich der juristischen Folgen (Haftungsgemeinschaft, keine Abgrenzung zwischen Eigen- und Fremdleistung möglich). Das ist es aber zum Glück nicht, ganz im Gegenteil. Unter einem gemeinsamen Modell versteht man hier eine zentrale, für alle Projektbeteiligten zugängliche Datenbasis, in der die Planungsgrundlagen sowie die Planungsergebnisse aller Beteiligten in Form von allgemein verfügbaren und dokumentierten Datei- und Datenbankformaten allen Beteiligten zur Verfügung stehen. Diese Daten sind auch keine Echtzeitdaten, vielmehr werden von den Projektbeteiligten aus ihrer Planungssoftware heraus die zur jeweiligen Planungsphase geforderten Daten mittels geeigneter Schnittstelle in ein offenes »BIM-Format« exportiert.
Damit erübrigt sich auch schon die zweite große Sorge, nämlich dass man in der BIM-Planung sein gesamtes Planungs-Know-how in Form der Arbeitsdatei offenlegen muss. Nein – das muss und soll man nicht. Der Planer stellt im »gemeinsamen BIM-Modell« den Kollegen genau jene Planungsergebnisse zur Verfügung, für die er beauftragt wurde und unter Berücksichtigung der vorangegangenen Planungsergebnisse seines »Vormanns«.
Es ist also im Sinne aller Beteiligten, wenn gemeinsam daran gearbeitet wird, dieses Missverständnis möglichst rasch aus der Welt zu bekommen. Nur dann kann zielgerichtet und effizient an der Weiterentwicklung der Zusammenarbeit gearbeitet werden.
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