Bei der Berechnung des ökologischen Fußabdrucks spielen CO2-Emissionen eine zentrale Rolle. Warum Kriterien wie Flächenverbrauch, Transport oder Nutzungsdauer stärker berücksichtigt werden sollten.
Der sogenannte »Fußabdruck« ist mittlerweile modern geworden. Während man früher stets große Fußabdrücke hinterlassen wollte – damit andere gar nicht vorbei kommen oder auch nur einfach deshalb, damit man gesehen wird –, ist heutzutage ein kleiner Fußabdruck begehrt. Der beste Fußabdruck aber ist zweifelsohne jener, den man sich selber gerne zu Eigen macht. Das Tolle daran ist nämlich, dass man die Grenzen der Einflüsse auf den Fußabdruck beliebig festlegen kann, da es ja keine einheitlichen Berechnungsmodelle gibt. Negative Einflüsse, die den Fußabdruck vergrößern, lassen sich daher problemlos eliminieren. Aber was bringt so ein CO2-(Bau-)Produkt-Fußabdruck denn wirklich? Oder anders gefragt, wie lässt sich das Erdklima dadurch beeinflussen? Die österreichweiten Emissionen werden durch die Aktivitäten in den Sektoren »Produktion« und »Verkehr« dominiert. Für den ökologischen Fußabdruck sind aber Kriterien wie der Flächenverbrauch pro Kopf maßgeblich. Wenn man nun berücksichtigt, dass weltweit jährlich 80 Millionen Erdenbürger hinzukommen, dass in den nächsten zehn Jahren der weltweite LKW-Anteil um rund 40 %, der PKW-Anteil um rund 35 % wachsen wird und dass es 2030 anstatt derzeit rund 17.000 Flugzeugen täglich 34.000 Flugzeuge pro Tag in der Luft geben wird, darf die Frage gestellt werden, welchen Einfluss die Produktion von europäischen Bauprodukten auf die Emissions-Statistik dann überhaupt noch haben wird. Der World Energy Outlook 2014 geht von einer dramatischen Exportreduktion von energieintensiven Produkten bis 2030 aus. Die zunehmende Mobilität – ob man das für gut oder schlecht hält, soll an dieser Stelle nicht bewertet werden – wird sich mit Sicherheit nicht aufhalten lassen. Warum auch sollen andere Kontinente auf das verzichten, was wir in Europa seit Jahrzehnten vorleben? Es darf also mit Fug und Recht die Frage gestellt werden, ob das Kriterium CO2-Emissionen in Bezug auf die Produktion von Bauprodukten in Europa überhaupt noch zeitgemäß ist. Und sollten daher nicht andere Kriterien wie z.B. Flächenverbrauch, Transport oder Nutzungsdauer eine wesentlich größere Rolle spielen? Es wäre also längst an der Zeit, ein einheitliches, umfassendes Fußabdruck-Modell zu entwickeln. Denn bei all der Dringlichkeit und Wichtigkeit ökologischer Faktoren ist im Baubereich der zeitliche Fußabdruck eines Bauproduktes/ Bauwerkes letztendlich die allumfassende Größe. Die Fußabdrücke römischer Baukunst aus Beton und Ziegel sind nach wie vor der Menschheit zugängig und ein Zeichen dafür, dass die Nutzungsphase solcher Bauwerke unendlich wird. Ist das kein guter und nachhaltiger Fußabdruck? Oder kennen Sie – ökologischer Fußabdruck hin oder her – historische Bauwerke aus anderen Baumaterialien, die einen derart langen Zeitraum überlebt haben?
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