Zukunft der Bauwirtschaft
- Written by Redaktion
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Drei Studien zeichnen ein unterschiedliches Bild der Zukunft der Bauwirtschaft.
Chance Infrastruktur
In der aktuellen Studie »Global Construction Survey 2012« kommt das Beratungsunternehmen KPMG zu der Erkenntnis, dass die Hoffnungen der internationalen Bauindustrie vor allem auf Infrastrukturprojekten ruhen. Befragt wurden 161 Geschäftsführer großer globaler Anlagenbau- und Baufirmen in 27 Ländern. Aus Österreich nahmen vier große Baukonzerne teil.
Während die Auftragslage bei Geschäfts-, Wohn- und Industriebauprojekten weiter rückläufig ist, rechnen 41 % der Befragten mit einem Auftragszuwachs bei Erdöl-, Erdgasprojekten und erneuerbarer Energie. Die größte Sorge bereitet den Unternehmen laut Studie die instabile Wirtschaftslage. Um dafür gewappnet zu sein, sehen die Unternehmen vor allem in der Beschaffungs- und Zulieferkette (59 %) sowie in verbesserten Geschäftsprozessen (53 %) Potenzial, ihre Kosten zu optimieren. Eine deutliche Reduktion der Kosten wird vor allem von US-Unternehmen angestrebt; dort bemüht man sich redlich, ein kostenbewussteres Denken direkt in der Unternehmenskultur zu verankern. In Österreich setzen die Baufirmen zwar auf weitere Optimierungen, eine deutliche Reduzierung der Kosten sei aber nicht zu erwarten, so Wilhelm Kovsca, Geschäftsführer bei KPMG.
Robustes Wachstum
Ein deutlich freundlicheres Bild für die europäische Bauwirtschaft zeichnet Marktanalyst Andreas Kreutzer. Er kommt in seinem aktuellen Branchenradar zu dem Schluss, dass die Bauwirtschaft in Europa von der erwarteten Konjunkturdelle kaum tangiert wird. Die Hochbaukonjunktur ist ganz gut in Fahrt und legte laut Kreutzer im abgelaufenen um 5,1 % auf 332 Milliarden Euro zu. Als Wachstumsmotor fungiert auch im Baugeschäft Deutschland, das rund 80 % des Umsatzwachstums beisteuert. Auch in Polen, der Schweiz und Österreich lief das Geschäft zufriedenstellend, während in Tschechien, der Slowakei und in Ungarn der Markt abermals schrumpfte. Dass die Bauwirtschaft angesichts der allgemeinen Wirtschaftslage mit Sorgen in die Zukunft blickt, ist laut Kreutzer ein fataler Irrtum. »Nach Auswertung aktuell vorliegender Daten wird sich das abschwächende Wirtschaftswachstum im Jahr 2012 praktisch kaum auf die Geschäftstätigkeit am Bau auswirken«, sagt Kreutzer, der vielmehr mit Umsatzwachstum von knapp 5 % rechnet. Als Wachstumstreiber fungiert ausgerechnet der Wohnbau. So stiegen etwa in Deutschland die Baubewilligungen das dritte Jahr in Folge, im Jahr 2011 kräftig um 16 %. Und neben der Schweiz floriert der Wohnbau laut Kreutzer auch in Österreich. Auch bei uns habe die Zahl der Wohnbaubewilligungen stark angezogen. Für 2011 rechnet Kreutzer bei neu errichteten Gebäuden mit einem Anstieg von 9 % auf insgesamt 45.400 Wohneinheiten. Rückgänge im geförderten Wohnbau würden aufgrund der großen Nachfrage nach Eigentum durch freifinanzierte Häuser mehr als kompensiert.
Sicherheit statt Rendite
PricewaterhouseCoopers hat sich in der Studie »Emerging Trends in Real Estate« den europäischen Immobilienmarkt näher angesehen und hat dabei wenig überraschend festgestellt, dass die Wirtschaftskrise für Unsicherheit auf dem Immobiliensektor gesorgt hat. Als Folge wählen Investoren die Märkte eher nach dem Sicherheitsgedanken aus und nicht nach den Renditechancen.
Wie es auf den Immobilienmärkten in Zukunft weitergehen wird, hängt laut PwC vor allem davon ab, ob die jüngsten gesetzlichen Maßnahmen die Bereitschaft der Banken zur Kreditvergabe erhöhen und ob ein allfälliger, durch Staatsverschuldung ausgelöster erneuter Zusammenbruch des Finanzmarktes letztlich dazu führt, dass Bankenbesitz in großem Umfang auf den Markt kommt.
Ein beherrschendes Thema wird 2012 auch das Fremdkapital sein. »Allgemein herrscht eher Pessimismus, was die Verfügbarkeit von Fremdkapital im heurigen Jahr betrifft, und die größten Schwarzseher sind bezeichnenderweise die Kreditgeber«, sagt Wolfgang Vejdovsky, PwC Österreich. Nur 6 % der Kreditgeber sind der Ansicht, dass ebenso viel Fremdkapital verfügbar sein wird wie 2011, 42 % glauben, dass es etwas weniger geben wird und 52 % erwarten wesentlich weniger verfügbares Fremdkapital.