Jenseits von Gut und Böse
- Written by Redaktion_Report
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Der Papst hat seinen Segen gegeben, auch mit Mohammeds Regeln ist Geldverdienen durchaus vereinbar. Dass an den Börsen keine Melonen oder Feigen, sondern Aktien gehandelt werden, ist dem Lauf der Zeit zuzurechnen. Denn Kirchen jedweden Glaubens galten seit jeher als immens geschäftstüchtig und verstanden es auch, ihre Machtposition zum eigenen Vorteil zu festigen. Warum also nicht auf den Finanzmärkten mitmischen?
Tatsächlich hat 9/11 weltweit eine Welle der Religiosität in Gang gesetzt, die nicht nur das private Leben, sondern längst auch Wirtschaft und Politik erfasst. Die von George W. Bush demonstrativ zur Schau gestellte Betonung christlicher Werte ist zwar auch eine Trotzreaktion auf die islamistische Bedrohung, trägt aber in den USA inzwischen Früchte. Wie jeder Trend hat auch diese religiöse Welle bereits ihre Spuren auf den Aktienbörsen hinterlassen. Denn die - einer Bloomberg-Schätzung zufolge - rund 600.000 gläubigen Katholiken allein in den USA beflügeln zunehmend die Instinkte der Bankmanager. Tief religiösen und wertkonservativen Anlegern bieten Ethikfonds, die das Aktienportfolio nach religiösen Kriterien gewichten, eine entsprechende Nische. Nach Daten der Fondsgesellschaft Morningstar wuchs das Volumen von christlichen Glaubensfonds in den USA in den letzten zehn Jahren um beachtliche 3.500 Prozent von 370 Millionen auf 17 Milliarden Dollar.
Europa springt erst zögerlich auf diesen Zug auf. Allen Weltanschauungen offen zeigt sich dabei die Crédit Suisse. Im April legte die Schweizer Großbank den Scharia-konformen Aktienfonds »Equity Al-Buraq« auf. Wenig später folgte der Mischfonds »Christian Values«, abgesegnet von der päpstlichen Universität Regina Apostolorum und somit hochoffiziell mit christlichen Werten vereinbar.