Menu
A+ A A-

Führerlos durch den Verkehr

Im Jahr 1967 kam auf der Weltausstellung in Montreal das erste vollautomatische, führerlose Bahnsystem zum Einsatz. Der Expo-Express, ein computergesteuerter Nahverkehrsschnellzug verband die künstlich errichteten Inseln Sainte Hélène und Notre Dame mit dem Festland. Vier Jahre später wurde am Tampa International Airport in Florida eine Flughafenbahn in Betrieb genommen, die ferngesteuert ihre vorgegebenen Strecken befuhr. Seither erfreuen sich \"Automated People Movers\" (APM) vor allem in Asien und Nordamerika großer Beliebtheit. Auch Europa zieht jetzt langsam nach. Auf dem Universitätsgelände in Dortmund befördert eine vollautomatisch gesteuerte Großkabinenbahn täglich 5000 Personen, in den Docklands im Osten von London fährt die fahrerlose Stadtbahn \"Light Railway\" auf einer Strecke von 31 Kilometern 38 Stationen an und die französischen Städte Lille und Lyon verfügen über ein vollautomatisiertes U-Bahnnetz. Besonders begehrt sind führerlose öffis im Flughafenverkehr, etwa in New York, Chicago, Hongkong, Singapur, Zürich, Frankfurt oder London. Für Ortfried Friedreich, Vorsitzender des 11. APM Kongresses, der Ende April in Wien stattfand, ist diese Entwicklung keine überraschung. \"Flughäfen haben eine ganz andere Kundenorientierung als Kommunen. Es werden viel mehr Anstrengungen unternommen, um dem Kunden lange Wartezeiten zu ersparen.\" Hier setzt das Konzept von APM an. Zwischen den klassischen öffentlichen Verkehrsmitteln in Ballungszentren wie U-Bahn, Straßenbahn und Bus angesiedelt, sollen APMs die Grenzen zwischen Individualverkehr und öffentlichem Verkehr verschwinden lassen. Kleine Einheiten sollen eine häufige zeitliche und räumliche Verfügbarkeit sicher stellen. \"Je größer das Verkehrsmittel, desto größer die Wartezeiten\", erklärt Friedreich, der überzeugt ist, dass den APMs die Zukunft gehören wird. Den zweifellos vorhandenen Problemen architektonischer und infrastruktureller Natur müssten kreative Lösungen entgegensetzt werden.
Eines der aufregendsten APM-Projekte wird derzeit in Venedig in Angriff genommen. In der Lagunenstadt errichtet die Doppelmayr/Garaventa Gruppe ein modernes Kurzstrecken-Nahverkehrssystem. Ein Cable-Liner-Shuttle soll die Parkhäuser und die neu entstehenden Bürozentren auf der Insel \"Tronchetto\" mit der Altstadt von Venedig verbinden. Die 830 Meter lange Anlage ist mit zwei Zügen mit einem Fassungsvermögen von je 200 Personen ausgerüstet. Die Geschwindigkeit liegt bei knapp 30 km/h, 3.000 Personen sollen in der Stunde befördert werden. Auch in Las Vegas ist Doppelmayr aktiv. Im Spielerparadies wird für 47 Millionen Euro ein Cable Liner Shuttle errichtet. In Wien sind \"Automated People Movers\" noch kein Thema.
back to top