Wackeliger Gasmarkt
- Written by Redaktion_Report
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Die bislang optimistischen Vorhersagen zum Gasverbrauch in Europa müssen nach einer Analyse der internationalen Strategie- und Technologieberatung Booz Allen Hamilton differenziert betrachtet werden: Für 2030 seien bis zu 37 % des europäischen Gasverbrauchs, das entspricht 350 Milliarden Kubikmetern, an zu eng gefasste Szenarien geknüpft. Deren Eintritt sei im Augenblick alles andere als sicher. Diese 37 % entsprechen einem jährlichen Umsatzvolumen von 75 bis 80 Mrd. Euro, dem fünffachen Wert der geplanten durchschnittlichen jährlichen Investitionssumme in den europäischen Gasmarkt. Die Erwartungen zeigen große nationale Differenzen, die auf unterschiedlichste Faktoren zurückgehen. Dass der prognostizierte Gasverbrauch, an den auch entsprechende Investitionen geknüpft sind, nicht eintritt, trifft vor allem auf Länder mit aggressiven Expansionsplänen bei der Nutzung von Gas zu. Hierzu zählen insbesondere Deutschland, Italien und Großbritannien. »Gas hat ein hohes Potenzial, das ist unbestritten. Trotzdem sind unserer Ansicht nach die Prognosen in Relation zu anderen fossilen Rohstoffen zu optimistisch«, sagt Thomas Schlaak, Mitglied der Geschäftsleitung und Energieexperte bei Booz Allen Hamilton. »Der größte Knackpunkt liegt laut unserer Analyse bei der Wirtschaftlichkeit von Gas im Vergleich zu alternativen Brennstoffen. Denn der Gaspreis ist an den ölpreis gebunden - und sein derzeit hohes Niveau macht sowohl die Errichtung als auch den Betrieb der Gaskraftwerke unrentabel«, so Schlaak. Der Betrieb von Gaskraftwerken werde durch die Wettbewerbsfähigkeit der variablen Kosten, in die neben dem Brennstoff vor allem auch die Kosten für Emissionen von Treibhausgasen eingehen, bestimmt. Obwohl bei der Verbrennung von Gas deutlich (ca. 50 %) weniger CO2 als bei der Verbrennung von Steinkohle entsteht, sei Gas bei derzeitigen Preisprognosen stark benachteiligt.