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Smarte Partner

\"LautTechnologieunternehmen und IT-Dienstleister bringen sich rund ums Thema Smart Meter und M2M in Stellung. Ihre Argumente: Know-how, Personal und Erfahrung.

Die Anzahl ist gewaltig: 5,73 Millionen Stromzähler surren in Österreichs Gebäuden. 1,4 Millionen Gaszähler sind installiert. Den Energieversorgern, die unterschiedlich große Zählermengen im Feld haben, läuft schön langsam die Zeit davon. Die IT-Hersteller und Smart-Meter-Experten erwarten für die kommenden Monate die großen Ausschreibungen der Netzbetreiber für die Massen-Rollouts der intelligenten Zähler. Per Verordnung ist in Österreich nun der Weg vorgeschrieben: bis zum Jahr 2019 sollen bereits 95 % der Stromzähler getauscht sein. Und mit Stand heuer gibt es nun auch – wohlwollend betrachtet – genügend Anforderungsrichtlinien der öffentlichen Verwaltung für die zu installierenden Geräte und Systeme. Die Anforderungsverordnung IMA-VO 2011 regelt die fünfzehnminütige Datenaufzeichnen der intelligenten Messgeräte und die Übertragung der Daten bis spätestens 12 Uhr des Folgetages. Maximal 60 Tage sollten die Verbrauchsdaten am Zähler selbst gespeichert sein. Dann die Einführungsverordnung IME-VO 2012, die den Zeitplan, 10 % Smart Meter bis 2015, 70 % bis 2015 sowie 95 % bis 2019, vorgibt. Die E-Control übernimmt dessen Kontrolle und holt entsprechende Reportings bei den EVU ein. Schließlich die Verordnung DAVID zur Art und Weise, wie die Verbrauchsinformationen dargestellt werden müssen – am Gerät selbst sowie über ein Webportal für die Konsumenten. Noch aber tut sich das eine oder andere Fragezeichen bei den technischen Spezifikationen rund um Sicherheitsanforderungen an den Geräten auf. Solche Papiere umfassen in der Regel mehrere hundert Seiten. Der Gesetzgeber hat gerade einmal einen eineinhalb Seiten langen Text zusammengebracht. Die Zusammenfassung liest sich noch schneller: Smart Meter haben »dem technischen Stand der Dinge« zu entsprechen. Branchenvertreter betrachten dies dennoch nicht als Problem. »Mit gutem Willen und etwas Erfahrung können heute installierte Stromzähler auch später nachgerüstet werden«, bekräftigt ein Hersteller gegenüber dem Energie Report. Zwar steht nachträglichen Geräteupdates auf dem ersten Blick das heimische, strenge Eich- und Vermessungsgesetz im Weg – nach jeder Manipulation an einem Messsystems muss es neuerlich geeicht werden – doch ist auch dieses Kuriosum lösbar. Dazu  wird einfach der Bereich der Softwarefeatures und Funktionalitäten von der Messeinheit im Zähler logisch getrennt. Letztere bleibt so geeicht, auch wenn neue Firmware aufs Gerät gespielt wird.

Attraktiver Markt

Technologieunternehmen und klassische IT-Dienstleister bringen sich als Partner für die Netzbetreiber in Position. Unternehmen wie Tieto, Siemens und viele mehr betrachten sich als ideale Verbündete der E-Wirtschaft. Das Handling von Daten in millionenfacher Form ist in der Informationstechnologie seit Jahren Tagesgeschäft, und auch die Servicemannschaften stehen – selbstverständlich nach entsprechender Schulung – für die Rollouts Gewehr, respektive Zähler bei Fuß. Bei A1 Telekom Austria sieht man sich mit einer Workforce von 1.300 Mitarbeitern im Feld als überhaupt größte verfügbare Serviceeinheit in Land. Noch ist das Groß der Telekomtechniker nicht als Elektriker ausgebildet, aber dies sei teils mit entsprechenden Schulungen nachholbar, betont Bernd Liebscher. Der Geschäftsführer einer  eigene M2M-Business-Tochter der Telekom Austria weist auf Parallelen zum flächendeckenden IKT-Netz der TA hin: »Wir sind bereits überall, wo sich Stromzähler befinden.« Liebscher setzt auf Herstellerneutralität und will jene Stromzähler servicieren, die in Österreich zugelassen sind. Mit Stand November waren es freilich erst zwei Modelle. Die Energieversorger sind sehr schlank aufgestellt, weiß der Experte. Es liege nahe, bei einem Kraftakt wie einem landesweiten Zählertausch auf externe Dienstleister zurückzugreifen.

Heimisches Know-how

Auch das heimische Technologieunternehmen Kapsch bringt sich zum Thema Smart Energy in Stellung. Gemeinsam mit Partnern wie Echelon realisieren die Wiener eine eigene Gesamtlösung, die sich am neuesten Stand der Technik befindet. So betreibt Kapsch für die Stadtwerke Feldkirch eine integrierte Lösung mit derzeit 13.000 Smart-Meter-Einheiten in privaten Haushalten und Gewerbebetrieben. Bis 2016 soll auf 20.000 Stück aufgestockt werden. Kernstück der Lösung ist ein Kapsch-eigenes Meter-Data-Management. »Kapsch hat langjährige Erfahrung mit der Vernetzung von Geräten und mit der Steuerung von komplexen Systemen, etwa im Straßen- und im Bahnverkehr. Diese Erfahrungen setzen wir nun auch verstärkt bei Stromnetzen ein«, sagt Christian Schober, Geschäftsführer Kapsch Smart Energy.

Stimmungen unterschiedlich

Die Stimmung bei den Landesgesellschaften zu den bevorstehenden Rollouts ist sehr unterschiedlich. Manche, wie die Energie AG oder die Salzburg AG, sind bereits mitten im Ausbau ihrer Netze. Andere warten noch ab. Österreich ist deshalb im europaweiten Vergleich vom Spitzenfeld der »Dynamic Movers« weit entfernt. »Es fallen vor allem zwei Fakten ins Gewicht. In Österreich gibt es eine Vielzahl relativ kleiner Pilotprojekte und daher noch nicht so viele installierte Smart Meter wie in den führenden Ländern. Auch steht die Entwicklung von innovativen Dienstleistungen auf Basis von Smart Metern erst am Anfang«, erklärt Roland Hierzinger, Projektleiter des von der Österreichischen Energieagentur im November publizierten »European Smart Metering Landscape Report 2012«. Darin wird festgehalten, dass es bei der Einführung von Smart Metern und darauf aufbauenden Dienstleistungen ein Europa der unterschiedlichen Geschwindigkeiten gibt. Gemeinsam ist aber allen Ländern, dass es noch massive Skepsis der Kunden zu überwinden gilt. »Die Einführung von Smart Metern wird häufig mit dem Kundennutzen und der Möglichkeit des Energiesparens begründet. Der intelligente Stromzähler allein reicht dafür aber nicht aus«, so Hierzinger: »Smart Meter ohne nutzenstiftende Dienstleistungen sind wie eine schöne Vase ohne Inhalt.« Es gäbe jedoch bereits international eine Reihe von Projekten, die sich der Entwicklung von entsprechenden Dienstleistungen widmen. Im Bericht sind die wichtigsten davon in den Kategorien Information und Feedback-Systeme, Verbrauchssteuerungs-Programme sowie direkte Last- und Verbrauchs-Kontrolle beschrieben. Fazit der Studie: Bis Kunden einen Nutzen sehen und für Smart-Meter-Dienstleistungen bezahlen werden, ist es noch ein weiter Weg.

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