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Brückenbauer

\"DurchrechnungEnergie ist ein Zukunftsthema, die Beratung dazu boomt. Energieberater bilden dabei die Brücke zwischen den Gewerken Bau und Haustechnik.

Von Karin Legat

Der Begriff Energieberatung klingt für viele immer noch nach Esoterik. Im informierten Umfeld weiß aber inzwischen jeder, dass hinter Energieberatung unter anderem Thermografie, Bau­planoptimierung, Luftdichtheitsmessung, Wärmebrückenberechnung, Strom­einsparkonzepte und damit die Wertsteigerung der Immobilie sowie höherer Wohnkomfort stehen«, betont Elisabeth Cobbina von der ARGE Energieberatung Wien. Im Gebäudewesen bildet Energieberatung ein zentrales Klimaschutzthema, denn »ein Drittel der Emissionen wird dem Gebäudesektor zugerechnet. Die beiden anderen Drittel betreffen Verkehr und Industrie. Im Gebäudesektor kann einiges bewirkt werden. Es handelt sich zwar um einen trägen Hebel, der aber lange und sehr nachhaltig wirkt«, zeigt Christian Hanus, Lehrgangsleiter der Ausbildung zum Akademischen Energieberater an der Donau-Universität Krems, auf. Dabei gilt es, Gebäude differenziert zu betrachten. »Es darf nicht automatisch die erste sich bietende Lösung gewählt werden. Es gilt, die Gesamtstrategie auch im ökonomischen Sinn zu entwickeln.« Energieberatung steht vor allem für Ener­giesparen. Das ist den meisten bekannt. Nicht so geläufig sind die Einsparungspotenziale durch ökologisches Wohnen und Arbeiten. Allein durch die Modernisierung des Wohn- und Büroraumes, d.h. durch Erneuerung, Tausch bzw. Ergänzung von Dämmung, Fenstern und Heizung, sind bis zu 70 % der Raumwärmekosten einzusparen. Im Businessbereich sind unter anderem Wärmerückgewinnung, thermische Sanierungen sowie Druckluftsysteme und Beleuchtung als Bereiche mit hohem Einsparungspotenzial zu nennen. Die Revitalisierung der Haustechnik schafft weitere 10 bis 15 % Kostenreduktion.

Startschuss mit 15a


Der Bedarf an Raumwärme lässt sich im Schnitt bei fast allen Gebäuden um etwa 50 % reduzieren. Dieser Wert ist laut Energieberatung Salzburg vor allem bei Gebäuden, die vor den 80er-Jahren errichtet wurden, relativ problemlos erreichbar. »1982 trat das erste Mal eine Wärmeschutzverordnung in Form einer 15a-Vereinbarung in Kraft«, berichtet Leiter Georg Thor. Damit waren erstmals energetische Mindestanforderungen wie Wärmedurchgangszahlen für Außenwände, Decken und Fenster sowie energiesparende Maßnahmen bei der Beheizung von Gebäuden gesetzlich verankert. Bei Prozessenergie sind laut wissenschaftlichen Studien Einsparungspotenziale von deutlich über 50 % möglich. »Es kommt sehr darauf an, welche Amortisationszeit akzeptiert wird«, informiert Martin Grießner vom umwelt service salzburg. Leider werden Unternehmer und Bewohner laut Experten oft erst dann aktiv, wenn die hohe Gas- und Stromrechnung eintrifft. »Ein halbes  Jahr davor ist Energiesparen für viele Haushalte oft nur Theorie«, betont Jörg Jozwiak von der ARGE Energieberatung Wien.

Zielgruppenspezifisch

Raumenergie ist laut Experten im Regelfall standardisierbar, Prozessenergie dagegen ein Sonderfall. Laut einer Studie der Wohnbauforschung NÖ steht Energieeffizienz beim Wohnen nicht im Vordergrund, Beweggrund Nummer eins ist Komfortverbesserung. Danach folgt der finanzielle Aufwand, erst spät kommt die Ökologie. Wer dagegen nicht im Gebäude wohnt, beachtet erst Kosten und Verbrauchsbilanz. Daher sind die Energieberater auf Branchen und Zielgruppen ausgerichtet. »Ich vergleiche Energieberatung immer mit einem Restaurant. Bei einer Speisekarte mit 50 Gerichten stelle ich auch die Qualität in Frage«, so Jozwiak.

Die Argumentationsführung ist wesentlich in der Beratung. Im Wohnbereich müssen die Argumente Komfort und Wertsteigerung einfließen, es zählt die verständliche und einfache Kommunikation. In Salzburg gibt es dazu im Vorfeld eine Onlineerfassung der Daten, etwa zur Gebäudehülle, der Fensterbeschaffenheit und dem Heizsystem. Auf dieser Basis wird ein Verbesserungsvorschlag berechnet, der auch eine Kosten-Nutzen-Relation inkludiert. »Durch persönliche Beratung haben wir in einem unserer Forschungsprojekte eine Sanierungsrate von 71 % erreicht. Gerechnet haben wir mit 30 bis 40 %«, berichtet Hanus. Grießner spricht von über 90 % der Betriebe, die nach der Beratung etwas umgesetzt und tatsächlich Energie eingespart haben. Energieberatung ist daher überwiegend zweigeteilt in die Zielgruppen Haushalte sowie Gewerbe. Eine Differenzierung gibt es auch bei Kosten und Förderungen, passend zu den neun Landesbauordnungen. In Salzburg beispielsweise ist die Vor-Ort-Beratung im privaten Bereich für den Kunden generell kostenfrei. Im Gegensatz dazu gibt es in Wien derzeit  keine vom Land geförderten Energieberatungen. Der finanzielle Aufwand für Vor-Ort-Beratungen variiert daher und ist abhängig vom Anbieter. Unternehmen können bundesweit Förderungen für Energieberatungen in Anspruch nehmen. »Ich trau mich zu behaupten, dass es aktuell für nahezu jede Maßnahme, die zu nennenswerten Einsparungen an Strom oder fossilen Energieträgern führt, eine Förderung gibt«, macht Grießner Mut zur Sanierung. Informationen zu Kosten und Unterstützungen erteilen die einzelnen Energieberatungsstellen. Auch die Beratungsdauer variiert. Für die Zielgruppe privat umfasst sie meist ein bis zwei Stunden, Businessberatungen können wie in Salzburg auch bis zu 70 Stunden dauern. Grießner: »Etwa ein Drittel der Beratungsdauer findet direkt beim Kunden statt. Zwei Drittel werden für Auswertungen, Berechnungen, Berichterstellung und sehr oft auch für die Fördereinreichung verwendet.«

Überall gefragt

»Energieberatung ist beim Hausbau und bei der Sanierung stark gefragt und erfordert fundiertes Wissen der BeraterInnen«, stellt Beatrix Liebhart von »die umweltberatung« fest. Daher bietet das Institut Energieberatungskurse nach den Standards der ARGE EBA (Arbeitsgemeinschaft Energieberatung, Grundkurs A/Aufbaukurs F) an. Ab Oktober bilden die A-/F-Kurse die Voraussetzung für den neuen Universitätslehrgang zum Akademischen Energieberater an der Donau-Universität Krems. Damit soll das Know-how der Energieberater um rechtliche und ökologische Aspekte, Wohnchemie und Synergien im großvolumigen Wohnbau erweitert werden. Schulungen nach ARGE EBA decken vor allem den Ein- und Mehrfamilienwohnbau ab. Für Prozessenergie gibt es laut umwelt service salzburg Beraterfortbildungen von Klima:aktiv und EUREM. »Auch vom Energieinstitut Vorarlberg werden sehr interessante Fortbildungsveranstaltungen angeboten«, so Grießner abschließend.

 

>> Energieberatungsstellen:

Die Angebote der Beratungsstellen sind heute sehr vielfältig. Sie informieren über Grundvoraussetzungen, Maßnahmen zur Energie- und Raumwärmereduktion und unterstützen bei Förderfragen.
-Wien: www.arge-energieberatung-wien.at, www.umweltberatung.at
-Niederösterreich: www.energieberatung-noe.at
-Burgenland: www.eabgld.at
-Oberösterreich: www.esv.or.at
-Steiermark: www.technik.steiermark.at/cms/ziel/59689709/DE/
-Kärnten: www.energiebewusst.at
-Salzburg: www.salzburg.gv.at/energieberatung
-Tirol: www.energie-tirol.at
-Vorarlberg: www.energieinstitut.at

>> Energie- und Umweltberatungsstelle für Betriebe:

-Salzburg: umwelt service salzburg
-Wien: ÖkoBusinessPlan
-Niederösterreich: Ökomanagement NÖ
-Steiermark: WIN – Wirtschaftsinitiative Nachhaltigkeit
-Kärnten: ökofit Kärnten
-Tirol: eco Tirol
-Burgenland: Energie- und Umweltberatung Burgenland
-Oberösterreich: Betriebliche Umweltoffensive
-Vorarlberg: IM-PULS3

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