Menu
A+ A A-

»Kaizen kann das 100-Fache zurückbringen«

Interview mit Manfred Pfeiffer, KVP-Experte und Geschäftsführer des Kaizen-Instituts Österreich in Salzburg. Von Werner Ringhofer.

(+) plus: Wie weit verbreitet ist Kaizen in Österreich?
Manfred Pfeiffer: In Österreich ist der Kaizen-Prozess seit ca. zehn Jahren bekannt. Was die Verbreitung betrifft, ist aber noch ein großes Potenzial da. Deutschland ist im Bereich Kaizen, wir sprechen auch von KVP – Kontinuierlicher Verbesserungsprozess –, fünf bis sechs Jahre weiter und im weltweiten Ranking Nummer eins,bedingt durch die großen Automobilbauer und ihre Zulieferer. Auch Frankreich, Italien und Spanien sind da relativ weit vorne.

(+) plus: Warum ist gerade Kaizen im Vormarsch? Es gibt doch auch andere Optimierungsprozesse für Firmen.
Pfeiffer: Weil Kaizen erprobte und einfache Methoden einsetzt, die für jeden Mitarbeiter nachvollziehbar sind. Und es funktioniert, das wissen auch die großen Firmen. In Europa haben Großserienproduzenten wie Porsche, Mercedes und Siemens bereits in den 80er-Jahren den Kaizen-Prozess eingeführt. Mittlerweile ist die Methode erprobt und verfeinert, sie funktioniert praktisch immer.

(+) plus: Kann jede Firma Kaizen implementieren?
Pfeiffer: Klein- und Mittelbetriebe tun sich schwerer, weil es an den Kosten scheitert. Schließlich braucht es einen Kulturwandel in der Firma und das dauert doch seine Zeit. Zwei bis vier Jahre muss man rechnen, damit sich der Prozess stabilisiert. Aber im Lavanttal haben wir ein schönes Beispiel, wie es dennoch funktionieren kann. Die Firma Asco hat sich mit einigen anderen Firmen zusammengeschlossen. Dieses Forum teilt sich nun die Kosten und kann mithilfe des KAIZEN-Institutes KVP in den jeweiligen Firmen etablieren.

(+) plus: Was ist notwendig, damit KVP wirklich zu greifen beginnt?
Pfeiffer: Zuerst braucht es einen Unternehmer, der Visionen hat. Das Management wird dann mit der Philosophie vertraut gemacht, zusätzlich müssen Mitarbeiter (Prozessbegleiter) ausgewählt werden, die ebenfalls in Kaizen-Grundlagen geschult werden. In größeren Firmen sollten es ca. 20 Prozent der Belegschaft sein, damit der Prozess nicht durch mögliche Urlaube, Krankheiten oder Wechsel dieser Mitarbeiter ins Stocken gerät. Innerhalb der Firma sollte ein KVP-Beauftragter freigestellt werden, der den Prozess immer wieder fordert und fördert. Auch das Controlling von außen ist wichtig.

(+) plus: Was kostet es, wenn man den Kaizen-Prozess durchläuft?
Pfeiffer: Das hängt ganz von der Firmengröße ab. Bei einem Unternehmen mit 200 Mitarbeitern muss man für die Grundlagen im ersten Jahr mit 50- bis 100.000 Euro an Kosten rechnen.

(+) plus: Wie viel bringt Kaizen, wenn man den Erfolg auf harte Fakten herunterbricht?
Pfeiffer: Ein Payback des Zehn- bis 100-Fachen des eingesetzten Kapitals ist durchaus möglich.

(+) plus: Woran scheitern manche Firmen?
Pfeiffer: Kaizen ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Toyota beispielsweise betreibt diesen Prozess bereits seit 40 Jahren. Daran scheitern manche Firmen, weil sie Zweifel bekommen. Durchhalten ist die Devise, dann kommt der Erfolg.

back to top