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Der Wolf im Stronach-Pelz

Vor den Kameras und Mikrofonen posierte Frank Stronach als großer Retter der deutschen Traditionsmarke Opel. Im Hintergrund die Fäden gezogen hat freilich ein anderer: Magna-Co-Chef Siegfried Wolf hatte den Coup über mehrere Wochen mit rund 40 Mitarbeitern detailliert vorbereitet. Onkel Frank ließ ihm dabei freie Hand, er vertraut seinem CEO blind.

Die Wege der beiden kreuzten sich erstmals 1994, als Stronach die Hirtenberger AG besuchte, die neben Waffen auch Autoteile herstellt. Werksdirektor Wolf führte den Austro-Kanadier durch den Betrieb – ein Jahr später war er Präsident der Magna Europa AG und baute den Konzernzweig kontinuierlich von 800 auf 27.000 Mitarbeiter aus. 1999 wechselte Wolf in den Vorstand von Magna International, seit April 2005 steht er gemeinsam mit Donald Walker an der Konzernspitze.
Mit Stronach verbindet den 51-Jährigen die einfache, ländliche Herkunft aus der Oststeiermark, beide sind gelernte Werkzeugmacher. Wolf wuchs mit sechs Geschwistern am elterlichen Bauernhof in Feldbach auf, brach das Gymnasium ab und absolvierte bei Philips in Wien seine Ausbildung mit abschließender Meisterprüfung. An der Bundeslehranstalt für Maschinenbau erwarb er den Ingenieurstitel und war zunächst in der Qualitätssicherung tätig. Bei Hirtenberger arbeitete er sich in zwei Jahren vom Abteilungsleiter bis zum Betriebsleiter und schließlich Gesamtprokuristen hoch. Siegfried Wolf, Herr über 84.000 Mitarbeiter und 26 Milliarden Dollar Umsatz, gilt als aggressiver Verhandler. Die Absatzkrise in der Automobilbranche hat Magna – mit mehr als 240 Produktionsstätten einer der größten Zulieferer weltweit – hart zugesetzt. Bis August müssen nun unzählige Einzelheiten des Opel-Deals geklärt werden, so u.a. die Übertragung der Marken- und Patentrechte von General Motors und die Pensionsverpflichtungen für die Betriebsrenten der Opel-Mitarbeiter. Daneben wird an einer tragfähigen Konstruktion mit den russischen Partnern gebastelt und die Konzernstruktur neu geordnet. Als wahrscheinlich gilt eine strikte Trennung des Autogeschäftes vom Zuliefererbetrieb, wobei Magna aber in beiden Bereichen die industrielle Führung hält. Auf seinem Bauernhof samt Weinkeller nahe Wiener Neustadt wird der Vater zweier Töchter in nächster Zeit vermutlich seltener anzutreffen sein.

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