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Wende in Wien

Dezidiert für Haushalte hat der städtische Energieversorger Wien Energie in den letzten Jahren Teile seines potenten Glasfasernetzes unterbrechungsfrei bis in manche Wohnbauten ausgebaut. Erste Glasfaserversuche wurden früh gestartet: bereits 2001 wurde das Pilotprojekt \"blizznet\" am Leberberg in Angriff genommen. Heute sind Gebäude in insgesamt sieben Gemeindebezirken erschlossen, rund 8.000 Haushalte werden in diesem Einzugsgebiet erreicht. Nach jahrelanger Diskussion mit dem Eigentümer Stadt Wien und breitem Lobbying der Internetprovider begnügt sich Wienstrom nun mit der Rolle des Infrastrukturproviders - eine Position, die man aufgrund der hohen Installationskosten beim Endkunden seit geraumer Zeit auch angestrebt hatte.

Mit seinem Breitbandbasisnetz, bestehend in einer Länge von 1.400 Kilometern und weiteren 2.200 Kilometern vorbereiteter Leerrohre, in die das Glasfaserkabel nur mehr eingezogen werden muss, ist Wien Energie mit seinem Tochterunternehmen Wienstrom bereits heute der größte Glasfasernetzbetreiber in Wien. \"Breitband beziehungsweise Glasfasernetze gehören genauso zur grundlegenden Infrastruktur einer Stadt, wie die Energieversorgung, die Abfallwirtschaft oder die Versorgung mit Trinkwasser\", erklärt Finanz- und Wirtschaftsstadträtin Renate Brauner. \"Unter der Marke blizznet sollen bis 2009 rund 50.000 Haushalte den Anschluss in das Breitbandnetz erhalten. Dafür investieren wir insgesamt rund 10 Millionen Euro\", so Brauner weiter. Wienstrom-Direktor Friedrich Pink geht davon aus, dass etwa 20 Prozent dieser 50.000 Haushalte das Angebot dann auch nutzen und Verträge mit den Providern abschließen werden.

Für alle Provider offen. Telekom Austria, die bereits Anfang Sommer die bestehenden 800 blizznet-Kunden übernommen hat, und andere Provider wie NeoTel und Conova konnten bereits als Partner gewonnen werden. \"Wir streben darüber hinaus die Zusammenarbeit mit möglichst vielen Partnern an und verhandeln schon mit weiteren Interessenten\", so Pink. Die Wiener sind optimistisch: Der Trend zu Breitband-Access werde sich in den nächsten Jahren weiter massiv verstärken \"Mit dem Breitband-Glasfasernetz verfügt Wien über eines der modernsten Netze in ganz Europa. Denn Breitband ist nicht Breitband. Die Glasfasertechnologie ist mit Abstand das leistungsstärkste und schnellste System\", so Bereichsleiter Fred Vavrousek, Breitband-Koordinator der Stadt.

Als \"Extrabreitbandnetz\" wie die Infrastruktur von den Betreibern genannt wird, könnte das blizznet-Angebot die Produkte der gesamten Providerszene in den Schatten stellen. Zu Verfügung gestellt werden Up- und Download-Raten von bis zu 100 Megabit pro Sekunde. Theoretisch lässt sich damit eine Datei mit der Größe einer DVD (rund 5 GB) in nur 6,6 Minuten aus dem Netz saugen. Welche Kapazitäten dem Endkunden aber real geboten werden, obliegt nun dem Produktmarketing der Provider. In einer ersten Phase bietet die Telekom zumindest 10 Mbit Up- und Download um knapp 40 Euro Monatsgebühr an - und schlägt derzeit damit sogar aktuellen Breitbandstar \"chello classic\" des Kabelnetzkonkurrenten UPC in Preis und Uploadraten (wenn auch nur in einem kleinen Teil Wiens, nachdem UPC Austria im Gegensatz dazu nahezu flächendeckend die Hauptstadt erschlossen hat.)

Eines ist aber gewiss: der Wettbewerb unter den Breitbandanbietern in Wien wird damit angekurbelt. Und damit hat die öffentliche Hand auch trotz des Misserfolgs, blizznet als eigene Marke in den Haushalten zu etablieren, wieder voll ins Schwarze getroffen.

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