über den Wolken
- Written by Redaktion_Report
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Während die Fluglinien durch steigende Treibstoffpreise und die wachsende Konkurrenz am Billigsektor immer wieder von Turbulenzen gebeutelt werden, geht es den Flughäfen richtig gut. Allein der Flughafen Wien fertigte im letzten Jahr 16,8 Millionen Passagiere ab, heuer sollen es bereits 18,3 Millionen sein. 16.000 Mitarbeiter in 230 Unternehmen erwirtschaften einen Umsatz von drei Millionen Euro. Dazu kommen 52.000 Arbeitsplätze im direkten Umfeld mit einem Umsatz von 4,8 Milliarden Euro. Für jede zusätzliche Passagiermillion kommen 1.000 neue Arbeitsplätze hinzu, rechnet Herbert Kaufmann, Vorstandssprecher des Flughafen Wien, vor.
Thema: Umwelt
Diesen beeindruckenden Zahlen zum Trotz ist nicht alles eitel Wonne, wie das 6. Luftfahrtsysmposium in Wien zeigte. Vor allem die geplante Besteuerung des Flugbenzins brennt unter den Nägel. Zwar will sich die Branche ihrer Verantwortung in Umweltfragen nicht entziehen, wie Peter Malanik, Generalsekretär der Austrian Airlines Group, versichert. Allerdings gäbe es viele sinnvollere Wege als eine Kerosinbesteuerung. Alleingänge auf nationaler oder europäischer Ebene würden gravierende Nachteile für die europäische Luftverkehrswirtschaft nach sich ziehen. Als Vertreter der Politik versprach der Nationalratsabgeordnete und Vorsitzende des Verkehrsausschusses im Parlament Kurt Eder dann auch das Umweltthema nur im europäischen Kontext anzugehen.
Thema: Qualität
Ob Fluglinien, Airports oder Flugzeughersteller, alle wollen ihren Kunden ein Mehr an Qualität bieten. Der Wettbewerb verlangt es, ist Kaufmann überzeugt. \"Auf Flughäfen erwarten sich die Fluggäste ein angenehmes, die Fluglinien ein effizientes Umfeld.“ Zudem müsse eine hohe Anzahl an Destinationen geboten werden, um die Standortqualität zu sichern. Mit dem neuen Skylink-Terminal will der Flughafen Wien mit Pünktlichkeit und raschen Transferzeiten punkten und sich unter den Top 3 in der Kategorie bis 20 Millionen Passagiere positionieren. Auch mit Innovationen will der größte österreichische Flughafen glänzen. Etwa einem transparenten Tarifsystem, das bei steigenden Verkehrszahlen für die Fluglinien eine Verbilligung mit sich bringt. Probleme wird es nach der Terminaleröffnung mit den Pistenkapazitäten geben. Kaufmann hofft auf eine Genehmigung der dritten Piste spätestens Anfang des Jahres 2009.Was am Boden gilt, kann auch in der Luft nicht ganz falsch sein. Auch Austrian Airlines will in Zukunft ganz auf Qualität setzen. Um sich von Billigfluglinien zu unterscheiden, stellt die AUA den Kunden in den Mittelpunkt des Interesses, erklärt AUA-Vizepräsident Peter Baumgartner. Das Ergebnis sind - neben der Serviceorientierung der Mitarbeiter - Faktoren wie neue Sitze in der Business-Klasse oder ein neues Catering. Weitere Innovationen sind Vergünstigungen wie etwa ein freier Museumseintritt, die mit einer Austrian-Bordkarte in Anspruch genommen werden können oder aber auch die Behandlung von Beschwerden.
Bei so viel neu entdecktem Qualitätsbewusstsein bei Fluglinien und Airports, müssen die großen Flugzeughersteller natürlich mitziehen. Speziell in den Premiumklassen ist der Wettbewerb sichtbar. Airbus Vize-Präsident Thomas Schmidt-Mumm ortet einen Trend zu mehr Platz in allen Klassen. Längst zum Industriestandard geworden sind flache Liegebetten in den Business-Klassen und in der First Class bieten die Fluglinien ihrer Klientel zunehmend eigene Mini-Suites an. Auch in der Economy Klasse ermöglichen neue Sitze ein entscheidendes Plus an mehr Lebensqualität.
Auch die amerikanische Konkurrenz setzt auf eine höhere Reisequalität für die Passagiere. So verfügt etwa das neue Boeing-Flaggschiff 787 über größere Fenster, die Luftfeuchtigkeit an Bord ist höher und auch der Kabinendruck wird für die Passagiere angenehmer gestaltet.
Thema: Sicherheit
Die Sicherheit im Luftverkehr muss oberste Priorität haben, ist Christoph Baubin, Generaldirektor von Austro Control, überzeugt. Eine zentrale Bedeutung komme dabei dem Faktor Mensch zu. Baubin spricht dabei von einem \"Human Centered Approach“. Das jährliche Verkehrswachstum von zehn Prozent erfordere eine ständige Weiterentwicklung der Sicherheitsqualität. Dementsprechend hat Austro Control ihre Ausbildungskapazitäten in den letzten vier Jahren beinahe verdreifacht. Aber auch im Hinblick auf die Effizienz hat Austro Control ihre Hausaufgaben gemacht. Dank einer verbesserten Produktivität konnte Austro Control in den letzten fünf Jahren die Gebühren um 20 Prozent reduzieren.
Gerhard Stadler, Direktor des Generalsekretariats von Eurocontrol in Brüssel, sieht die Herausforderung in der großen Fragmentierung des europäischen Luftraums. Während in den USA die durchschnittliche Flugdistanz bei 2000 Kilometer liegt, sind es in Europa nur rund 700 Kilometer. An Spitzentage kommen so 32.000 Flugbewegungen zusammen. Sollten bei der Umsetzung des \"Single European Sky“ nicht rasch Fortschritte erzielt werden, ist laut Stadler das weitere Wachstum des Luftverkehrs in Europa in Frage gestellt. \"Dann fürchte ich, dass im Jahr 2020 nichts mehr geht.“
Thema: Zulieferindustrie
Neben Airlines und Flughäfen muss sich auch die Zulieferindustrie auf ein wettbewerbsintensives und sich rasch veränderndes Umfeld einstellen. Frank Molitor, Direktor des Weltmarktführers für ATC Sprachsysteme Frequentis, ortet einen Trend zu mehr Autonomie im Flugzeug. \"Das Aufgabengebiet des Fluglotsen wird sich hin zu einem Manager des Luftraums entwickeln.“ In diesem Zusammenhang sei es für Unternehmen wie Frequentis wichtig, die vernetzten Informationen für eine optimale Planung des Luftraums zur Verfügung zu stellen.