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Privatsphäre im Cyberspace

Von Daniel AJ Sokolov

Datensparsamkeit und Identitätsmanagement mit eingebautem Datenschutz sind die Grundprinzipien von PRIME (Privacy and Identity Management for Europe). Das 2004 innerhalb des sechsten EU-Rahmenprogramms gestartete Projekt hat im August die erste Version seines White Papers veröffentlicht und lädt nun zu Stellungnahmen ein. \"Das Dokument konzentriert sich auf wegweisende Lösungen zum Schutz der Privatsphäre gegen Risiken, die durch leistungsstarke Technik entstehen\", heißt es in der Ankündigung. Präsentiert werden darin Vorschläge, um den Nutzern selbst wieder die Kontrolle über den Datenschutz in den Systemen herzustellen. Komfortabler als \"Microsoft Passport“, ohne dessen Sicherheitsprobleme, und zusätzlich bessere Information darüber bietend, wie personenbezogene Daten verwendet werden - so soll die PRIME-Lösung eines Tages aussehen. Das Projekt läuft bis 2008 - Software, die einzelne PRIME-Funktionen bietet, könnte es schon vorher geben. Pilotprojekte sind mit Lufthansa, T-Mobile und im Bereich E-Learning geplant.

Im Rahmen des 44. FITCE-Kongress in Wien erzählte Jos Dumortier, Rechtsprofessor im belgischen Leuven, die weder ruhm- noch erfolgreiche Geschichte von Identitätsmanagement-Systemen wie Microsoft Passport und Liberty Alliance. Sorgen macht dem Juristen vor allem die Nonchalance der User. Laut einer Untersuchung von Eurostat seien die Konsumenten nach wie vor sehr freizügig mit der Weitergabe privater Daten. Angst vor Betrug oder Datenmissbrauch fehle, selbst zum ändern von Passwörtern seien die Nutzer zu faul. \"Das Wichtigste ist, die Privacy Awareness zu erhöhen\", betonte Dumortier, \"Genau wie bei der Verkehrssicherheit.\"

So wie die Zahl der Gurtmuffel durch Kampagnen und Strafen reduziert wurde, sollen also auch die Probleme mit Datensicherheit und Privatsphäre angegangen werden. \"Die Regeln müssen durchgesetzt, nicht nur aufgestellt werden“, so Dumortier. Die Werkzeuge zur Durchsetzung soll das PRIME-Projekt finden. Etwa werden dann User über beliebig viele Pseudonyme verfügen dürfen. Vor allem soll jeder die Weitergabe seiner Daten verfolgen und selbst Regeln darüber erstellen können, was der Daten-Empfänger damit unter welchen Umständen machen darf. Jeder Konsument soll in die Lage versetzt werden, seine bei Dritten gespeicherten Daten zu korrigieren, zu blockieren oder zu löschen. So soll den derzeit zahnlosen Datenschutzgesetzen Geltung verschafft werden.PRIME ist ein Kooperationsprojekt, an dem sich neben einer Reihe von Bildungs- und Forschungseinrichtungen unter anderen HP, IBM, Lufthansa, Swisscom und T-Mobile beteiligen.

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