Wie sieht das Fernsehen der Zukunft aus und welche Rolle nimmt hierbei der Fernsehzuschauer ein? Diese Frage stand im Mittelpunkt des jüngst stattgefundenen Mi3-Power Brunch vor rund 150 Gästen im Ares Tower, zu dem Gastgeber Stefan Tweraser, Marketing-Leiter von Telekom Austria, eingeladen hatte. Die Antwort darauf gaben Mark Goldman, Chief Operating Officer von current.tv, und Marc Miletich, Geschäftsführer des Telekom-Partners Sonovista, sowie Manfred Moormann, Leiter Strategische Aktivitäten Medien und Produktmanagement TV von Telekom Austria. Sie stellten mit current.tv, einem US-Broadcasting-Sender mit von Zusehern gestalteten Beiträgen, und "Buntes Fernsehen" Engerwitzdorf, dem Pilotprojekt von Telekom Austria für das Gemeindefernsehen der Zukunft, zwei weltweit einzigartige Beispiele vor.Der Power Brunch war die zweite Veranstaltung im Rahmen der "Media Innovation and Interactivity Initiative" kurz Mi3. Diese Initiative hat sich zum Ziel gesetzt, einen Mediencluster in österreich zu schaffen, der die werbetreibende Industrie, Medienunternehmen und Multimedia-Agenturen in regelmäßigen Diskussions- und Workshop-Events an einen Tisch bringt, um die Zukunft der Medien gemeinsam zu gestalten und neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. Im Mittelpunkt steht dabei auch der Zuseher, der sich vom reinen "Couch-Potato" von heute, also vom passiven Fernsehkonsument, immer mehr zum aktiven Nutzer wandle. "Dass dies passiert, belegen die beiden Pilotprojekte current.tv. und das Bunte Fernsehen in Engerwitzdorf mehr als anschaulich", so Tweraser. Das iPod-Fernsehen. Am 1. August 2005 startete mit current.tv in den USA ein neues Fernsehformat für eine primär junge Zielgruppe, bei dem der Zuschauer selbst das Programm aktiv mitgestalten kann. "current.tv ist das Fernsehäquivalent zum iPod shuffle", beschreibt Goldman die Idee hinter dem Sender. Im Gegensatz zum traditionellen Fernsehen bietet current.tv kein starres Sendeformat sondern Short-Form-Beiträge, also Geschichten in einer Länge von 15 Sekunden bis fünf Minuten, die über Personen, Orte, Events und wichtige Themen berichten und den ganzen Tag über ausgestrahlt werden. "Unser Modell sieht vor, dass die Zuseher selbst den Content produzieren, Gedanken, Meinungen und Erlebnisse aus ihrer Welt und in ihrer Sicht und Sprache darstellen", so Goldman weiter. Die besten Beiträge gehen dann auf current.tv on air. Zudem fungieren die Zuseher gleichzeitig als Programmdirektoren. über www.current.tv können sie im Current Online-Studio bestimmen, welche Filme sie sehen wollen. Hinter dem US-amerikanischen Sender stehen mit dem Ex-Vizepräsidenten der USA, Al Gore, und CEO Joel Hyatt zwei hochkarätige Medienmacher. Der Sender strahlt in 20 Millionen US-Haushalte über DirecTV, Time Warner Cable und Comcast aus.Gemeinde-TV der Zukunft. "Das Pilotprojekt Buntes Fernsehen Engerwitzdorf ist ein gelungenes Beispiel, das zeigt, dass über guten Content viel gesprochen wird und Meinungs- und Themenvielfalt wichtig sind. Wenn die früher rein passiven Zuseherinnen und Zuseher durch Contenterzeugung beeinflussen können, worüber diskutiert wird, so werden viele diese Möglichkeiten ergreifen", ist Moormann überzeugt. In Zusammenarbeit mit dem Medien-Partner Sonovista hat Telekom Austria das "Bunte Fernsehen" vor eineinhalb Jahren in der oberösterreichischen Gemeinde Engerwitzdorf den Prototypen des Gemeindefernsehens der Zukunft gestartet. Jeder Bürger kann sich bei diesem TV-Projekt beteiligen, indem er seine eigenen Geschichten und Berichte fernsehgerecht umsetzt und diese auf einer interaktiven Multimedia-Plattform den anderen Gemeindemitgliedern präsentiert. Als zusätzlichen Anreiz werden jedes Jahr die besten Beiträge mit dem Medienpreis "Goldener Delfin" ausgezeichnet. "Wir waren und sind begeistert, auf welch große Resonanz das Fernsehen von Engerwitzdorfern für Engerwitzdorfer stößt", erzählt auch Miletich von seinen Erfahrungen. Mit seinem Team von Sonovista hat er von Anfang an dieses Pilotprojekt begleitet und die Bürgerinnen und Bürger mit Kamera und Schnittplatz vertraut gemacht. Das Engagement und die Akzeptanz dieses neuen Mediums stellt auch die die Resonanz am "Goldenen Delfin" anschaulich dar, wie Miletich weiter erklärt: "Wurden im vergangenen Jahr noch 24 Beiträge eingereicht, waren es für die Verleihung 2005 schon 64." Darüber hinaus sorgt das "Bunte Fernsehen" auch weltweit für Aufsehen: Beiträge in BBC, eine Vorstellung auf dem World Summit on Information Society in Tunis oder der Innovationspreis für Interaktive Anwendungen im Digitalen Rundfunk im Rahmen des Staatspreises für Multimedia & eBusiness sind nur einige Beispiele.