Anleitung zum Spitze-Sein

Universitätsprofessor, Sanierer, Mensch – Johann Risak ist eine absolute Ausnahmeerscheinung, nicht nur weil er Grenzgänger zwischen der akademischen Welt und der Welt des Geschäfts ist, er hat in allen Bereichen Außerordentliches geleistet.
Seit vielen Jahren ist er nun Autor für dieses Magazin, und weil wir alle unsere Inhalte auch online zur Verfügung stellen, erkennen wir an den digitalen Spuren, die jeder Leser hinterlässt: Risak zählt zu den meistgelesenen. Der Grund dafür ist, dass er in jeder Kolumne Hinweise gibt, wie die Themen, die jede Führungskraft bewegen, besser erledigt werden können.

Sein Arbeitsbuch mit dem Titel »Überlegene Unternehmensqualität schaffen« ist nun im Linde Verlag erschienen und ist, wie der Titel schon sagt, eine Anleitung zum Besserwerden. Es möchte, wie der Autor Risak in seinen Vorbemerkungen schreibt, Gedanken und Handlungen anregen, aber nichts statistisch beweisen. Wer den Hinweis verstehen will, muss wissen, dass Risak vielfach als Urvater der heimischen Controller angesehen und oft fälschlicherweise in die Kategorie der reinen Zahlenmenschen eingereiht wird. Er wirft einen kurzen Blick auf die Bilanz eines Unternehmens und weiß, wo die Probleme liegen. Das habe ich für mein Unternehmen erlebt und erkannt, Risak versteht Zahlen als Hilfsmittel, das die eigentlichen Schwachstellen bloßlegt.

Machen die Richtigen das Richtige?

Für die Beschreibung der einzelnen Gestaltungsbereiche verwendet Risak Cluster­analysen und die Ward-Methode, aber davon sollte sich niemand abschrecken lassen. Die dahinterliegende Thematik ist lebensnah und sehr, sehr praktisch. Auf 317 Seiten geht Risak der entscheidenden Frage nach, wie aus Unternehmen herausragende Organisationen werden. Die Antwort liest sich so: Die richtigen Menschen, die Chancen kontrolliert nutzen und dabei nicht nur Geld machen, sondern für alle, die Interessen am Unternehmen haben – Kunden, Lieferanten, Mitarbeiter und Eigentümer – Werte schaffen und das mit einem Blick auf die Qualität,  sind auf dem richtigen Weg. Und wenn sie dabei auch ihre Marke als vertrauenserweckende Beschreibung ihres Angebots verstehen und sich anpassen, konsequent arbeiten und schließlich die Fähigkeit haben, über Bord zu werfen, was überholt ist, dann steht dem Gipfelsturm nichts im Wege.

Es sind neun Bereiche, die gestaltbar sind, und für jeden einzelnen beschreibt Risak, wie der konkrete Zustand im einzelnen Unternehmen analysiert und verbessert werden kann. Das unterscheidet Risak von vielen anderen Autoren von Businessbüchern. Er will mehr als Tatsachen feststellen, er liefert ganz konkrete Werkzeuge, die Wachstum ermöglichen. Der wichtigste der neun Punkte ist das Personal, sagt Risak und beschreibt damit seine eigene Werthaltung. Wirtschaften ist nicht ein abstrahierter Prozess, Wirtschaften ist Leben, und darin spielen die Menschen die Hauptrolle. Sie sind die eigentliche Steuerungsgröße, über die sich Performance verbessern lässt. Voneinander lernen, miteinander wachsen, begreifen, dass Menschen und Organisation miteinander verbunden gehören, und schließlich herausfinden, was wirkt und wie die Menschen und das Unternehmen energetisiert werden können. Das sind nach Risak die wesentlichen Momente der Personalführung. Auf den Begriff des Energetisierens stoßen wir in dem Buch immer wieder, und allein dass der Autor ihn so oft verwendet, macht klar, da schreibt kein blutleerer Akademiker, sondern einer, der weiß, wichtiger, als die Köpfe der Mitarbeiter zu erreichen, ist, sie zu inspirieren, in einen Zustand des energetischen Aufgeladen-Seins zu bringen.

Leidenschaft und Resignation

Bei der Analyse aller neun Gestaltungsbereiche – Personal, Opportunitäten, Risiko, Wertschöpfung, Qualität, Marke, Situation, Konsequenz und Trennen – steht die einfache Frage im Mittelpunkt: »Was sollen wir tun?« Die Antworten findet der Leser mithilfe von Checklisten, die Risak anlegt und nach deren Beantwortung sich definieren lässt, wo sich das Unternehmen im jeweiligen Bereich befindet: in der Leidenschaftszone, der Aggressionszone, der Komfortzone oder der Resignationszone. Das Modell entlehnt Risak von den amerikanischen Autoren Bruch und Ghosal und ihrem Beitrag »Unleashing Organizational Energy« in der »MIT Sloan Management Review«.

Werkzeuge zum Lernen

Die Frage »Wo stehen wir?« verortet das Unternehmen, und die Zonen stehen für die möglichen Antworten: »Wir sind leidenschaftlich und begeistert« oder »Wir kämpfen (ums Überleben)« oder »Wir haben das Kämpfen aufgegeben und resignieren«. Das Zwischenstadium ist die Komfortzone, die meistens nach anhaltenden Erfolgen erreicht wird. Es läuft, alles ist im grünen Bereich, und man lehnt sich zurück, die Atmosphäre eines »Country Clubs« macht sich breit. Das ist der Vorbote des Abstiegs.

Risak gibt allen, die mehr aus ihrem Unternehmen machen wollen und dabei bereit sind, systematisch zu analysieren und letztlich zu handeln, ein ideales Werkzeug an die Hand. Nur wie bei jedem Werkzeug, man muss damit umgehen lernen, sich darauf einlassen, verstehen, wie es funktioniert, und erst dann wird man seine wahre Kraft erschließen können. Eine umfassendere Analyse, wie Unternehmen ticken und wie ihre Zukunft veränder- und gestaltbar wird, ist bisher nicht geschrieben worden.

>> Das Buch:

> Überlegene Unternehmensqualität schaffen
> Gebundene Ausgabe: 320 Seiten
> Verlag: Linde, Wien
> Auflage: 1. Auflage (18. Mai 2010)
> Sprache: Deutsch
> ISBN 978-3-7143-0181-6
> Preis: (A) 48,— / (D) 46,70