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Mitten in digitalen Geschäftsmodellen

Foto: Johannes Michael Weiß, it-novum. »Spreche mit Kunden weniger über Technologie, sondern über Ergebnisse und Möglichkeiten.« Foto: Johannes Michael Weiß, it-novum. »Spreche mit Kunden weniger über Technologie, sondern über Ergebnisse und Möglichkeiten.«

Seit Juli 2018 leitet Johannes Michael Weiß als Country Manager das Österreich-Geschäft von it-novum. Er spricht über neues Geschäft für Unternehmen auf Basis von Datenanalysen.

Report: Wenn Sie von Datenanalysen als Hebel für neues Geschäft sprechen – was kann man sich darunter vorstellen?

Johannes Michael Weiß: Wir sprechen gerade mit einem Kunden über ein Projekt zum Thema »Predictive Quality«. Durch die Analyse der Zusammensetzung unterschiedlicher Rohstoffe soll die Qualität des Endprodukts optimiert und damit der Ausschuss reduziert werden.

Es ist die nächste Evolution der IT – nicht nur bei Software und IT-Hardware zu beraten und zu entwickeln, sondern in Maschinen aller Art. Wenn Sie es schaffen, die Fertigungsrate einer Maschine von beispielsweise 1000 Stück täglich auf 1100 zu erhöhen – ohne die Ausfallsrate zu erhöhen –, haben Sie viel gewonnen. Die Steigerung der Produktionskapazität, ohne dabei in weitere teure Maschinen investieren zu müssen, ist sicherlich das Ziel vieler Betriebe.
Mit »Predictive Maintenance« werden über Sensordaten und Datenanalysen Maschinen überwacht und optimiert. Das schließt dann auch das Erkennen des idealen Wartungskorridors ein. Wenn ein Teil mit Kosten von 5000 Euro getauscht wird, um rechtzeitig einen Ausfall von drei Tagen zu vermeiden, bedeutet das einen großen Effizienzgewinn.

Ein anderes Beispiel betrifft einen Softwarehersteller von Lager- und Logistikservices. Hier könnten in einer Art Premium-Support Auslastungsanalysen zu Verfügung gestellt werden – ob ein Lager zu bestimmten Zeiten besonders stark frequentiert wird und welche Anpassungen in der Gestaltung und in den Prozessen sinnvoll wären. Für den Softwareanbieter entstehen so neue Servicemodelle und Einnahmen. Der Lagerverwalter und Logistiker wiederum verbessert die Margen durch Kosteneinsparungen und Kapazitätsverbesserungen.

Ein Monitoring-System im Facility Management kann auch das Nutzungsverhalten und die Auslastung von Räumen in einem Bürogebäude analysieren. Nicht nur für den Energieverbrauch, auch für die Organisation ergeben sich mitunter interessante Erkenntnisse daraus. Werden die Großraumbüros in einem bestimmten Stock entsprechend genutzt? Oder treffen sich die Mitarbeiter häufiger in Meetingräumen?

Damit sind wir mitten im Thema der digitalen Geschäftsmodelle. Ich spreche hier mit Kunden weniger über Technologie, sondern über die Ergebnisse und Möglichkeiten, die sich daraus ergeben.

Report: Haben Sie typische Projekte bei Ihren Kunden? Wie sehen diese aus?

Weiß: Wir bearbeiten grundsätzlich drei Themenblöcke: »Big Data Analytics«, »Enterprise Information Management« und »IT-Service Management«. Ein gutes Beispiel ist ein Auftrag, den wir vergangenen Oktober gewinnen konnten. Dabei geht um den Aufbau eines Data-Warehouse für den Controlling-Bereich eines großen Unternehmens. Wir wollen dies operativ und auch strategisch für den Kunden nachhaltig gut umsetzen. Sollte die Umsetzung erfolgreich laufen, könnte die Lösung auf weitere Geschäftsstellen international ausgeweitet werden.
Wir haben bereits in der Anbahnung des Projektes mit unserer Expertise und Leistungs-Portfolio punkten können. Vom Fachlichen abgesehen, muss dann natürlich auch das Zwischenmenschliche passen – auch das war hier der Fall.

Report: Wie groß sind Ihre Unternehmenskunden – Mittelstand und größer? In welchen Bereichen sind diese tätig?

Weiß: Ja, und gerne auch kleiner. ­it-novum hatte in der Vergangenheit verstärkt Projekte im Finanzbereich, von Deutschland ausgehend auch stark Kunden in den Bereichen Automotive und Manufacturing. Es gibt Utilities unter unseren Referenzkunden, in Österreich sind dies auch etwa ÖAMTC und RHI. Im Bereich Enterprise Information Management haben wir für Kunden in der Verwaltung die Dokumentenverwaltung digitalisiert – von der automatisierten Rechnungseingangsbearbeitung und Verschlagwortung über Vertragsverwaltung und die digitale Akte.

Unsere Firmengeschichte beginnt nicht erst mit der Gründung von it-novum 2001, sondern bereits in den 1960er-Jahren. Damals wurde die IT-Abteilung des Textilkonzerns Mehler als eigenständiger Dienstleister aufgebaut. Obwohl wir lange ausgegründet sind, ist diese Herkunft immer noch in unserer DNA. Wir haben ein grundlegendes Verständnis für produzierende Unternehmen, die international tätig sind – mehrsprachiger 24/7-Support, mehrere Zeitzonen, Systeme für die Kanalisierung von Anfragen und vieles mehr. Gleichzeitig haben wir in dem Konzernverbund mit der Schwester Mehler Engineering Services einen engen Partner für die »Operational Technology«, die OT. Hier arbeiten wir bereits an Projekten, um die Themen IoT und Industrie 4.0 auch wirklich mit Leben zu füllen. Die Bereiche IT und OT wachsen zusammen, nicht nur in unseren Projekten. So ist it-novum-Geschäftsführer Michael Kienle auch Geschäftsführer von Mehler Engineering Service.

Report: Wir sieht es mit diesem Einstieg in das Thema Digitalisierung aus? Sind papierbezogene Prozesse grundsätzlich digitalisiert? Ist diese Arbeit abgeschlossen?

Weiß: Es gibt immer noch viel zu tun. Das betrifft nicht nur Österreich, sondern auch die gesamte deutschsprachige Region. Wir sehen gerade bei Enterprise Information Management einen großen Inves­titionsrückstau. Der Grund ist, dass dies in erster Linie stets Prozessoptimierung und Kosteneinsparungen betrifft – also für neues Geschäft nicht sonderlich spannend erscheint. Aber es lassen sich mit dem Return-on-Investment hier schon relativ große Summen bewegen.

Sind erst einmal Dokumente digitalisiert – der erste und wichtigste Schritt auf dem Digitalisierungsweg –, eröffnen sich völlig neue Möglichkeiten. Auf Basis von Daten können dann neue und bessere Services rund um den Kunden aufgebaut werden.

Report: Welche Geschäftsziele haben Sie sich für heuer vorgenommen?

Weiß: Wir wollen natürlich im Umsatz wachsen und neue Kunden gewinnen – und einen Sog am österreichischen Markt entwickeln und mit weiteren Referenzkunden und Success Stories unseren Bekanntheitsgrad stärken. Dazu haben wir uns auch vorgenommen, personell zu wachsen. Sowohl am Standort in Fulda in Deutschland als auch in Wien werden Mitarbeiter gesucht. In Deutschland sind wir seit vielen Jahren auch erfolgreich mit der Aufnahme von Werkstudenten, die parallel zu ihrem Studium ins Arbeitsleben bei it-novum hineinschnuppern. Das möchte ich gerne auch in Österreich fortsetzen. Unser neuer Standort beim Messegelände in Wien ist in unmittelbarer Nachbarschaft zur Wirtschaftsuniversität gelegen.

Kunden erwarten heute von einem IT-Unternehmen nicht nur technisches Verständnis – das ist aufgrund der hohen Änderungsgeschwindigkeit fast zweitranging geworden. Wichtiger ist, sich auch wirtschaftlich mit einer gesamtheitlichen Sicht in den Kunden hineinversetzen zu können. Uns ist auch bewusst, dass sich die Jobs, die wir in zwei, drei Jahren benötigen werden, erst entwickeln müssen. Hier braucht es einen breiteren Horizont. Big-Data-Projekte erfordern heute bereits weniger die klassischen IT-Entwickler, sondern etwa Mathematiker.

Zur Info

it-novum bietet Open-Source-Lösungen für ­Unternehmen in den Bereichen Service Management, Content- und Dokumentenmanagement sowie Business Intelligence und Big Data. Das Unternehmen wurde in Deutschland gegründet und hat Geschäftsstellen in Fulda, Dortmund, ­Düsseldorf, Wien und Zürich.

Last modified onFreitag, 05 April 2019 13:16
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