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»Da liegt es im Argen«

Report: Das Thema Raumplanung ist nicht gerade sexy. Erst wenn etwas passiert, wird der Ruf nach Ihnen laut.

Heiner Hierzegger: Es stimmt, die Raumplaner arbeiten eher im Stillen, weil sie etwas verhindern. Das, was nicht entsteht, wird nicht gesehen.

Welche Auswirkungen auf die Raumplanung wird das jüngste Hochwasser in österreich haben?

Wo Gefahrenzonen durch besiedelte Gebiete gehen, wird man Maßnahmen künftig sehr streng handhaben. Den großen Gewässern muss man am Oberlauf Flächen geben, wo sie sich ausdehnen können, damit die überflutung von besiedelten oder landwirtschaftlich wertvollen Bereichen verhindert wird.

Absiedelungen werden auch notwendig werden?

Intakte Siedlungen in voll erschlossenen Gebieten wird man sicher nicht absiedeln. Wenn zerstörte Gebäude in großer Zahl konzentriert sind, wird man sich das schon überlegen.

Welche Rolle müssen Raumplaner bei der Umsetzung von Raumordnungsprogrammen spielen?

Wahrscheinlich wird man eine europäische Zusammenarbeit haben müssen. Flüsse machen ja nicht vor Gemeindegrenzen halt. Das ist ein internationales Problem. Von einem Flussmanagement höre ich aber sehr wenig. Es gibt eine Zersplitterung der Kompetenzen. In österreich ist Raumplanung Ländersache, was uns neun unterschiedliche Regelungen beschert. Schutzwasserbau und Gefahrenzonenplanung sind Bundessache. Teile unserer Gewässer sind unter der Verwaltung der Wildbachverbauung, Teile unter der des Wasserbaus. Die haben unterschiedliche Maßstäbe. Da gehört eine Vereinheitlichung her.

Stehen die Bürgermeister unter Druck der Gemeinden, Baulandwidmungen in gefährdeten Gebieten zuzulassen?

Der Druck ist sicher da. Sehr oft sind es die Landespolitiker, die intervenieren. Je kleiner das Land, umso stärker der politische Einfluss auf Raumplaner und Gemeinden, gewisse Flächen freizugeben. In einer Zeit, wo die Konkurrenz groß ist, sind Raumplaner, die ein Auge zudrücken und helfen, dass jemand wo bauen kann, wo er eigentlich nicht soll, erfolgreicher. Dem Druck zu entkommen ist nicht leicht, das geht hinauf bis zum Landeshauptmann.

Was kann man dagegen tun?

Man muss die öffentliche Meinung kultivieren. Die Bürger müssen wissen, dass Gefahren ernst zu nehmen sind. Zweitens müssen Kontrollinstanzen besser funktionieren. Ich sehe immer, dass dieses Eingreifen nicht passiert, da liegt es bei uns ganz im Argen. Wenn die Frau Landeshauptmann Klasnic Bürgermeistern, die dort bauen lassen, wo sie nicht dürfen, sagt, sie zahlt die Strafe, dann untergräbt das die Moral. Wenn die Wirtschaftsförderung Zusagen für eine Betriebsgründung gibt und der Bürgermeister sagt, da kann man nicht bauen, dann wird er das nächste Mal nicht mehr gewählt.

Die österreichische Raumordnungskonferenz meint, die Länder sollten den Gemeinden bei Flächenwidmungen wieder mehr auf die Finger schauen. Ist das sinnvoll?

In der Planung gibt es die Tendenz, dass alles erleichtert werden soll. Für den Wirtschaftsstandort ist das einerseits günstig, andererseits gibt es das Problem, dass manches übersehen wird.

Sollten Raumordnungskonzepte verbindlich werden?

Für gefährdete Bereiche würde es nicht schaden. Gefahrenzonenpläne kommen von Bundesseite. Die einzige Entscheidung des Landes ist zu kontrollieren, ob die in Flächenwidmungsplänen berücksichtigt werden. Diese Kontrolle wird in manchen Fällen zu lax gehandhabt. Da gibt es sicher einen Mangel. Die Gemeinden werden in ihren Einzelentscheidungen nicht so überprüft.

Muss man nach dem Hochwasser die Gefährdungszonen ändern?

Das passiert ja laufend. Die Raumplanung ist noch nicht so alt, sie ist noch nicht am Ende ihres Wissens. Im Siedlungswasserbau war man sicher sehr nachlässig.

Sind die Instrumente der örtlichen Raumplanung - Flächenwidmungs- und Bebauungsplan - noch zeitgemäß?

Es hat lange gedauert, aber inzwischen hat jedes Bundesland die Gemeinden verpflichtet, nicht nur einen Flächenwidmungsplan, sondern davor ein Entwicklungskonzept zu machen, das weit über die reine Bestimmung der Nutzung von Flächen hinausgeht. Es müsste aber parallel dazu eine regionale Konzeption geben, die das Zusammenspiel sichert. Wir könnten die Bausubstanz im ländlichen Bereich verdreifachen, ohne die Flächenwidmungspläne zu ändern. Alle Gemeinden bauen sich da Reserven auf, die sind in ihrer Summe viel zu groß. Eine Bewältigung des Problems wird nur durch eine übergeordnete Planung möglich sein, die die Gemeinden in die richtige Position rückt. Das ist eine Forderung an die Raumplanung. Sie ist eine vernetzende, über die Verwaltungsgrenzen hinausgehende Tätigkeit. Es muss eine über den Gemeinden liegende Planung auf Bezirksebene geben, ohne den Gemeinden Rechte zu nehmen oder die Bürgermeister als Baubehörde abzuschaffen.

Die öROK kritisiert auch, dass es kaum mehr Abstimmung zwischen Siedlungs- und Verkehrsplanung gibt, was sich auch im Generalverkehrsplan niederschlägt.

Es stimmt, das Zusammenwirken zwischen Verkehrs- und Raumplanern ist gering. Ich habe immer schon festgestellt, dass die Straßenplaner nie viel Rücksicht genommen haben, ob ihre Straßen Siedlungsgebiete erreichen. Meistens fordert die Raumplanung über Initiative der Gemeinden gewisse Verkehrsmaßnahmen, aber die großen Trassen kommen von den Verkehrsabteilungen des Landes über Straßenplaner und stoßen dann plötzlich auf das Problem Raumplanung. Viele an der TU Wien ausgebildete Raumplaner sind heute Verkehrsplaner. Vielleicht erinnern sie sich daran, dass Raumplanung über die Grenzen von Spezialwissenschaften hinausgeht. Raumplanung hat die Aufgabe, das vernetzte System unseres Lebens zu erkennen.

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Education and Jobs: The Matching Gap

Robert Lloyd, Präsident der EMEA-Operations von Cisco Systems, weilte während des World Economic Forum in Salzburg. Im Report-Gespräch erzählt er, wie der Networkingriese dank seines horizontal ausgerichteten Geschäftsmodells so schnell die Krise hinter sich lassen konnte, was die neuen lines of billion-dollar-markets sind und was Europa am vordergründigsten braucht: Flexibilität.

Report: Vor rund eineinhalb Jahren war Cisco noch felsenfest davon überzeugt, dass der nächste Schritt im Networking das optische Switching sein werde. Davon kann heute noch keine Rede sein. Inwieweit sind die Businessmodelle durcheinander geraten?
Robert Lloyd: Es stimmt, dass die Backbonekapazitäten kurzfristig ausreichend sind. Und es stimmt natürlich auch, dass die Telekominvestments deutlich zurückgegangen sind - momentan stammen gerade einmal rund 25 Prozent unserer Umsätze von den Telekoms, früher waren es mehr als 40 Prozent. Jedoch: In Sachen Breitband sehen wir längst nicht mehr lediglich das Optical Switching als alleinigen Vorantreiber - Ethernet im Metropolitan-Area-Network, Wireless LAN im Mobilitybereich, die ausgeprägte Kabelindustrie in Europa, alternative Accessmöglichkeiten - all das weist in Summe nach wie vor ein gehöriges Wachstum auf. Vor allem Virtual Private Networks (VPNs) im Verbund mit WLANs sowie IP-Telefonie erreichen bereits wieder Wachstumswerte von rund 35 Prozent.

Manch Analyst prophezeit aber gerade den IP-Services weitaus geringere Wachstumswerte in den nächsten Jahren, als noch vor kurzem angenommen wurde.
Nun, wir sind jetzt seit rund zwei Jahren auf diesem Markt und haben mehr als eine Million Handsets für IP-Telefonie abgesetzt. Der übergang zu nonproprietären Systemen ist momentan voll im Gange. Und das bedeutet primär das Ende jener Hersteller, die auf eine möglichst weite, vertikal ausgerichtete Wertschöpfungskette gesetzt haben. Wir glauben, dass die Begleiterscheinung der Migration zu einem einzigen Netz anstatt zweier getrennter Netze für Sprache und Daten ein groß angelegtes Outtasking sein wird: Teile der Wertschöpfungsketten werden abgegeben, die Produktion ausgelagert, Zusammenarbeit in Reinkultur wird praktiziert. Der übergang zum vollständig auf IP basierenden Unternehmens-VPN ist übrigens nicht lokal auf eine bestimmte Region beschränkt - wir bemerken im Gegenteil auch und gerade in den Emerging Markets wie etwa in Polen und Tschechien enormen Bedarf.

Sie prophezeien also, dass nicht nur jene, die IT-Dienstleistungen in Anspruch nehmen, künftig outsourcen, sondern die IT-Industrie auch selbst diesen Weg sehr stark einschlagen wird.
Outtasking macht für beide Sinn. Auf jeden Fall. Und gerade weil Cisco ein horizontaler, kein vertikaler Integrator ist, können wir einen wirtschaftlichen Abschwung weitaus leichter abfangen: Im Gegensatz zu Lucent, Ericsson oder etwa Nortel Networks heißt unser Kerngeschäft ausschließlich IP-Core-Infrastruktur. Alle anderen müssen hingegen erst entschlacken, sich von Teilen der Wertschöpfungskette verabschieden, streamlinen, restrukturieren. Ist man dagegen von vornherein spezialisiert, lässt sich ein antizyklisches Gegensteuern weitaus leichter realisieren, besser orchestrieren. Wissen Sie, letztlich bringt education market share. Und daher: More effort in training in the slow time!

[Jetzt schwärmt Robert Lloyd von E-Learning im Cisco-eigenen TV-Studio.]

Ist der Trend zum Outsourcing an die Telekoms nach den Megapleiten von Worldcom und KPNQwest nicht doch sehr erschüttert?
Prinzipiell gilt: Kunden sind überaus selektiv, und ich glaube nicht an eine nachhaltige Erschütterung des Vertrauens in die Telekomindustrie. Was für die Provider selbst nun gilt: Es besteht eine enorme Chance, mit managed IP-Telefonie zu reüssieren. Und eben diese zu fördern, indem wir engste Zusammenarbeit mit ihnen anstreben und fördern, ist unser oberstes Ziel.

Wie sieht es mit IPv6 aus? Wann wird der neue Standard zum flächendeckenden Einsatz kommen?
IPv6 ist letztlich nachfragegetrieben, das heißt, es müssen zuerst die Benefits da sein, Mobilityservices und dergleichen entwickelt werden, die etwa eine Vervielfachung des Adressierungsraumes rechtfertigen. Wir selbst arbeiten auf diesem Gebiet sehr eng mit der Europäischen Union zusammen. Standardisierung ist aber immer ein Produkt aller Beteiligten. Aber Sie können davon ausgehen, dass alle großen Provider aktuell daran arbeiten, zusätzliche Adressierungsmöglichkeiten zu schaffen.

Cisco selbst hat den Turn-around enorm schnell vollzogen. Wie ist diese Geschwindigkeit erklärbar?
Zum einen haben wir unsere Produktivität enorm erhöht - sie liegt derzeit bei 700.000 Dollar pro Mitarbeiter, eine Million Dollar ist das Ziel. Neben diesem Value-Engineering ist es auch zu massiven Personalrochaden im Topmanagement gekommen. Die Hälfte unserer Senior-Vice-Presidents wurde binnen zweier Jahre ausgetauscht. Zudem erlaubt uns eine Cashreserve in der Höhe von 21,5 Milliarden Dollar, ein Acht-Milliarden-Dollar-Aktienrückkaufprogramm durchzuziehen. Kurz und gut: 1,5 Milliarden Dollar Operating Cash binnen 90 Tagen machen wirklich flexibel. Wir sind mittlerweile wieder so weit, um sagen zu können, wir hatten noch nie bessere Ergebnisse als in den letzten beiden Quartalen!

Bei alldem haben wir immer noch Rezession. Wo soll das hinführen mit Cisco, wenn sich jetzt auch noch die Wirtschaft erholt?
Es stimmt, wir erleben einen völlig abnormen Cycle momentan. Nun, ich bin überzeugt, sind die Zeiten wieder normal, wachsen wir auch wieder jährlich 20 Prozent. Mit WLAN, Security, IP-Telefonie und Storageswitching sind die nächsten lines of billion-dollar-markets auch schon in Sicht.

Zusammengefasst: Das nonproprietäre, liberalisierte Networking wird in den nächsten zwei, drei Jahren Ihrer Meinung nach zu weiteren radikalen Restrukturierungen führen und womöglich Ihr horizontal ausgerichtetes Geschäftsmodell kopieren?
Ja. Ich glaube, dass Europa in Summe weitaus effizienter beim Zusammenarbeiten [collaborating] sein könnte. Flexibilität und Geschwindigkeit, weniger Regulierung - das sind die Zauberworte, die wir auch hier beim Weltwirtschaftsgipfel diskutieren. Das wirklich Entscheidende aber ist meiner Ansicht nach: Die Politik hat dafür zu sorgen, dass der matching gap zwischen Bildungssystem und Bedürfnissen des Arbeitsmarktes kleiner wird. Mit anderen Worten: Flexibilität brauchen wir vorrangig in Sachen education.

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eGovernment on demand

Report: Seit wann ist IBM im Public Sektor tätig und was sind für Sie die wichtigsten Schritte zum E-Government?
Piero Corsini:Seit 1996 haben wir Projekte in 22 eruopäischen Ländern durchgeführt. Die wichtigsten drei Schritte sind: Zuerst Information anzubieten, dann Transaktion und später die ortsunabhängige Integration zu ermöglichen. Eine der Transaktionen, die oft als erste angeboten wird, ist das Steuerzahlen via Internet."

Welche Vorgaben der EU gilt es dabei zu beachten, und was sind die übergeordneten Pläne der Union?
Die Vorgaben der EU sind in der eEurope Roadmap sehr genau definiert. Hier wird vorgeschrieben, welche Services elektronisch laufen müssen.
Das übergeordnete Ziel ist jedoch, unsere Industriegesellschaft zu einer Informationsgesellschaft zu machen. Diese Infrastruktur ist es, die ein Land attraktiv macht.
In Zukunft wird es für EU-Bürger egal sein, wo sie leben oder arbeiten - das kann auch zuhause sein. Die Kommunikation mit der Behörde, die etwa stattfindet, wenn man den Wohnort wechselt, kann entfallen. Das Motto wird lauten: Wähle, wo du leben willst und sei ein Teil davon."

Mit dem Aufbau der E-Governments in Europa sind aber auch erhebliche IT-Investments verbunden. Lässt sich hier der Return on Investment berechnen?
Natürlich. Innerhalb von drei Jahren muss ein E-Governmentprojekt die Investments wieder hereinspielen.

In letzter Zeit wachsen immer mehr IT-Ministerien aus dem Boden. Welchen Einfluss haben sie im E-Government?
Das ist ein interessantes Phänomen. Die IT-Ministerien sind sehr junge Ministerien, die noch über wenig Budget verfügen, daher müssen sie ihre IT-Roadmaps an andere Projekte koppeln, um so Governmentprojekte mit zu finanzieren, etwa im Zuge von Security-Projekten.

Was sind die Major Investments von IBM? Womit rüsten Sie sich für den Kampf um den Public sector?
Die Weiterentwicklung von Websphere ist unser Ivestment Nummer eins, Nummer zwei ist Linux. Wir legen besonders auf die Multivendorstrategie wert, das gilt im Bezug auf unsere Partner ebenso wie für unsere eigenen Softwareprodukte. Websphere muss auf allen Plattformen und in allen Softwareumgebungen lauffähig sein.

IBM hat im vergangenen Jahr eine Milliarde Euro in Linux investiert. Was sind Ihre Pläne mit Linux - wohin soll sich dieses Betriebssystem entwickeln?
Wir wollen, dass Linux auf größeren Servern für Webservices lauffähig ist. Dafür muss es robust und zugleich flexibel sein.

IBM gibt also jetzt mit großen Investments die Fahrtrichtung dieser freien Entwicklergemeinde vor?
Das wollen wir auf keinen Fall. Lassen Sie es mich anders herum formulieren: Der Markt gibt heute die Richtung vor, in die sich Software entwickelt. Wir haben Einfluß auf diese Entwicklung, aber diese Leute sollen deswegen nicht ihre Eigenständigkeit verlieren.

Wie viel wollen Sie künftig in Linux investieren?
Wir werden zehn Milliarden Euro in "E-Business on demand" investieren, davon wird ein großer Teil in die Weiterentwicklung von Linux fließen.
Einen weiteren Schwerpunkt wollen wir auch in der Weiterentwicklung unserer autonomen Computing Systeme setzen. Systeme müssen von selber laufen, und sich wie ein Organismus selbst am Leben erhalten.

Die Maschine managed sich also selbst und meldet sich, wenn sie Probleme hat? Welche Systeme sollen autonom werden?
Genau. Nach der Hardware wollen wir jetzt auch in unseren wichtigsten Softwareprodukten selfmanaging Features einbauen. Unsere Datenbank DB2 wird sich beispielsweise selbst adaptieren, wenn sie es plötzlich statt zehn mit 100 Benutzern zu tun hat.
Die Systemmanagamentsoftware Tivoli wird selbsttätig den Storagebedarf des Systems kontrollieren, und dann den künftigen Bedarf an Speicherressourcen vorhersagen.

Wieviel Einsparungspotenzial messen Sie dieser autonomen Software bei?
Das kann man so nicht messen. Aber wenn Sie davon ausgehen, dass statt hundert Anrufen zum Support nur mehr zehn täglich nötig sind, dann ist das ein enormer Erfolg.

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Die Neue Langsamkeit

Das Schnelllebige ist der Wirtschaft scheinbar abhanden gekommen. Schmierige Verheißungen sind knochentrockenen Facts gewichen. Eine Art Neue Langsamkeit ist aufgekommen. Jedoch: Ist Business tatsächlich langsamer geworden? Ja und nein. Warum, hat unserer Ansicht nach UTA-Vorstand Romed Karré in die treffendsten Worte gekleidet. Die besten Sager - thematisch gegliedert - folgen ihm nicht weniger aussagekräftig …

THE BIG VIEW

»In den letzten Jahren wurde als primärer Steuerungsaspekt für das operative Geschäft und damit auch für Innovationszyklen die Beurteilung der Finanzmärkte angesehen. Die Ausschläge der Börsen wurden durch den Versuch, in gleichem Tempo das Geschäft zu verändern und zu optimieren, beantwortet. Die Beurteilung von Unternehmen wurde eher Analysten zugetraut als den eigenen Kunden. Kundenbedürfnisse entwickeln sich jedoch viel langsamer als Kurse an den Finanzmärkten. Daher ist für realen Unternehmenserfolg eine Neue Langsamkeit zwingend, um nicht sinnlos am Markt vorbei zu entwickeln. Für weitgehende Akzeptanz neuer Produkte (und nicht nur marketingkosmetisch veränderter) im Privatmarkt ist immer noch die 5-Jahres-Zeitkonstante ein guter Anhaltspunkt. Die Zeitkonstante für IT-Projekte, die tiefgreifenden Einfluss auf ein Unternehmen haben und erfolgreich sind, ruht ebenfalls seit Jahren bei mindestens 18 Monaten. Hektischere Optimierungszyklen dienen eher der Shareholder-Beruhigung, als dass sie echter Sinnhaftigkeit genügen.« Romed Karré, UTA-Boss

Jürgen Million, Hardware-Direktor bei IBM österreich, sieht die Entwicklungszyklen generell verkürzt, allerdings sei die Akzeptanz neuer Technologien einem stärkeren Wandel unterzogen: »Da neue Technologien kritischer als vor einigen Jahren betrachtet werden, bedarf es kritischerer Business-Cases und damit einer längeren Zeit.« Bank-Austria-Vorstand Wolfgang Haller sieht bei Unterhaltungselektronik und Mobilfunk einen klaren Trend: »Die Zeit der spektakulären Neuigkeiten ist spätestens seit den UMTS-Auktionen vorüber. Um es in Buzz-Words zu sagen: Convenience schlägt Innovation. Anwender sehen höhere Rechnerleistung oder reiche Ausstattung an Features nur mehr als willkommene Verfeinerung. Um Neuigkeiten im jüngsten Release als wahre Innovationen zu begreifen, muss man IT-Fan sein. Und das hat kaum noch jemand nötig.« Albert Felbauer, Chef von Siemens Business Services österreich: »Die Technologieorientierung der Kunden hat sich deutlich reduziert. Gefragt sind pragmatische Lösungen mit einer klaren ROI-Darstellung. Damit verlängern sich automatisch die Technologiezyklen.« Apple-österreich-Chef Christian Maranitsch meint: »Produktzyklen haben in unserer Branche nach wie vor nichts an Dynamik verloren, im Gegensatz zu früher sind die übergänge zu neuen Entwicklungen aber fließend. Technologien enden nicht mehr abrupt, sondern bieten flexible Möglichkeiten, in diese neu einzusteigen. Dadurch verlängert sich die Lebenszeit bestehender Technologien. Dadurch entsteht mitunter fälschlicherweise das Bild, dass es länger dauert, bis sich etwas Neues durchsetzt.« Microsoft-österreich-Chef Andreas Ebert: »Mit dem freien Auge betrachtet weist etwa der Spielkonsolenmarkt eine raschere Entwicklung auf als der Servermarkt, wo viele signifikanten Neuerungen oft recht unbemerkt von der breiten öffentlichkeit stattfinden. Sie finden jedoch trotzdem statt. Der Betrachter ist diesbezüglich gut beraten, eine betont langfristigere Perspektive einzunehmen. Es wird meist überschätzt, was in einem Jahr oder in zwei Jahren möglich ist, jedoch oft unterschätzt, welche änderungen in einem Zeitraum von sieben bis zehn Jahren stattfinden.« Peter Zehetner, Geschätsführer Ericsson Austria, sieht es nüchtern: »Es ist sinnvoll, Produkte dann zu entwickeln und auf den Markt zu bringen, wenn sie für Kunden einen wirtschaftlichen Nutzen bringen - gleichzeitig muss natürlich auch eine entsprechende Nachfrage gegeben sein - diese hängt auch wieder von der möglichen Finanzierung ab. Timing sollte sich auf wirtschaftlichen Bedarf und nicht auf Events konzentrieren.« Für Heinz Hartinger, SAP-Chef für Zentral- und Osteuropa, geht die technologische Entwicklung gleich rasch oder langsam voran wie in den letzten Jahren: »Technologische Innovationen, die Unternehmen einen Nutzen bringen, können nach wie vor rasch auf den Markt gebracht werden und werden akzeptiert.« Allerdings: »Technologie um der Technologie willen ist passee.« Stefan Csizy, CEO ACP: »Die technologischen Produktzyklen sind nach wie vor rasanter, als sie der Markt verarbeiten kann, obwohl seitens der Hersteller Tendenzen erkennbar sind, auf die Bremse zu steigen.« eTel-Chef Christian Rosner sieht keine Schleifen, aber auch keine Big Bangs für die Konsumenten, »aber viele kleine Schritte und laufend neue Services«. Für mobilkom-Boss Boris Nemsic ist die Multi-Plattform-Tauglichkeit eine Haupttugend: »Kunden ist es letztlich egal, auf welcher Technologie Applikationen laufen. Es gilt aber zu bedenken, dass auch GSM einige Jahre gebraucht hat, um sich als Massenmarkt zu etablieren. Wir erwarten daher, dass sich UMTS erst 2004 zum Massenmarkt entwickeln wird.« »Aktuell findet ein Atemholen und Kräftesammeln statt. Der Telekom-Markt ist für Betreiber und Ausrüster zunehmend ein Angebotsmarkt, determiniert durch die finanziellen Restriktionen in den Unternehmen«, so Reinhard Hutter, GF-Alcatel österreich. T-Mobile österreich-Chef Georg Pölzl meint: »Es wird aufgrund der zunehmenden technischen Interdependenzen zwar laufend schwieriger, marktreife Innovationen zu launchen. Es ist jedoch bedingt durch großen Wettbewerbsdruck weiterhin notwendig, Produktinnovationen rasch und mit hoher Zielgruppenrelevanz am Markt zu platzieren.« UTA-CEO Romed Karré: »Aus Sicht des Endkunden sind Produktentwicklungszyklen im ITK-Umfeld mit Sicherheit langsamer geworden. Die tägliche Praxis der Implementierungen, Releases und Projektlaunches läuft jedoch mit hoher Geschwindigkeit unvermindert weiter. Allerdings verschiebt sich der Fokus von der Neuentwicklung samt raschem Roll-out in Richtung Weiterentwicklung/Erweiterung/Verbesserung von Services, Produkten und Prozessen.« Viktor Horak, Geschäftsführer von AT&T kann jedenfalls in seinem Umfeld keine Verlangsamung beobachten: »Die Implementierung von MPLS in österreich und Europa etwa verlief sehr zügig. Die Technologie ist ausgereift und der Bedarf der Kunden ist wegen der wachsenden Datenmengen durchaus gegeben. Nach wie vor gilt: Kundenbedarf und Marktlage bestimmen das Tempo einer Innovation.«

CHANGE IM MARKETING?

Einen Wandel im Marketing der Technologieunternehmen sehen die meisten nur insofern, als sich eben die Budgets für die öffentlichkeitsarbeit dramatisch verringert haben. Vermehrter Druck auf die IT-Abnehmer lasse sich jedenfalls nicht konstatieren. Oder doch?
»Kunden setzt man nicht unter Druck«, ist Peter Zehetner überzeugt, »Bedarf wecken, vom Nutzen überzeugen, das Geschäft des Kunden zu verstehen und zu fördern - besser als dies die Mitbewerber tun können - das sind unsere Marketinggrundsätze.« Albert Felbauer meint: »über Image lässt sich keine Technologie mehr positionieren. Gefragt ist intensive Kundenbetreuung - trusted IT-advisors sind angesagt.« Marketingdruck auf Anwender auszuüben ist für Christian Maranitsch die falsche Methode: »Marketing muss den Druck innerhalb des Unternehmens erzeugen, damit die von Kunden gewünschten Technologien auf den Markt kommen. Wir leben ja seit langer Zeit nicht mehr in einem Anbieter-, sondern in einem Käufermarkt.« Für Andreas Ebert ist die Technikverliebtheit der Pionierzeit in den 80er und 90er Jahren einer am Kunden orientierten Nutzenstiftung gewichen. Boris Nemsic sieht die Ausstattung von Arbeitsplätzen mit PC und Upgrades Kompatibilitätslösungen und Lizensierungsfragen gewichen. Im Mobilfunk sei die grundlegende Ausstattungsfrage der Unternehmen mit Endgeräten und VPN-Lösungen trotz aller Marktsättigungstendenzen noch immer zentral. »Mobile Lösungen stehen erst am Beginn des Einsatzes.« »Der Druck auf IT-Abnehmer hat sich sehr wohl erhöht. Kontaktversuche per Telefon sowie Malings nehmen deutlich zu«, sagt indessen Hans Straßl, Vorstand von BP-Austria. Für Romed Karré geht der Trend in Richtung einer stärkeren Betonung der wirtschaftlichen Aspekte wie Total Cost of Ownership und ROI: »Zusätzlich rücken begleitende Finanzierungsmodelle wie pay as you grow in den Vordergrund.« Stefan Csizy schließlich konstatiert: »Der Druck war und ist nach wie vor durch hohe Konzernerwartungen gegeben. Quartalszahlen sind zu erfüllen - koste es, was es wolle.«

PRüFE WER SICH BINDET

Die Vorlaufzeiten von IT-Projekten werden länger. Kunden entscheiden sich erst nach einer langen Evaluierungsphase, ob, wie und welche Technologie eingesetzt wird.
Jürgen Million bestätigt das, betont aber: »Produkte, die auf neuen Technologien aufbauen, werden zunehmend nicht um ihrer selbst willen entwickelt werden, sondern finden verstärkte Orientierung am konkreten Bedarf des Marktes.« Andreas Ebert unterstreicht: »Die Produktentwicklung eines Technologieanbieters ist zeitlich nicht zwingend mit Projektzyklen auf der Kundenseite zu verbinden. Die Kunst besteht darin, Innovationen so in Produkte zu verpacken, dass sie ständig auf dem Vorhandenen aufbauen können und eine Integration in bestehende IT-Umgebungen jederzeit erfolgen kann. Wir sprechen bei Microsoft von Software als Service und verstehen darunter eine regelmäßige und stetige Innovation, welche kostenmäßig und projektbezogen besser planbar ist als in der Vergangenheit.« Heinz Hartinger sieht dadurch vor allem das Design der Projekte verändert. Hans Straßl meint, dass »Releases oder neue Produkte vermehrt ausgesetzt oder übersprungen werden.« Und wünscht sich zudem, dass »alte Technologien länger supported und Unternehmen nicht zum Umstieg gezwungen werden sollten«. Nach Reinhard Hutter sind die Evaluierungsphasen zwar intensiver, aber nicht unbedingt langsamer geworden: »Im Vordergrund stehen eindeutig Open Sys-tems - kompatible Lösungen werden gewünscht. Investitionssicherheit steht an oberster Stelle.« Christian Maranitsch sagt: »Technologie muss aufwärts- und abwärtskompatibel sein, der Einstieg in eine neue Technologie sollte schrittweise und über einen wesentlich längeren Zeitraum als früher möglich sein. Es muss auch möglich sein, unterschiedliche Technologien parallel einzusetzen.« Aus der Praxis von Stefan Csizy: »Es kann durchaus sein, dass der Kunde von der Projektentscheidung bis zum Ende der Umsetzungsphase die eingesetzten Produkte zwei Mal wechseln musste.« Viktor Horak sieht keinen direkten Zusammenhang zwischen Dauer der Kundenentscheidung und Produktentwicklung bei AT&T. Boris Nemsic sieht sich ebenfalls auf einem anderen Schlachtfeld: »Der Kampf um IT-Ideologien ist im Mobilfunk nicht gegeben. Hier entscheiden Kunden, ob sie auf Mobilität setzen oder noch zuwarten. Wenn sich ein Unternehmen entschieden hat, Mobilfunk über reine Sprachtelefonie hinaus einzusetzen, dann dauert die Realisierung nur mehr die Implementierungs- und Testphase lang.« »In dem Moment, wo sich nur ein Konkurrent für eine Technologie entscheidet, die sich rasch rechnet, dem Kunden Vorteile bringt und Kosten senkt, muss und werde ich zumindest nachziehen und den nächsten Schritt setzen«, sagt Christian Rosner. Romed Karré: »Im IT-Umfeld alternativer TK-Anbieter werden vermehrt notwendige Konsolidierungen durchgeführt, die in der Zeit des raschen Wachstums nur bedingt erfolgen konnten. Die Dringlichkeit solcher Projekte steht im Gegensatz zu langen Vorlaufzeiten. In der Praxis forcieren wir deshalb Proof of Concept-Strategien und setzen verstärkt auf finanztechnische und strategische Beurteilung der in Frage kommenden Hersteller, um langfristige Verfügbarkeit des Produkts zu gewährleisten.«

DIE ANGST DER KUNDSCHAFT

Fakt ist auch, dass es konkrete Angst der IT-Abnehmer gibt, dass eine gewählte Technologie schon nach kurzer Zeit obsolet und die Investition somit keine langfristige ist. Investitionssicherheit hat oberste Priorität. Jedoch: Produkt- und Entwicklungszyklen nun zu verlangsamen, um mehr Vorhersehbarkeit zu erreichen - das macht für niemand Sinn.
»Investitionssicherheit sollte vielmehr durch Erweiterbarkeit, Kompatibilität und Möglichkeit des einfachen Umstiegs auf neue Technologien gegeben sein« sagt Jürgen Million, und: »Kontinuität muss hauptsächlich in der Anwendung, nicht nur in der Hardware gegeben sein.« Für die meisten ist klar: Enormer Wettbewerb zwingt die Unternehmen regelrecht zu permanenter Innovation. »Investitionssicherheit muss daher durch andere Angebote wie einfachere und günstigere Updates auf neue Versionen oder zeitlich klar definierten und garantierten Support gewährleistet werden«, argumentiert daher Heinz Hartinger. Andreas Ebert: »Eine Verlangsamung von Innovationszyklen würde keinerlei Investitionssicherheit beim Kunden erzeugen. Man kann ja auch nicht einfach die Uhr zurückdrehen, wenn man bereits zu spät ist. Der Kunde ist besser beraten, auf eine technologisch fortschrittliche Plattform mit klarer und planbarer Innovationsrichtung zu setzen und diese evolutionär ständig zu erweitern. Technologien, welche sich nach dem Zufallsprinzip entwickeln oder nur einer anderen Leittechnologie folgen, sind hingegen für den Enterprisebereich nur bedingt eine gute Wahl. Hier ist die Gefahr einer technologischen Sackgasse nicht auszuschließen.« Das Motto von Georg Pölzl: »Weniger ist mehr - aber keinesfalls ist langsamer besser.« Boris Nemsic: »Entwicklungszyklen lassen sich in einer Marktwirtschaft nicht verlangsamen. Wenn Innovationen wirklich gut sind, dann werden sie nicht über Nacht obsolet.« Stefan Csizy sagt: »Eine Verlangsamung ist aus Sicht der Kunden zweifelsfrei wünschenswert, setzt aber einen Konsens der jeweiligen Branche auf der Anbieterseite voraus. Ein solcher Konsens ist aber auf Grund des starken Konkurrenzdruckes nicht in Sicht.« Reinhard Hutter sagt es prägnant: »Wettbewerb steht einer künstlichen Verlangsamung entgegen.« Punkt.

DAS SCHNELLE MONEY BACK

Als Entscheidungsgrundlage für den Einsatz einer bestimmten Technologie wird immer häufiger der Return on Investment (ROI) genannt. Ist das tatsächlich der wichtigste Parameter? Und wie schnell so er sich einstellen?
»Der ROI ist der wichtigste Parameter«, sagt Heinz Hartinger, »die Zeiträume, in denen er erzielt wird, sind allerdings sehr unterschiedlich und abhängig vom Umfang des Projekts sowie der Branche.« OMV-CEO Rudolf Klenk meint dagegen: »Die Entscheidungsgrundlage liegt weit öfter im qualitativen und strategischen Bereich angesiedelt.« Viktor Horak schränkt ebenso ein: »Kosten sind für unsere Kunden wesentliches, aber nicht wichtigstes Kriterium. Denn: Reibungsloser Betrieb eines IT-Systems hat nicht primär mit Kosten etwas zu tun.« Für Reinhard Hutter war die Liberalisierung per se der Beschleuniger »und damit wurde auch der ROI-Grenzwert kürzer. Fakt ist aber auch, dass Usus gewordene Co-Financing-Modelle auf Grund der finanziellen Situation seltener angewendet werden.« »Der ROI ist bloß eine Kennzahlen von vielen - eine langfristig erfolgreiche Unternehmensstrategie lässt sich bestimmt nicht nur auf dem ROI aufbauen. Wichtiger sind künftige Marktentwicklung und Kundenwünsche als Entscheidungsbasis«, meint indessen Christian Maranitsch. Für Andreas Ebert ist ein Blick auf die bloßen Anschaffungskosten im hohen Maße unzureichend, »da diese oft nicht mehr als fünf Prozent der Gesamtkosten einer IT-Investition ausmachen. Der Blick auf die Total Costs of Ownership, welcher auch die Kosten für Support, Wartung, Ausbildung sowie Erweiterungspotenziale beinhalten muss, sollte mindestens auf drei bis fünf Jahre gerechnet werden.« Georg Pölzl meint: »ROI ist neben NPV, Amortisationszeit oder EVA eine Kennzahl, die absolute Berechtigung bei der Beurteilung von Investitionsentscheidungen hat. Zusätzliche Parameter sollten strategische Konformität sowie ein ausgewogenes Technologieportfolio sein. Dementsprechend kann auch kein allgemein gültiger absoluter ROI-Grenzwert für Technologieentscheidungen angewendet werden.« Stefan Csizy, der Rechner: »Investitionsrechnungen sind nicht immer Entscheidungsgrundlagen. Aber in einer sich stark verändernden Technologie muss die Investition nach drei Jahren zurückverdient sein.« Hans Straßl sieht das genauso. »Die Fristigkeit muss von der eingesetzten Technologie, der strategischen Bedeutung und den Innovationszyklen in der gewählten Sparte abhängen. Hauptaugenmerk sollte auf der nachträglichen Kontrolle der ROI-Rechnung liegen«, sagt IBM-Mann Million. Christian Rosner unterscheidet: »Der Pay-back hängt vom Einsatzbereich ab - etwa bei einem Backbone 20 Jahre, bei einem Switch fünf Jahre, bei einer CPU hingegen nur 12 Monate. Der ROI treibt vor allem die Liquidität - und die ist sicher im Moment noch wichtiger als der ROI.« Boris Nemsic betont die Harmonie mit der Unternehmensstrategie: »Projekte mit hohem ROI, die auch strategisch ins Portfolio passen und für die positive Machbarkeitsanalysen vorhanden sind, sind gute Investitionen in unserem Sinne. Manchmal können Investitionen allerdings auch einfach strategisch unheimlich wichtig sein, dann müssen ROI-überlegungen in den Hintergrund treten.« Romed Karré schließlich fasst zusammen: »Der ROI ist zweifelsohne eine wichtige Schlüsselkennzahl, da sie - sobald positiv - aussagt, dass die getätigte Investition durch Deckungsbeiträge hereingespielt wurde. Allerdings reicht manchmal die rein finanzielle Bewertung zur Beurteilung nicht aus. So gibt es Projekte, die nur über TCO betrachtet werden können, da die Investition aufgrund von Technologiesprüngen unabdingbar ist (etwa die XP-Einführung). Ergänzt wird diese Sicht durch Do-nothing-effect-Betrachtung bei Investitionen, die nur bedingt ROI-technisch bewertet werden können, aber einen Umsatzverlust bei ausbleibender Implementierung befürchten lassen (etwa Churn-Prevention-Features).«

FREE MARKETS OR NOT

Haben regulatorische Hürden den Einsatz neuer Technologien in der Vergangenheit gebremst? Gibt es Reformbedarf?
»Ja«, sagt Jürgen Million, »zumindest in Märkten mit annähernder Monopolstellung eines Herstellers sollten Regulatorien aktiver eingesetzt werden, um Wettbewerb zu fördern bzw. zu ermöglichen, um neue Innovationszyklen zu generieren, die dann auch für die Wirtschaftsentwicklung förderlich sind.« SAP-Mann Hartinger sieht dagegen keinerlei regulatorische Hemmschwellen gegeben, Karré und Straßl ebenfalls nicht. »Die Bremse ist nicht der Regulator, sondern die verspätete oder ungenügende Definition und Veröffentlichung der Regulatorien«, meint Albert Felbauer. Microsoft denkt, »dass die Kosten für den Breitbandzugang nach wie vor zu hoch sind, um einen Durchbruch dahinter liegender Potenziale unterstützen zu können. Das kann zu einer nachhaltig geringeren Wettbewerbsfähigkeit des Industriestandortes österreich führen.« Apple sieht es gewohnt kreativ: »Förderungen für den Privat-PC im Haushalt, vor allem im Zusammenhang mit Aus- und Weiterbildungsprogrammen, wären ein toller Fortschritt.« Viktor Horak meint: »Gerade für einen internationalen Konzern ist das ein ganz wichtiger Punkt. In vielen Ländern, sogar in Westeuropa, gibt es schwierige gesetzliche Hürden, etwa bei Verschlüsselungstechnologien. Hier wäre ein europäischer Standard sicher vorteilhaft.« überhaupt, frägt man eine Telefoncompany, wird der Ton anders - etwa bei Georg Pölzl: »Der EU-Rechtsrahmen birgt große Gefahren der überregulierung in sich. Die Eingriffsrechte der Kommission sind zu umfassend, nationale Regulierer werden zu Brüssel-Niederlassungen, nationale Marktunterschiede bleiben oft unberücksichtigt. Der Entwurf zum österreichischen KIG versucht - soweit möglich - einen Mittelweg einzuschlagen. Der Spielraum der Behörde für die Regulierungspraxis ist aber noch zu weit. Unser Wunsch daher: Sektorspezifisches Wettbewerbsrecht sollte wegfallen. Allgemeines Wettbewerbsrecht als alleinige Marktverfassung ist erstrebenswert, aber leider noch weit entfernt.« eTel-Chef Rosner bemerkt überhaupt gravierende Hürden und könnte darüber »eine 20-Seiten Abhandlung schreiben«. Seine wichtigsten Headlines: »Warum dürfen wir nicht auch Grundgebühr verrechnen und nur die TA? Instanzenzug und Verfahrensdauer sind unakzeptabel. Missbrauchsaufsicht schläft und die TA als Ex-Monopolist nutzt das skrupellos. Die Durchsetzung von Regulierungsentscheidungen ist zäh, die Unversaldienst-Verordnung wird zur europäischen Kuriosität, es gibt in Verfahren kaum Parteienrechte - und: Alle alternativen Festnetzbetreiber kämpfen gegen einen Ex-Monopolisten mit von der Volkswirtschaft bezahlter Infrastruktur sowie Pensionsregelungen.« Der Konter von Boris Nemsic: »Interconnection-Regelungen in österreich haben ein niedrigeres Investitionsvolumen zur Folge. Im Festnetz ist bekannt, dass Betreiber, die bewusst nicht in eigene Infrastruktur investieren, erfolgreicher sind. Diese Regelungen werden auch auf den Mobilfunk ähnliche Auswirkungen haben. Zugute kommen die derzeitigen Rahmenbedingungen internationalen Konzernen wie der Deutschen Telekom, die auch im heimischen Markt vertreten sind, aber als schützenswerte Alternative gelten. Harmonisierung der Regulierung über Landesgrenzen hinweg ist daher anzustreben. Als weiteren Reformbedarf sehe ich den Rückzug der Regulierung von funktionierenden oder neuen Märkten. Regulierung ist immer nur die zweitbeste Lösung und sollte nur dann Option sein, wenn der Markt versagt.« Und Rudolf Klenk redet Tacheles: »Bremsend in der Telekommunikation war eher die frühere monopolähnliche Position der PTT.«

POLITIK VERSUS MARKT

Stimuliert momentan die Politik - das Ministerium - als eigentlicher IT-Treiber - in Form von Großaufträgen? Oder kann eine Markterholung mittelfristig auch ohne forciertere staatliche Einflussnahme stattfinden?
Stefan Csizy: »Die Politik - das Ministerium - ist Marktteilnehmer wie jeder andere. Es ist natürlich aufgrund seiner Größe als Einzelkunde interessant, übt aber keinen Einfluss auf die Marktentwicklung aus.« »Politik spielt heute im Vergleich zur freien Marktentwicklung keine wesentliche Rolle mehr«, ist Peter Zehetner überzeugt. Jürgen Million sieht momentan keine Anzeichen einer wirtschaftlichen Belebung durch staatliche Großaufträge. Eine Marktbelebung wünscht er sich vor allem durch strategische Weichenstellungen, die dem Allgemeinwohl dienen: »Die öffentliche Hand sollte - wo sinnvoll - nicht nur der Shareholdervalue-Mentalität dienen.« Heinz Hartinger sieht in der öffentlichen Hand einen wichtigen Umsatzbringer für die IT-Branche, jedoch keinen Treiber für neue Technologien. Und noch wichtiger: »Klassische Industrieunternehmen sind durchaus bereit, als Vorreiter zu agieren und neue Lösungen als erste einzusetzen.« Reinhard Hutter meint, dass der Staat im ITK-Sektor weitaus stärkere Impulse setzen sollte: »Er sollte verstärkt neue Technologien etwa im Staatsapparat selbst einsetzen, um Kosteneinsparungen zu erzielen und Impulse für alle im Staat zu setzen.« Wesentlich sei aber: »österreich hat keinen eigenen Defense-Technology-Sektor, welcher der eigentliche Technologietreiber war und ist. Und daher ist in österreich auch kaum Geld für zivile Spin-offs vorhanden. Hier muss man gegensteuern, ein forcierter Einsatz etwa würde das teilweise kompensieren.« Albert Felbauer ist überzeugt, dass die »Vorreiterrolle des Staates durch gezielte Bereitstellung und Nutzung von E-Government-Verfahren gewaltig ist. Damit kann eine Reihe weiterer Investitionen in den Unternehmen stimuliert werden. Raschere E-Government-Einführung wäre daher wünschenswert.« Andreas Ebert will einer staatlicher Einflussnahme grundsätzlich nicht das Wort reden: »Die Vergangenheit zeigt, dass dadurch mehr Marktverzerrungen als langfristige Stimulationen entstanden sind. Allerdings kann der Staat wertvolle Impulse für Rahmenbedingungen geben, welche eine bessere IT-Entfaltung ermöglichen.« T-Mobile Austria begrüßt die Initiativen zu M-Government und Boris Nemsic sieht kein simples Entweder-Oder zwischen politischer Stimulanz und Wirkung der Marktkräfte: »Beide Faktoren müssen funktionieren - Stimulation durch staatliches Investment, wenn ein Sektor stagniert und eine starke Wirtschaft, die bereit ist, auf die Zukunft zu setzen. Gerade in Krisenzeiten sind Kooperationen zwischen Politik und Wirtschaft treibende Faktoren. Was den Mobilfunkmarkt betrifft, wäre ein Rückzug des Staates schon Stimulation genug.« Karré: »Politik kann den Markt nur unterstützen bzw. Trends verstärken, nicht ersetzen. Großaufträge der öffentlichen Hand unterstützen neue Informationstechnologien wie etwa bei E-Government. Aber das ist nicht die primäre Aufgabe - diese besteht vielmehr darin, geeignete Rahmenbedingungen zu schaffen.« Hans Straßl ortet hier eine gewisse Sättigung: »In IT wurde durch Y2K und Euro-Umstellung sehr viel investiert - diese Investitionen müssen nun verdient werden.«

UNSICHTBARE INNOVATIONEN

Wird eine Neue Langsamkeit womöglich deshalb empfunden, weil technologische Entwicklungen in zunehmendem Maß unsichtbar werden - vor allem für Endkonsumenten sind etwa Softwareapplikationen mitunter nicht spürbar?
IBM-Mann Million bringt es auf den Punkt: »Neue Langsamkeit kann sich nur aufgrund der langsameren Akzeptanz neuer Technologien einstellen. Dies geschieht hauptsächlich durch ein größeres Kostenbewusstsein.« »Wenn Software unsichtbar wird, dann ist das durchaus in unserem Sinne, denn oft war es ein Problem für Softwarehersteller, dass sich Anwender gegen Neuerungen gewehrt haben«, sagt Heinz Hartinger. Peter Zehetner will von nichts Spüren nichts wissen: »Wir unterstützen keine Applikationen ohne Nutzen.« Christian Maranitsch: »Software-Applikationen sollten auf jeden Fall spürbar sein, Software ist für die Qualität des Outputs verantwortlich.« Albert Felbauer: »Das wäre doch das Ziel, dass Technologie zweitrangig wird, und mit einer intelligenten Nutzung der Technologien den Kunden wirkliche Vorteile in ihrem eigenen Geschäft entstehen.« Boris Nemsic kann keine allgemeine Neue Langsamkeit ausmachen: »Speziell bei mobilen Applikationen und Innovationen gibt es sie ganz sicher nicht. Bei GPRS etwa erlebt der User unmittelbar die höhere Geschwindigkeit. Bei konkreten Anwendungen wiederum fühlt er den Mehrwert, der seinen Alltag verändert. Wenn unser Kunde deshalb mehr Zeit für seine Familie hat, weil er mobile Lösungen einsetzt, dann spürt er diese Entwicklungen durchaus, und sehr persönlich.«

KUNDEN WEGGESCHWOMMEN?

Hochwasserschäden in Ober- und Niederösterreich haben die Wirtschaft erschüttert, aber auch teilweise stimuliert. Stehen in den überschwemmungsregionen nun vorerst IT- und Telekom-Investments gegenüber vorrangigeren Anschaffungen hintan?
Albert Felbauer bemerkt das Gegenteil: »Wir merken eine verstärkte Auseinandersetzung mit IT-Sicherheits-aspekten wie Ausfallsicherheit und orten gerade dort Bedarf.« Und Heinz Hartinger ist eben ein SAP-Manager: »IT ist heute für Unternehmen unerlässlich, um arbeiten zu können, daher wird schon bald auch wieder in IT investiert werden.« Hans Straßl kann sich sogar eine gewisse Impuls-Wirkung für die IT-Industrie vorstellen. Stefan Csizy: »Anschaffungen nach Elementarereignissen werden nach der Dringlichkeit getätigt. Es ist anzunehmen, dass IT- und Telekom-Investments in der Werteskala an Dringlichkeit zugenommen haben.« Boris Nemsic schließlich betont: »Sicherung des Lebens und eines lebenswerten Mindeststandards müssen an erster Stelle stehen.«

WER IST HERR DER ZEIT?

Macht uns der Einsatz der IT allgemein das Arbeiten wieder langsamer - in dem Sinne, dass Human Ressources die Schnelligkeit großteils an EDV-Systeme abtreten, selbst dafür aber wieder gemächlich werden?
»Leider nein«, meint Reinhard Hutter, »Herr der Zeit sein wird eher schwieriger.« Gemächlicheres Arbeiten sehen auch Albert Felbauer, Viktor Horak und Andreas Ebert nicht in Sicht. IT werde vielmehr in der Lage sein, immer mehr unangenehme und gleichförmige Aufgaben abzunehmen, und gleichzeitig zu neuer Effizienz und Qualität in der Arbeit führen. Intuitiver Umgang mit Sprachtechnologie sowie Tablet PC und Pocket PC als universelle Arbeitsumgebungen werden prophezeit. Jürgen Million bestätigt: »Die an IT abgegebene Arbeit wird durch neue Aufgaben mehr als kompensiert.« Apple-Mann Maranitsch betont: »Es geht bei der Arbeit nicht unmittelbar um Schnelligkeit, sondern um Qualität, und hier ist die EDV genau das Tool, um Human Resources von Routinearbeiten zu entlasten.« Stefan Csizy sieht neue Technologien schnell angenommen und das Tempo daran angepasst - ein Nachlassen liege nicht in der Natur des Menschen. »Nicht nur die Systeme sind gefordert, schneller zu arbeiten, auch von den Mitarbeitern wird das gefordert«, sagt Heinz Hartinger. Für Peter Zehetner ist der Begriff langsam überhaupt zu negativ besetzt: »Wir denken, dass IT das Arbeiten smarter und intelligenter macht«. »Das Arbeitsleben war nie schneller als heute. Wer täglich 100 Mails bekommt und versendet, muss trotzdem mit seinen Kollegen sprechen. Wichtig ist die Selektion: Was funktioniert per Mail und welche Gespräche führe ich besser persönlich?«, so Wolfgang Haller, Bank-Austria-Vorstand. Hans Straßl bleibt beim Business: »Marktdruck erlaubt keine Gemächlichkeit - und viele strategische Projekte basieren auf neuer Technologie.« Rudolf Klenk meint: »Rasche Kommunikationsmöglichkeiten treiben Akteure eher noch zusätzlich an.« Und für Georg Pölzl ändern sich durch die Verlagerung routinemäßiger Aktivitäten in die EDV und deren Beschleunigung auch »Relationen im Gesamtprozess (vormals kurze Denkpausen erscheinen nunmehr lange), entstehen änderungen der Tätigkeitsprofile bzw. andere Arten der Human Ressources«. Von Boris Nemsic war zu erwarten, dass er überzeugt

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Energie gegen Armut

Von Klaus Fischer und Werner Wegscheider

Report:Wie sind Sie mit dem Ergebnis des Weltgipfels für nachhaltige Entwicklung in Johannesburg zufrieden?
Gürkök: Ich sehe den Gipfel mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Mit einem weinenden, weil wenige konkrete Ziele vereinbart wurden. Wir wollen den Anteil der erneuerbaren Energieträger an der weltweiten Energieerzeugung erhöhen, sagen aber nicht, um wie viel. Wir wollen die Zahl der Menschen, die mit einem Dollar pro Tag auskommen müssen, um die Hälfte reduzieren, aber es gibt keine konkreten Pläne dafür und vor allem kein Geld. Mit einem lachenden Auge sehe ich den Gipfel, weil erstmals der Zusammenhang zwischen Energieversorgung und Armutsbekämpfung anerkannt wurde. Außerdem haben wir als UNIDO den Start unserer Rural Energy Initiative bekannt gegeben. Dabei fördern wir den Aufbau lokaler Energieversorgungssysteme in der Dritten Welt und schaffen so eine Basis für die Entwicklung gewerblicher Strukturen. In Mali beispielsweise bauen wir mit österreichischer Unterstützung ein Kleinwasserkraftwerk. Der dort erzeugte Strom treibt Wasserpumpen, mit denen Felder bewässert werden. Das kommt der lokalen Lebensmittelindustrie zu Gute.

UNO und UNIDO werden wegen ihrer Schwerfälligkeit und ihres Bürokratismus kritisiert.
Wir reagieren auch nicht langsamer als die Nationalstaaten selbst. Es dauert meistens seine Zeit, bis wir einen Konsens aller Beteiligten hergestellt haben. Aber wenn es einmal einen Beschluss gibt, stehen auch alle dazu.

Wie geht es mit dem Kiotoprotokoll weiter?
Aus Ländern wie Kanada, Russland und China, die sich bisher sträubten, das Protokoll zu ratifizieren, kommen zunehmend positive Signale. Der russische Ministerpräsident Michail Kasjanow sagte in Johannesburg, sein Land werde das Protokoll bald ratifizieren, Präsident Wladimir Putin hat sich ähnlich geäußert. Und wenn die Russen mitmachen, haben mehr als 55 Staaten das Protokoll ratifiziert, die mehr als 55 Prozent der in den Kiotostaaten erzeugten Treibhausgase repräsentieren. Das heißt, das Protokoll tritt in Kraft.

Wie helfen Sie der Wirtschaft, die Kiotoziele zu erfüllen?
Mit einem Dreistufenprogramm. Erstens machen wir Awarenessprogramme samt Workshops und allem drum und dran. Zweitens bilden wir Leute in den Entwicklungsländern aus, damit die Staaten, in denen kiotorelevante Projekte durchgeführt werden könnten, auch entsprechende personelle Kapazitäten haben. Drittens helfen wir, mögliche Projekte zu identifizieren und Partner zusammen zu bringen, die diese gemeinsam umsetzen können. Die UNIDO agiert sozusagen als Project Facilitator.

In diese Richtung geht auch das österreichische Global Forum in Sustainable Energy ...
... das ich für eine sehr begrüßenswerte Einrichtung halte. Zu wünschen wäre eine entsprechende finanzielle Ausstattung seitens der staatlichen Stellen.

Der dänische Statistiker Björn Lomborg hält Kioto für weitgehend nutzlos. Er sagt, die Staatengemeinschaft solle die dafür vorgesehenen Gelder lieber direkt in die Entwicklungshilfe stecken.
Faktum ist, es gibt menschengemachte Probleme mit dem Weltklima. Das bestreitet auch Herr Lomborg nicht. Wenn er eine kostengünstigere Alternative zu Kioto hat, auf den Tisch damit.

In wenigen Wochen findet in Delhi die achte Nachfolgekonferenz zu Kioto statt, die COP8. Was erwarten Sie sich von dieser?
Ich erwarte mir wenig und ich erhoffe mir viel. Wichtig ist, dass das Protokoll möglichst rasch in Kraft tritt und umgesetzt wird. Dafür braucht es nicht nur Geld, sondern auch Idealismus. Eine der größten Herausforderungen ist, den Entwicklungsländern durch geeignete Energieversorgung wirtschaftliche Prosperität zu ermöglichen, ohne die Umwelt weiter zu schädigen. Darauf müssen wir uns konzentrieren.

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Wirtschaft wird 2003 schwächer wachsen

"Wir mussten unsere Prognose für das heurige Jahr von 1,2 auf 0,9 Prozent und für das nächste Jahr von 2,9 auf 2,2 Prozent senken", sagt WIFO-Chef Helmut Kramer. Eine Spur optimistischer wird die Lage vom IHS eingeschätzt. IHS-Chef Bernhard Felderer rechnet heuer mit einem Wachstum von 0,8 Prozent und 2,5 Prozent im kommenden Jahr.

Den Grund für das verzögerte Wachstum sieht das WIFO vor allem in den schwachen US-Börsen, während das Institut für Höhere Studien auf einen kurzfristig starken Euro, eine schwache Binnennachfrage und einen generellen Pessimismus in Europa, sowohl bei Konsumenten als auch bei Investoren, verweist.

Seit dem Juni haben sich die Konjunkturaussichten für die USA und Europa verschlechtert. Der massive Verfall der Börsenkurse beeinflusst über Vermögensverluste und Stimmungstiefs auch die Realwirtschaft. "Ich nehme aber an, dass sich das Börsenklima wieder beruhigt und das Luftablassen der Spekulationsblase noch heuer beendet wird", so Kramer. "Die Erholung Europas kommt aus den USA", meint Felderer. Die US-Wirtschaft werde im dritten Quartal wieder kräftig anziehen - das IHS rechnet mit einem Plus von 2,75 Prozent - und somit auch den gesamten Welthandel positiv beeinflussen.

Der große Profiteur werde dabei Asien sein, wo gerade ein Exportboom Richtung USA einsetzt. Allein die Exporte Chinas stiegen um 30 Prozent, die Rezession in Japan dürfte vorbei sein. Europa und somit auch österreich konnten bis dato davon allerdings noch kaum profitieren. Für Europa fallen die Prognosekorrekturen stärker aus als für die USA, weil die Wirtschaft der EU bisher deutlicher hinter den Erwartungen zurückblieb.

In österreich kam die Konjunkturerholung im 1. Halbjahr noch wie erwartet, allerdings im Einklang mit der EU, nur schleppend voran. Das reale Bruttoinlandsprodukt nahm von Quartal zu Quartal um etwa ein halbes Prozent zu. Für ein über zwei-prozentiges Wachstum im kommenden Jahr spricht, dass sich das Vertrauen in die börsennotierten Unternehmen wieder festigen dürfte und dass aufgeschobene Investitionen nachgeholt werden müssen, um den Ersatzbedarf zu befriedigen. Diese Annahmen gehen allerdings davon aus, dass es zu keinem Irak-Krieg kommt.

Die Konjunkturschwäche hat 2002 hohe Steuerausfälle (rund zwei Mrd. Euro) zur Folge, dazu kommt die Budgetbelastung durch die Folgen der Hochwasserkatastrophe (eine Mrd. Euro). Der Staatshaushalt wird deshalb heuer ein Defizit von etwa 1,5 Prozent des BIP aufweisen. Im Jahr 2003 dürfte das Budget einen Abgang von gut einem Prozent des BIP aufweisen, so Kramer.

Die Verlangsamung des Wirtschaftswachstums hat einen ungewöhnlich starken Anstieg der Arbeitslosigkeit zur Folge - österreich zählt heuer zu den EU-Ländern mit dem raschesten Zuwachs an Arbeitslosen. Die Arbeitslosenquote wird deshalb von 6,1 Prozent (2001) auf 6,9 Prozent im Jahr 2002 steigen und nächstes Jahr auf hohem Niveau stagnieren. Dies bedeutet für das heurige Jahr die zweithöchste Arbeitslosenrate seit 1945. Als größte Brocken für eine neue Regierung nannte Kramer die Sicherung des Sozialsystems und die Senkung der Abgabenquote, um den Wirtschaftsstandort zu sichern.

Felderer sieht eine Steuer- und Pensionsreform, höhere Ausgaben bei Forschung und Entwicklung sowie eine massive Investition in die Infrastruktur als zentrale Punkte. Allerdings müsste eine Steuerreform gut durchdacht und die Finanzierung geregelt sein. "Die Regierung muss sich klar darüber sein, dass keine Steuerreform ohne vorübergehende Verschuldung möglich ist", so Felderer.

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Aber jetzt!

Report: Warum geht ein Michael Krammer zu Telering?
Michael Krammer: Ich meine: Lieber kleine Brötchen backen und selber die Zutaten bestimmen als große Brötchen backen und nicht mehr wissen, was drinnen ist.

Telering hat relativ rasch 300.000 Handykunden gehabt, ist bei dieser Zahl dann hängen geblieben. Warum eigentlich?
Das wird sich ändern. Die Anzahl der Leute, die mit uns telefonieren, wird in Zukunft ordentlich ansteigen.

Wie soll das gehen?
Wir werden ab 1. Oktober beweisen: Telering ist einfach das günstigste Netz. Alle Bestandskunden in den Tarifen Mobil Clever 60 und 150 und alle, die sich bis 18. Jänner anmelden, zahlen auf Lebenszeit netzintern und zur Box nur einen Cent pro Minute! Das kommunizieren wir mit einer gewaltigen Werbeoffensive. Das wird uns nach vorn bringen. Ich bin sicher, dass Kunden in Gruppen zu uns überlaufen, weil sie sich sagen: »Wir sind eine Community - gehen wir gleich alle gemeinsam hin!«

Der Businessplan erlaubt so eine Aktion?
Ja! Wir sind erst gar nicht dazu gekommen, zu viel Speck anzusetzen. De facto haben wir ein abgeschriebenes Netz von Vodafone bekommen. Wir sind sicher der Kostenführer, daher können wir auch der Preisführer sein.

Dafür dauert es meistens, bis bei Telering neue Technologien zur Verfügung stehen!
Vorreiter bei Technologie zu sein passt nicht mit Kostenführerschaft zusammen. Was ist wichtig? Flächendeckung: haben wir 98 Prozent. Sprachqualität, Rufaufbau: haben wir massiv verbessert, sodass wir in objektiven Testreihen in Ballungsräumen zum Teil besser als die behaupteten Sieger sind. SMS mit hoher Verfügbarkeit und prompter Zustellung: Haben wir hohe Kapazität bei noch geringer Auslastung. Gut funktionierende Sprachbox: Wir haben sicher die beste Box, die überdies nicht bloß »eine neue Nachricht«, sondern »neue Nachricht von Michael Krammer« ankündigt. Und guter Kundenservice - der ist auch noch wichtig.

MMS wird ein großes wirtschaftliches Potenzial vorhergesagt. Wieso ist Telering damit nicht schon on air?
Wir könnten einschalten, wenn wir wollten. Ich möchte jedoch die Interoperabilität der Handsets und der Netze abwarten. Momentan muss ich ja nachdenken: Ist der eh im T-Mobile-Netz und hat der eh ein Nokia 7650? Entschuldigung, das ist ja lächerlich! Da sieht man den Agassi auf der Leinwand, und wenn mans selber probiert, kann man am Foto nicht einmal erkennen, dass es überhaupt der Agassi ist. Ich habe die Befürchtung, dass die Latte schon so hoch liegt, dass man nur noch unten durchrennen kann. Diesen Fehler, der bei WAP passiert ist, müssten wir bei MMS nicht wiederholen. Nach wie vor hat sich nämlich an der Grundregel nichts verändert: Erlebtes minus Erwartetes ist gleich Zufriedenheit.

Gut, doch viele Leute kaufen das, was sie bei Meinungsbildnern als cool sehen. Kann man sichs wirklich leisten, bei Innovationen langsam zu sein?
Die Innovators, das muss ich ehrlich sagen, sind nicht unsere Zielgruppe. Wenn sich aber die Early Adopters für ein Feature zu interessieren beginnen, da muss man dann dabei sein.

Bei HomeSMS sagt die Telekom, die Zusammenschaltungsverträge mit den nicht eigenen Mobilfunknetzen seien noch nicht fertig, weil die neuen Anbieter genauso schwerfällig seien wie behaupteterweise man selbst. Wurden Sie frühzeitig informiert?
Die Sache mit HomeSMS ist die folgende: Wir haben uns bewusst dagegen entschieden, weil SMS mit dem Festnetz nichts zu tun hat und auch die Preisvorstellungen der Telekom für uns völlig uninteressant waren. Wir glauben an Web-SMS.

Aber mit dem lässt sich nichts verdienen.
Indirekt schon, weil ein Web-SMS sehr oft durch ein SMS beantwortet wird.

Ich kenne einige Unternehmer, die behaupten, alle Netze probiert zu haben und ausgerechnet mit Ihrem zufrieden zu sein. Sehr viele Visitkarten mit 0650-Vorwahl hab ich leider noch nicht sammeln können. Ist das noch ein Markt?
Wir sind sicher ein sehr attraktiver Anbieter im klein- und mittelunternehmerischen Sektor, wo das beste Preis-Leistungs-Verhältnis kaufentscheidend ist. Hier sehe ich auch unser neuestes Produkt, den "Infomizer“, als wichtigen Schritt. Ich kann meinen Kalender und meine Teams damit perfekt organisieren, bekomme vom PC bis zum PDA eine endgerätegeeignete Darstellung und hole mir bei Bedarf auch schnell per SMS meine nächsten Termine ab. Das ist eine schöne Lösung für Firmen bis zwanzig Mitarbeiter, wenn ein VPN noch zu aufwendig wäre in der Administration.

Und die Kosten?
Wenn man den "gprs 20“-Tarif hat, sind ohnehin 20 MB für Web oder WAP frei.

Für Firmen könnte auch eine Initiative, die neulich per Presseaussendung diverser Mobilfunkfirmen annonciert wurde, von größerem Interesse sein: MIA, M-Commerce Interface Austria. Was erwartet sich Telering hiervon?
Wenn es mit m-Commerce etwas werden soll, muss die Schnittstelle dafür vereinheitlicht sein. Momentan sieht die Situation ja so aus: Einen Ringtone beim eigenen Netzbetreiber zu kaufen ist kein Problem. Finde ich aber meinen Ton irgendwo außerhalb, zum Beispiel bei Siemens, habe ich einen harten Medienbruch. Ich muss lange Bedienungsanleitungen lesen und bei 0900-Nummern anrufen, bevor ich endlich den Ringtone zugeschickt bekomme. In der Zwischenzeit hab ichs mir schon dreimal überlegt, ob ich wirklich kaufen möchte.

A1 hat doch angekündigt, die universale Schnittstelle für den österreichischen Markt werden zu wollen…
…und sich an der Paybox beteiligt. Wiederum: Alles, wo ich mich zusätzlich anmelden muss, ist eine Hürde. Wir sprechen stets von kleinen Beträgen und von Dingen, die mit dem Handy zu tun haben. Das kann auch das Anspielen eines Hits sein. Aber für große Beträge wird das Handy nie ein Medium sein. Dass man beim Billa mit dem Handy einkaufen geht, ist eine Illusion. Der hat erst in eine teure Bankomatkassen-Infrastruktur investiert.

Wie groß muss man sein, dass man als anbietendes Unternehmen an MIA partizipieren kann?
Grundsätzlich muss man nicht groß sein.

Macht das nichts, dass ausgerechnet die erste Wahl nicht im Klub ist?
Mit MIA deckt man drei bestehende und einen zukünftigen Netzbetreiber ab. Es wird noch ein bisschen dauern, bis A1 umdenkt und sich anschließen wird.

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Der Linux-Breakout

Das Betriebssystem Linux wird häufig mit einer Bastelstube verglichen. Leute, die sich gar mit dem Programmieren von Linux beschäftigen, werden oft als Freaks, Hippies oder zumindest als geringfügig entschärfte Versionen der 68-er Revoluzzergemeinde um Richard Martin Stallman bezeichnet.
Von all diesen Attributen trifft auf Linux-Jünger Oliver Pitzeier kein einziges zu. Im Gegensatz zu den oft beschriebenen freischaffenden Chaoten mit kreativem Potenzial weiß Oliver Pitzeier sehr genau, wohin die Reise mit dem Gratis-Betriebssystem Linux geht, nämlich den derzeit größten Nachteil von Linux auszubessern - die begrenzte Skalierbarkeit.
Theoretisch könnten es zwar mehrere mit Linux bestückte PC"s mit der Leistungsfähigkeit eines Großrechners aufnehmen - eben diese Koppelung von Billig-PCs mit Gratis-Software, die auf den Linux-Programmierer Alan Cox zurückgeht, war übrigens der Grund, warum Linux tatsächlich zu einer Bedrohung für die kommerzielle Softwarewelt wurde.

Die Linux-Evolution zu Webservices

Die aktuelle Kernel-Version 2.4 kann zwar mit Mehrprozessor-Systemen umgehen, doch ab einem 4-Prozessor-System ist mehr oder minder Schluß mit der Skalierbarkeit. Fazit: Die Rechenleistung wird ab dieser Prozessoranzahl nicht mehr schneller. "Linux-Kernelprogrammierer verbringen daher zur Zeit den Löwenanteil ihrer Frei- oder Arbeitszeit mit der Weiterentwicklung der Skalierbarkeit und der überholung des Disk IO Layers", erklärt Pitzeier. Der neue Kernel soll hingegen bei 12-Prozessor-Systemen immer noch skalieren, sprich der Prozessoranzahl entsprechend schneller werden.

Hinter den aktuellen Bemühungen der Linux-Entwicklergemeinde stecken nicht zuletzt die Interessen der IT-Industrie, die Linux auf ihren Großrechnern lauffähig machen will. "Es soll inzwischen auch schon Tests von HP-Compaq geben, Linux auf ihren großen Alpha-Maschinen (GS-Serie wie zB GS320 mit 32 CPUs) laufen zu lassen," erzählt Pitzeier.

IBM investiert 10 Milliarden Euro in Linux und "E-Business on Demand"

Obwohl sich große IT-Konzerne wie IBM mittlerweile aktiv und milliardenschwer in den Entwicklungsprozess der Linux-Gemeinde einbringen, will man diese jedoch nicht völlig vereinnahmen, meint Piero Corsini, IBM Vice President für den Public Sector. Im Gegenteil: Ein Zwang werde nicht von der IT-Industrie, sondern von den Bedürfnisse des Marktes ausgelöst, der nach Webservices auf Basis von interoperablen Standards verlangt. Und in genau diese Richtung will IBM Linux bringen. "Linux muss in der Lage sein, auf Servern für Webservices zu laufen," so Corsini. Mittlerweile ist Linux fixer Bestandteil der IBM-E-Business-Strategie, die unter dem Kontext "E-Business on demand" läuft. Zehn Milliarden US Dollar will IBM in den nächsten Jahren investieren - ein nicht unbeträchtlicher Teil dieses Investments soll in die Linux-Entwicklung fließen. Eine hohe Skalierbarkeit des Betriebssystem wird dafür die Grundvoraussetzung sein. "Im Internet kann es sonst den Tod eines Unternehmens bedeuten, wenn es zu erfolgreich ist", so Corsini. In der wachsenden Knowledgegesellschaft müsse man auch mit Millionen Zugriffen und Transaktionen übers Web rechnen.

Microsoft kämpft um Vertrauen und öffnet sich.

Mit der zunehmenden Infiltration von Linux, das sich mit seinem offenen Quellcode und schlankem Betriebssystem seinen Weg in die EDV-Landschaften von Unternehmen bahnt, hat Softwareriese Microsoft ein zunehmend größer werdendes Problem. Das Image des undurchsichtigen, repressiven Monopolisten gilt es nun abzuschütteln, um im E-Business, das auf offene Standards setzt, Fuß zu fassen. Eine Sichtweise, die bereits der Vergangenheit angehört, erläutert Thomas Lutz, Unternehmenssprecher von Microsoft österreich. Oft fühlt sich das Softwareunternehmen zu Unrecht als "undurchsichtiger Software Moloch" beschimpft, während der offene Quellcode und die Unterstützung offener Standards von Linux hochgelobt wird. "Das Thema "Offene Standards" wird nach wie vor fälschlicherweise als Gegensatz zwischen Microsoft Technologie und Open Source gesehen," berichtigt Lutz. Dies entspreche nämlich keineswegs der aktuellen Faktenlage, da die gesamte Microsoft .NET Technologie wie alle neuen Microsoftprodukte auf offene Standards namens XML, WS-I, SMTP oder POP3 setze. Damit stehe man Linux keineswegs nach, betont Lutz. Die open Source Bewegung hat indes noch eine andere Entwicklung bei Microsoft ausgelöst. Als vertrauensbildende Maßnahme beschloss das Softwarehaus vor ein einhalb Jahren die sogenannte "shared source initiative", innerhalb derer Regierungen, Universitäten und Businesskunden eine Gratislizenz bei Microsoft lösen können, um in den Quellcode der Software Einsicht zu nehmen, und sie für eigene Zwecke zu verändern. Davon ausgenommen ist freilich die kommerzielle Verwertung dieser Information. Erste Shared Source Lizenzen haben in österreich etwa das Innenministerium und die Kepler Uni Linz gelöst. Alles in allem werde jedoch noch wenig davon Gebrauch gemacht.

Diese öffnung Microsofts, die sich auch aktiv an den Standardisierungsgremien beteiligen, ist eine überlebensstrategie. Nicht nur um sich gegen Konkurrenz zu behaupten, sondern um den Anforderungen von Wirtschaft und Politik zu entsprechen, die Offenheit verlangt, um Webservices, sprich das elektronische Business der Unternehmen zu ermöglichen. Heterogene EDV-Systeme und die elektronische Kommunikation mit internen und externen Partnern haben diese Entwicklung zu einer Notwendigkeit gemacht.

Der Breakout: Die Linux-Welle rollt - auch in österreich.

Während Softwarehäuser nach Argumenten suchen, wie etwa: Linux als Modeerscheinung, die vor den Karren der IT-Konzerne gespannt worden ist, die Open Source Software als Tod der planbaren Softwareentwicklung, oder einfach mit viel zu hohen Integrations- und Implementierungskosten argumentiert, ist das freie Betriebssystem mit dem Pinguinmaskottchen mittlerweile nicht mehr aufzuhalten. Unaufhaltsam breitet sich Linux über die EDV-Landschaften von Wirtschaft und Verwaltung aus, wie auf der diesjährigen Linux-World Conference klar wurde. Aus Gründen von Kosteneinsparung, Stabilität und Sicherheit rechnet man mit einer exponentiellen Ausbreitung in den nächsten Jahren. Laut einer aktuellen Studie von TechConsult werden weltweit 31 Prozent der Verwaltungen bis 2004 auf Linux umsteigen. Auch in österreich spricht einiges dafür, dass Linux wesentlicher Bestandteil des E-Government werden könnte. Eine Arbeitsgruppe der Bundesregierung namens "Alternativen zu monopolartiger Software" beschäftigt sich seit einigen Monaten mit diesem Thema. Udo Linauer, der für den technischen Part in dieser Arbeitsgruppe zuständig ist, fasst die bisherigen Ergebnisse zusammen: "Was unserer Ansicht nach für Open Source Software spricht, ist die hohe Ausfallsicherheit und die Investitionssicherheit aufgrund des offenen Quellcodes, der veränderbar ist und eine Maßschneiderung des Systems zulässt." Aber auch Sicherheitsgründe sprächen für freie Software. "Patches sind in der Regel schneller verfügbar", so Linauer. Das abgespeckte Betriebssystem und Entfall der Anschaffungskosten seien weitere Vorzüge, aber nicht ausschlaggebend für IT-Entscheidungen. Der wesentliche Punkt ist:"Die Einhaltung von offenen Standards wird von OSS Produkten besser erfüllt." Die Arbeitsgruppe werde daher auf den Einsatz von Linux im elektronischen Aktenlauf des Bundes (ELAK) drängen.
Die österreichische Linux-Welle rollt: In der Wiener Stadtverwaltung sowie in Teilen Vorarlbergs laufen bereits ein Großteil der File Server auf Linux-Basis, erzählt Linauer.
Grundsätzlich wolle die Arbeitsgruppe jedoch nicht sagen, dass Open Source Software (OSS) immer die bessere Variante sei, sondern mit OSS mehr Auswahlmöglichkeiten für wichtige IT-Entscheidungen anbieten. Im Rahmen des Aktionsplans eEurope sei OSS übrigens bevorzugt einzusetzen und zu fördern. Was von kommerziellen Softwarehäusern als Gegenargument vorgebracht wird, sind die hohen Integrationskosten, die OSS in IT-Projekten verursacht. Microsoft etwa pocht darauf, dass ihre Lösungen aufgrund des hohen Vorfertigungsgrades wesentlich weniger Service-Kosten als Open Source Software verursacht.

Software as a Service

Das Argument der geringen IT-Kosten nehmen jedoch auch andere für sich in Anspruch. IT-Firmen, die das Potenzial der Open Source Potenzial und "Software as a Service" bieten. Immer häufiger werden Bundles mit Linux als Betriebssystem werden geschnürt - auch für den Desktopbereich. Deutlich weniger IT-Kosten und hohe Ausfallsicherheit werden als Argumente angeführt, die Kunden überzeugen sollen. Die Anbieter kassieren hier zwar nicht für die Software, aber für die Dienstleistungen drum herum - samt Hardware und zahlreichen Eigenprodukten, die auf Linux-Basis laufen.

Sun, IBM und HP setzen auf Linux

IT-Häuser wie Sun, IBM oder HP haben mit ihren Angeboten rund um Linux besonders KMU aber auch größere EDV-Abteilungen mit erhöhten Kosten- und Sicherheitsanforderungen im Visier. IBM will etwa ins E-Business der KMU mit kostengünstigen Linux-basierenden "Start Now"-Paketen, bei Sun Microsystems lautet "das Kernthema, den Kostenfaktor IT-Budget für die Kunden um 2/3 zu senken", erklärt Sun österreich Chef Donatus Schmid die Strategie. Mit einem Gesamtangebot, das Linux am Desktop, das freie Sun-Officepaket namens Open Office (freie Version von Star Office) und einige andere Open Source Programme enthält, will Sun vor allem Finanzinstitute, Behörden und Telekommunikationsunternehmen ansprechen. Mit im Paket sind auch kostengünstige Hardware und EDV-Dienstleistungen wie Wartung und Support. Größere Abteilungen zu 50 bis 100 Arbeitsplätzen, die besonders ausfallsicher sein müssen, wie etwa in Callcentern oder Buchhaltungsabteilungen hat Sun dabei im Auge.
Neuerdings macht Sun auch den Linux-Distributoren wie Red Hat, Suse und Konsorten Konkurrenz. Unter dem Markennamen "Sun Linux" werden nun Softwarepackages und Dienstleistungen rund um Linux und Open Source Software angeboten.
Auch HP setzt nun verstärkt auf die hohe Verfügbarkeit des Betriebssystems Linux, das man als integralen Bestandteil von Komplettlösungen für den Aufbau kostengünstiger, sicherer und hoch verfügbarer IT-Landschaften anbieten will. Zu den neuen auf Linux basierenden Lösungen zählen die "Disaster Tolerant Solution" für besonders hohe Ausfallsicherheit von Linux-Umgebungen - eine Kombination aus MC/Serviceguard 2.0 und der XP-Storageproduktreihe von HP. Weiters der HP Servicecontrol Manager 3.0 - eine Netzwerkmanagementlösung, welche die Administration mehrerer Linux-Server erlaubt.
Nach dem Motto "Software as a service" werden immer mehr EDV-Dienstleistungen rund um Linux angeboten, so auch von HP für deren Evo-Desktop-PC. Linux hat mittlerweile auch in die Hardwarewelt von HP Eingang gefunden, die nun Treiber, Sicherheitswerkzeuge und viele andere Tools für Linux-Umgebungen anbietet.

Bei der Anpassung ihrer Produkte und Dienstleistungen rund um Linux und Open Source Software belassen es die IT-Firmen jedoch nicht. Die Arbeitsgruppen der Open Source-Jünger werden finanziell unterstützt und mit Hard- und Software von Herstellern beliefert. Neben IBM unterstützen auch HP, Oracle oder BEA die Weiterentwicklung von Linux.

Linux-Jünger Oliver Pitzeier ist ein Realist, der um die wirtschaftlichen Hintergründe der Kreativgemeinde weiß. Trotzdem hat er die Begeisterung für die Beschäftigung mit diesem Betriebssystem nicht verloren. Für ihn ist dieses Hobby, das sein Beruf ist, mit Skateboardfahren vergleichbar. "Darauf stehen lernen und ein kurzes Stück zu fahren, ist einfach", meint er " aber es wirklich zu beherrschen, ist die Kunst".

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Zwang zum Abbau von Croupiers

Report: Herr Generaldirektor - Sie sind mit Ihrem Unternehmen in Regionen tätig, die höchst sensibel sind. Warum gelingt Ihnen etwa in der Westbank, was niemand gelingt - nämlich ein Casino zu bauen? Und das, wo weder die jüdische noch die islamische Tradition äußerst glücksspielfreundlich ist.
Leo Wallner: Sehr stark arbeiten wir vor allem im internationalen Engagement mit Imagemomenten. Etwa wollen wir in unserem Betrieb in Nahost ein Friedenszentrum schaffen, das die Friedensidee aller Weltreligionen in den Vordergrund stellt. Oder: Wir haben in Johannesburg für rund 20 Millionen Euro ein Museum gebaut, wo erstmals die Probleme der Apartheid aufgearbeitet werden. Das ist eine betrieblich wichtige Komponente: Wenn ein Staatsbesuch nach Pretoria kommt, ist dieses Museum in unserer Anlage ein Pflichtbesuch. Das sind Kombinationen, die helfen sollen, Spannungsmomente abzubauen. Natürlich ist der wirtschaftliche Hintergrund nicht zu leugnen.

Die derzeitige wirtschaftliche Situation wird weltweit als Krise empfunden. Spielen die Leute deshalb weniger oder hat sich die Anzahl der Glücksritter erhöht?
Trotz stärkerer wirtschaftlicher und sozialer Unsicherheit gehen die Leute nicht öfter ins Casino und spielen auch nicht verstärkt Lotto oder Toto. In diesem Sinne ist auch unser Geschäft nicht antizyklisch. Wenn die Zeiten schlechter sind, spielen die Leute nicht unbedingt mehr.

Haben Sie eine Erklärung dafür?
Die Hasardeure sind nicht mehr da. Früher hat es wenige große Casinos gegeben, eines in Monte Carlo zuerst, dann in Baden Baden. Da ist die Hocharistokratie gewesen, Geldleute, die das Abenteuer gesucht haben oder nichts mehr gehabt haben. Die sind dort hingegangen und wollten sich das wieder zurückholen. Das ist heute anders geworden, ja fast ein Massenkonsum. Der Verlust pro Besucher und Abend liegt etwas über 70 Euro. Der Durchschnittsgast kommt etwas mehr als zwei Mal im Jahr. Damit liegt der Jahresverlust bei rund 140 Euro. Es gibt Vergnügen, die mehr kosten. Wegen des Verdienens sollte man aber nicht ins Casino gehen.

Wie groß sind die Umsatzeinbußen?
Wir würden rund acht Prozent weniger Umsatz machen, wenn wir uns nicht rechtzeitig das Internet als zusätzlichen Vertriebskanal gesucht hätten. Dort werden die angebotenen Spiel erstaunlich gut angenommen, obwohl wir dort noch nicht im großen Stile tätig sind, eher noch im Erprobungsstadium. Außerdem halten wir auch dort einen hohen Standard an Selbstverpflichtung ein. Sei es bei den Gewinnquoten oder auch bei der Ablieferung der Steuern und Abgaben. Ein Anbieter mit Servern in Gebieten, auf die der österreichische Staat nicht zugreifen kann, tut sich da leichter. Aber es ist gut so. Wir wollen unser Image nicht durch das Online-Geschäft ruinieren.

Sind die österreicher ein Volk von Spielern?
Mittel. Im Vergleich zu Südländern, Chinesen, Südamerikanern, semitischen Völkern, Griechen, sind wir geringe, im Vergleich zu den Nordländern sind wir große. Die sind sehr zurückhaltend - mit Ausnahme Englands, soweit es den Wettbereich betrifft. In Skandinavien ist das Lotteriespiel sehr ausgeprägt.

Ist das eine Temperaments- oder Kultursache? Lässt sich das nach dem katholischen und dem reformierten Einfluss unterteilen?
Unbestritten. Ein deutliches Beispiel: Bei unserem ersten Beratungsauftrag in Holland ist die Abstimmung im Parlament ganz knapp ausgegangen. Die katholischen Südprovinzen waren dafür, die protestantischen dagegen. Die Protestanten sind da viel rigider. Die Calvinisten so wie so, aber auch die Lutheraner sind eher zurückhaltend. Und die Königin als Protestantin hat das Gesetz ein Jahr lang nicht unterschrieben.

Wie sieht das Verhältnis zwischen ausländischen Gästen und Inländern in den österreichischen Casinos aus?
Nach Köpfen sind rund 68 Prozent der Besucher aus dem Inland und 32 Prozent Ausländer, umsatzmäßig kommen zwischen 60 und 65 Prozent von ausländischen Gästen. Je näher wir am Konsumenten sind, desto mehr kommen. Mit der Entfernung steigt direkt proportional die Geldmenge, die mitgenommen wird. Der Imagegewinn ist beträchtlich und beobachtbar in den vergangenen Jahrzehnten. Wir sehen das am Interesse der jungen Leute, die zu ihrer Volljährigkeitsfeier ins Casino kommen, oft mit Vater, mit der Mutter oder mit Freunden. Man braucht es heute in der österreichischen Gesellschaft nicht mehr heimlich tun.

Wie sieht die Altersstruktur in den Casinos aus?
Wir haben noch immer einen starken Mittelstandsbauch: zwischen 35 und 50 Jahren. Darunter und darüber auch. Darüber vor allem deswegen, weil mit zunehmenden Alter die Mobilität abnimmt. Für Frauen ist es ein bisschen anders: für viele ist es eine Möglichkeit, alleine wohin zu gehen, unter Menschen zu sein, angesehen zu werden und zum Geburtstag begrüßt zu werden und einen Blumenstrauß zu bekommen. Es gibt sehr viele Isolierte in unserer Gesellschaft und das nimmt eher zu als ab. Die Jungen haben noch nicht das Einkommen und überdies ist deren Konsumverhalten anders orientiert. In der letzten Zeit zeigt die Tendenz von Großveranstaltungen für junge Mensch stark nach oben, es gibt zahlreiche Events, Clubbings und solche Vergnügungen. Glücklicherweise gibt es auch eine Unzahl an kulturellen Veranstaltungen. An Modernem, an Traditionellem tut sich ja überall Gewaltiges. Und in anderen Ländern fehlt das.

Wirkt sich das im Casinobesuch aus?
Ja, natürlich. In Johannesburg bilden junge Leute die überwiegende Masse der Besucher. Dort gibt es einfach kaum anderes. Zusätzlich sind sie bei uns sicher. Dort mussten wir sogar einen Kindergarten errichten. Der hat 24 Stunden offen, wo die Gäste die Kinder abgeben. Wir nehmen sie, wohl wissend, dass das nicht nur Kinder von Casinobesuchern sind. Denn wo könnten sie Kinder noch so sicher wissen wie bei uns. Damit ist der Besuch auch eine Frage der Sicherheit und des kulturellen Angebots.

Gibt es Spiele, die altersgebunden sind?
Der junge Mensch ist bei bestimmten Angeboten gefährdeter. Bei Volljährigen gibt es einen Trend zu Automaten. Das ist gelernt, ist technisch schwieriger. Der Trend ist weg von den von Menschen betreuten Spielen hin zu technikbasierten.

In Konsequenz bedeutet dies: Sie werden die Zahl der Croupiers verringern.
Das ist ein allgemeiner Trend: wir brauchen in Relation zum Umsatz immer weniger Croupiers.

Absolut oder weniger Zuwachs?
Weniger Zuwachs, aber bald auch weniger Croupiers in absoluten Zahlen. Wir versuchen uns aber das Tischspiel zu erhalten. Denn das macht die Atmosphäre des Casinos aus. Wir müssen aufpassen, keine Automatenhölle zu werden.

Hat Nevada keine Atmosphäre?
Das ist immer eine Frage des Maßes. Wenn man schon beim Queing up an einem Automaten vorbeigeschleust wird, der noch dazu besser eingestellt ist, als die im Saal, wenn man auf den Pissoirs dem nicht entkommt - wollen Sie das Atmosphäre nennen? Denn in Nevada kann man die Karten für die Shows nicht vorkaufen. Man wird gezwungen, sich anzustellen, es wird fast ein Spielzwang an die Stelle der Unterhaltung gesetzt. Das wollen wir nicht.

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Neue Wertigkeiten

Die Chefs der Conwert AG, Günter Kerbler und Johann Kowar, haben es endlich geschafft. Ihre Altbauveredelungsmaschine ist endlich dort, wo sie die Maschinisten schon länger haben wollten: an der Wiener Börse. Das hausbackene Business, attraktive Zinshäuser mit überalteten Mietern aufzuspüren und brachliegende Dachböden herauszumotzen, kann mit frischem Cash mit etwas mehr Nachdruck verfolgt werden.

Dass sich die Sache lohnt, haben mittlerweile auch andere Marktteilnehmer - etwa Versicherungen - wahrgenommen, die noch vor wenigen Jahren ihren Wohnungsbestand zum Teil abgestoßen haben und nun an einem Come-back basteln. Kurzum: Wohnimmobilien sind wieder wachgeküsst. Und wenn man die Signale deutscher Manager richtig deutet, werden zu lokalen Playern bald auch Zuwanderer kommen, die sich das eine oder andere Gustostück sichern wollen.

Damit bekommt österreich, neben einem mittlerweile recht bunten Büro- und Gewerbeimmobilienmarkt ein weiteres Segment hinzu, in dem Professionalität angesagt ist. »Das Bewertungsvolumen wird sich innerhalb der nächsten zwei Jahre verdoppeln.« Thomas Malloth, Präsident des Verbandes der Immobilientreuhänder und -makler ist sicher, dass der Bereich Immobilienbewertung in österreich künftig immens wachsen wird.

Die Gründe: Der Markt wird internationaler und Immobilien zunehmend zum globalen Finanzprodukt. Das wiederum erfordere hohe Professionalität, Unabhängigkeit und die Einhaltung bestimmter Regeln bei der Bewertung von Liegenschaften. Die weltweit tätige Royal Institution of Chartered Surveyors hat dafür Regelwerke erstellt. Sachverständige, die das Prädikat »Chartered Surveyor« tragen, sind hierzulande flott durchgezählt. »Ungefähr zehn Leute, die Luft ist sehr dünn«, sagt dazu Michael Reinberg, einer von ihnen. Er hat gemeinsam mit Malloth, der Maklerin Margret Funk und dem Immobilien-Controller Josef Seiser das Büro FSR&M gegründet. Letzterer war vor seiner Selbstständigkeit für eine Versicherung tätig und hatte sein persönliches Schlüsselerlebnis vor rund 12 Jahren in Salzburg. Insgesamt wurden für eine Liegenschaft drei Gutachten erstellt. Eines wies einen Wert von damals 14 Millionen Schilling aus, das zweite zehn, das dritte schließlich nur drei Millionen, was in etwa dem tatsächlichen Wert entsprach. Seiser weiß auch von zwei deutschen Sachverständigenbüros, die von Banken zur Haftung gebracht werden sollen: Ihre Verkehrswertgutachten waren ebenfalls so dürftig, dass Unterschiede bis zum Zwei- bis Dreifachen zu Tage traten. Was im Hinblick auf Basel II und International Accounting Standards (IAS) eher untragbar erscheint. Um diesen Bedürfnissen gerecht zu werden, sei es unerlässlich, dass sich Sachverständige mit den neuen Methoden der Wertermittlung anfreunden, meinen die vier Netzwerkbewerter. In Hinblick auf Basel II sei der - bei vielen Sachverständigen noch nicht bekannte - Beleihungswert zu ermitteln. Bei den ab 2005 gültigen IAS-Regeln stehen die Ermittlung des Verkehrswertes zu dessen Ausweisung in der Bilanz sowie die erforderlichen Wiederholungsbewertungen im Vordergrund. Naturgemäß in die Quere kommen die Bewerter den Wirtschaftstreuhändern, die häufig die Wertermittlung für die Bilanzierung besorgen. »Sie sind eigentlich nicht die richtigen Ansprechpartner und sollten auf Fachleute zurückgreifen, bevor sie einen Bestätigungsvermerk erteilen«, meint Reinberg dazu.

Ein weiterer Aspekt betrifft die Finanzierung von Immobilienprojekten, bei denen in Deutschland vielfach dynamische Bewertungen verlangt werden. Dabei macht sich der Gutachter ein Bild der möglichen Ein- und Ausgaben einer Immobilie über einen längeren Zeitraum hinweg, anhand dessen ermittelt werden kann, ob eine Immobilie sich überhaupt rechnet. Neben diesen Erfordernissen, die dem Immobilienmarkt von der Finanzwelt aufgebürdet werden, gibt es auch neue »täglich auftauchende Aufgabenstellungen« für Bewerter, wie etwa das »Consulting im Vorfeld einer Scheidung«, wie Malloth ausführt. In einem Punkt jedoch ist er sicher: »Die Nebenkostenoptimierung wird in diesem Prozess an Stellenwert gewinnen«, ist Malloth überzeugt.

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