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Ungebetene Gäste

\"DerEinbruchsschutz ist mehr als eine Alarmanlage

und eine gute Versicherung. Denn entwendete Daten können das Vertrauen der Kunden nachhaltig erschüttern –  zum materiellen Schaden kommt noch der Imageverlust in der Öffentlichkeit. Die Investition in  Sicherheitsmaßnahmen lohnt sich für Unternehmen somit doppelt.

Das Papiergeschäft am Eck, die Autowerkstatt im Hinterhof, das Büro im ersten Stock und sogar das Pfarramt – auch kleine und mittlere Unternehmen und Einrichtungen werden Opfer von Einbrüchen. Auch wenn auf den ersten Blick nicht viel zu holen ist, sind gerade kleine Betriebe bei Kriminellen besonders beliebt. Die Räumlichkeiten sind meist kaum gesichert und die Beute kann relativ unauffällig, ohne großen Aufwand abtransportiert werden. Die Einbrecher haben es vorwiegend auf Warenbestände, Bargeld oder Bürogeräte abgesehen. Hochwertige Computer und Monitore können rasch weiterverkauft werden.

Neben dem materiellen Schaden durch aufgebrochene Fenster und Türen sowie die entwendeten Geräte ist der Verlust wichtiger Kundendaten und Geschäftsunterlagen besonders schwerwiegend. Im schlimmsten Fall kann der Geschäftsbetrieb zum Erliegen kommen. Kunden wenden sich ab, wenn ihr Vertrauen zum Unternehmen nachhaltig erschüttert ist. Effizienter Einbruchsschutz muss deshalb auch unter dem Aspekt Qualitätssicherung betrachtet werden. Selbst die beste Versicherung ersetzt nur die materiellen Werte, eine Imagereparatur ist aber deutlich aufwendiger und kostspieliger.

>> Lästige Hürden <<

Dabei beträgt der finanzielle Aufwand für Sicherheitsmaßnahmen nur einen Bruchteil der Folgekosten eines Einbruchs. Die Sicherheitsausstattung für ein kleines Unternehmen beläuft sich auf rund 1.400 Euro, nach oben sind keine Grenzen gesetzt. Bei professionellen Alarmanlagen für Gewerbebetriebe ist mit 2.000 bis 4.000 Euro zu rechnen. Für die Videoüberwachung spielt die Anzahl und Qualität der Kameras eine entscheidende Rolle. »Wenn man sich damit zufrieden gibt, dass ein vorbeihuschendes Männchen auf dem Bildschirm gerade noch erkennbar ist, kommt man recht günstig weg. Für ein tiefenscharfes Bild muss man aber schon tiefer in die Tasche greifen«, sagt Raimund Prais, Verkaufsdirektor des Sicherheitsunternehmens Hel-Wacht.

Zur Mindestausstattung zählen einbruchhemmende Türen für den Eingang und sensible Bereiche (z.B. Serverräume) mit stabilem Einsteck- oder Zylinderschloss, Sicherungskarte, Schutzbeschlag sowie Schließblechen im Rahmen. Auch die Fenster sollten einbruchhemmend sein, mit Pilzkopfzapfen in den Beschlägen sowie Splitterschutzfolien in der Verglasung. Unter den elektronischen Maßnahmen gelten Alarmanlagen mit Bewegungsmeldern als obligatorisch, Öffnungsmelder an den Zugängen sowie Rauch- und Wärmemelder werden empfohlen. Die entsprechenden Signale müssen jedoch intern an das Wachpersonal oder extern an die Notruf-Leitstelle eines Sicherheitsunternehmens weitergeleitet werden.

Alarmanlagen verhindern keine Einbrüche, doch sie erhöhen das Risiko für Täter enorm. Wie die Erfahrung zeigt, lassen sich Einbrecher gerne abschrecken, wenn ein Meldesystem installiert ist. Ähnliches gilt für mechanische Sicherheitsvorrichtungen: Kriminelle trachten danach, ihre Tat möglichst schnell und unbemerkt durchzuführen. Gelingt dies nicht innerhalb weniger Minuten, weil beispielsweise Eingänge mehrfach gesichert sind, brechen sie in der Regel den Einbruchsversuch ab und suchen ein leichteres Zielobjekt. Bewährt haben sich auch hochfeste Sicherheitsfolien für Auslagenfenster und Glastüren, die zusätzlichen Schutz gegen Vandalismus bieten. Normalglas wird damit zu Sicherheitsglas aufgewertet. Blitzeinbrüche, die 90 Prozent aller Ladeneinbrüche ausmachen, werden durch den erschwerten Zugang vereitelt. Zudem unterbindet die Folie die Verletzungsgefahr durch scharfe Glassplitter, Ausstellungsware wird vor Beschädigung geschützt.

Viele mechanische Sicherungen wie einbruchhemmende Rollladensysteme, Sicherheitsbalken oder Querriegelschlösser mit Aufbohrschutz können auch nachträglich eingebaut werden. Bei Fenstern ist zu beachten, dass abschließbare Fenstergriffe keinen Schutz gegen das häufig praktizierte Aufhebeln der Fensterflügel bieten. Eine Nachrüstung mit Kasten- oder Fensterstangenschlössern und Bändersicherungen, die direkt auf die Fenster geschraubt werden, ist aber fast immer möglich. Problematisch gestaltet sich die nachträgliche Sicherung von Lichtkuppeln, die für versierte Einbrecher eine einladende Einstiegshilfe sind. Aufgrund der labilen Gesamtkonstruktion ist von einer Nachrüstung der Kuppeln selbst meist abzuraten, an der Innenseite können jedoch Gitter angebracht werden.

Weitläufige Firmengelände sind grundsätzlich schwer zu sichern, eine Einfriedung mittels Mauer oder Zaun kann das Eindringen von Kriminellen aber zumindest erschweren. Einbrecher kommen auch gerne über das Dach oder durchbrechen Wände, Lärm spielt bei abgelegenen Grundstücken schließlich keine Rolle. Videoanlagen machen nur dann Sinn, wenn Wachkräfte unmittelbar verfügbar sind – ansonsten dienen sie lediglich zur Beweissicherung. Hochwertige Waren, Maschinen, Geräte oder wichtige Daten sollten deshalb in einem besonders gesicherten Gebäudeteil untergebracht werden.

>> Kontrollierter Zugang <<

Besonders schwierig ist die Überwachung während der Betriebs- oder Öffnungszeiten. Gerade bei Unternehmen mit Kundenverkehr und Kassenbetrieb steht der Schutz der Mitarbeiter und Kunden an oberster Stelle. Bei Gebäuden mit besonders reger Personenfluktuation sind Zutrittskontrollen für Bereiche, die nicht öffentlich zugänglich sind, unerlässlich. Damit halten sich in geschützten Arealen nur jene Personen auf, die dazu berechtigt sind. Auch Besucher werden mit einem entsprechenden Chip ausgestattet. Selbst die Benützung des Liftes ist nur Zutrittsberechtigten möglich.

Ein automatischer Türschließer ist nicht ausreichend. Die Zugangskontrolle muss neben dem Schließen der Tür auch die Verriegelung, etwa durch ein Motorschloss, gewährleisten. Eine nicht verriegelte Tür hat ausschließlich eine organisatorische Funktion und könnte versicherungstechnisch Probleme nach sich ziehen. Der Zutritt kann über elektronisch codierte Ausweiskarten oder Schlüssel, PIN-Codes oder biometrische Merkmale der Berechtigten erfolgen. Hochsensible Bereiche wie etwa Flughäfen sind meist durch digitale Lesegeräte, die zusätzlich zum Code einen Vergleich mit Foto oder Fingerprint der jeweiligen Person durchführen, gesichert. Welches System am geeignetsten ist, hängt von den örtlichen Gegebenheiten, dem individuellen Sicherheitsbedürfnis und dem Personenfluss – nur Mitarbeiter oder viele Besucher, ständiges Kommen und Gehen oder Zutritt nur für bestimmte Tätigkeiten, eingeschränkter Personenkreis oder alle Mitarbeiter und Kunden – ab. Die Zutrittskontrolle kann nach Wunsch auch mit einer Zeit- und Betriebsdatenerfassung gekoppelt werden. »Bei einem Brandalarm ist es wichtig zu wissen, wie viele Leute im Gebäude sind«, bringt Hel-Wacht-Experte Prais einen weiteren Aspekt ins Spiel.

Der Schließspezialist Kaba stattete das neu renovierte Steigenberger Avance Hotel in Krems mit einer Schließanlage nach modernstem sicherheitstechnischen Standard aus, die rund 40.000 Hotel- und Tagungsgäste jährlich durch Hotelbereich, Wellness-, Fitness- und Gesundheitszone sowie die Veranstaltungsräume lenkt. Ein zusätzliches Kontrollsystem beim Personal­eingang und in den Garagen garantiert im Hintergrund den reibungslosen Arbeitsablauf der 85 Mitarbeiter und die Zufahrt der Lieferanten. Auch das Landesklinikum Melk stand vor der Herausforderung, trotz höchster Sicherheitsstandards die persönliche Atmosphäre für Patienten zu bewahren. »Besonders wichtig war es, dass der Zugang zu sensiblen Bereichen, wie OP oder EDV-Serverraum, nur bestimmten Personen gestattet ist und überwacht wird«, erklärt Wolfgang Schmidt, technischer Leiter des Klinikums, die speziellen Anforderungen. »Das System sollte flexibel sein, da das Personal ständig wechselt bzw. neues hinzukommt. Auch für verlorene Schlüsselkarten sollte eine einfache Lösung zur Verfügung stehen.«

>> Gut bewacht <<

Während der Nachtstunden greifen immer mehr Unternehmen auf die Unterstützung durch Wachdienste zurück. Da einheitliche Ausbildungsstandards fehlen, versuchen auch einige schwarze Schafe in der Branche am Kuchen mitzunaschen. »Die Kunden wünschen hochqualifiziertes Personal, aber es soll nichts kosten«, sagt Prais. Die Anforderungen werden zugleich immer komplexer, je nach Einsatzgebiet müssen die Sicherheitskräfte eigene Sonderschulungen absolvieren. Erste-Hilfe-Kurs, Aufzugswartschulung, Brandschutzprüfung – Deutsch in Wort und Schrift und Kenntnisse mindestens einer Fremdsprache sind ohnehin Grundvoraussetzungen, zudem soll das Personal einen gepflegten Eindruck machen.

Von dem seit kurzem angebotenen elektronischen Wachbuch verspricht sich Hel-Wacht dennoch einen Wettbewerbsvorteil. Der Kunde kann sich dabei über eine Webplattform mit einem Passwort in sein Objekt einloggen und sich selbst vergewissern, dass alles in Ordnung ist. Das Tool ist direkt mit der Notrufserviceleitstelle verknüpft, Störungs- und Alarmmeldungen langen zeitgleich in der Zentrale ein. Bei einem Wasserrohrbruch beispielsweise kann der Kunde über einen Videorundgang die Lage beurteilen und sofort entsprechende Entscheidungen treffen. Die Schäden werden für die Versicherung dokumentiert.

Eine Zusatzleistung der besonderen Art bot Ende September der Österreichische Wachdienst (ÖWD) in Linz: Einem langjährigen Kunden waren unmittelbar vor der Hochzeit die Trauzeugen abhanden gekommen. ÖWD-Landesdirektor Hans-Peter Daume und Betriebsratsvorsitzender Johann Schwabegger ließen sich nicht lange bitten und sprangen persönlich für die ungewöhnliche Dienstleistung ein.

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