Stabile Vermögenswerte
- Written by Mag. Angela Heissenberger
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Exakt 3.242 Erfindungen wurden im Vorjahr beim Österreichischen Patentamt (ÖPA) für ein Patent oder Gebrauchsmuster angemeldet. Das entspricht im Vergleich zu 2010 einem Minus von 8,9 Prozent. Trotzdem besteht kein Grund zur Panik: Heimische Unternehmen schützen inzwischen vermehrt ihre Innovationen auf internationaler Ebene – etwa beim Europäischen Patentamt (EPA), bei der WIPO (Weltorganisation für geistiges Eigentum) oder bei anderen nationalen Patentämtern.
Vor allem die Schutzmöglichkeiten in den Export- und Zukunftsmärkten in Europa und Übersee gewinnen an Bedeutung. In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Zahl der Patentanmeldungen österreichischer Erfindungen im Ausland von rund 3.200 auf 6.300 nahezu verdoppelt. Ein Blick auf die österreichische Außenhandelsbilanz bestätigt diesen Trend: Patente werden bevorzugt in jenen Ländern Asiens und Amerikas angemeldet, die auch im Exportranking eine Vorrangstellung einnehmen, wie beispielsweise USA, Brasilien, Kanada, China, Japan, Südkorea, aber auch Deutschland, Russland oder Australien.
Dem Schutz geistigen Eigentums kommt bei der Eroberung neuer Märkte größte Aufmerksamkeit zu. Das geplante EU-Patent soll künftig die Wege innerhalb der Union erleichtern und kostengünstiger gestalten. Das Österreichische Patentamt versteht sich dabei als Partner der innovativen Betriebe Österreichs. Mit einer umfassenden inneren Organisationsreform und einer Serviceoffensive will man noch effizienter agieren und die Leistungen für KMU stärker ausbauen. »Der Wert des geistigen Eigentums und sein verstärkter Schutz ist in einer globalen Wirtschaft für jedes Unternehmen zentral. Wir wollen als integratives Kompetenzzentrum nach dem ›One-stop-shop-Prinzip‹ die umfassende Anlaufstelle für alle Fragen sein«, erklärt ÖPA-Präsident Friedrich Rödler. Dabei geht es auch um die Bereiche Urheberrecht und Produktpiraterie sowie den gewerblichen Rechtsschutz.
>> Global Player <<
Das Erfindungsranking des Österreichischen Patentamtes für 2011 führt überlegen die Siemens AG an. Mit 45 erteilten Patenten bzw. registrierten Gebrauchsmustern schob sich das Unternehmen klar an die Spitze der innovativsten Betriebe Österreich. Die Julius Blum GmbH, Hersteller von Scharnier- und Aufzugsystemen, erreichte mit 40 Registrierungen den zweiten Platz. Der Vorjahrssieger AVL List, Entwickler von Antriebssystemen mit Verbrennungsmotoren sowie Mess- und Prüftechnik, belegte mit 33 Registrierungen abermals einen Top-3-Platz. »Die Erfindungsfreude dieser Unternehmen spiegelt die Stabilität und Attraktivität des Wirtschaftsstandortes Österreichs wider. Innovative österreichische Betriebe sind Global Player«, betont Rödler.
Das Universitätsranking entschied die Technische Universität Wien mit 14 erteilten Patenten klar für sich, gefolgt von der Medizinischen Universität Wien und der Technischen Universität Graz mit jeweils drei Registrierungen. Bedingt durch die österreichische Wirtschaftsstruktur stammen wie schon im Vorjahr die meisten Erfindungen aus den Branchen Arbeitsverfahren und Transport, täglicher Lebensbedarf sowie Maschinenbau, ferner aus dem Bauwesen und Bergbau.
Erstmals vergab das ÖPA heuer die Auszeichnung »Inventum«, einen Preis für das Patent des Jahres – als Anerkennung und Wertschätzung für herausragende technische Innovationen österreichischer Unternehmen und Forschungseinrichtungen. Die Firma Riegl Laser Measurement Systems GmbH erhielt die Auszeichnung für die bahnbrechende Entwicklung eines Hochleistungsscanners, der sich international bereits sehr erfolgreich bewährt. Auf umfangreichen Schutz der Erfindungen wird größten Wert gelegt. »Um das aus unseren zeit- und kostenintensiven Entwicklungen resultierende geistige Eigentum optimal nutzen zu können, wird dieses laufend durch Patente, Marken und Muster geschützt. Das bietet die Grundlage und Sicherheit, auch als mittelständisches Unternehmen auf dem hart umkämpften globalen Vermessungsgeräte-Markt zu bestehen«, sagt Martin Pfennigbauer, Direktor Research & Intellectual Property bei Riegl.
>> Internationaler Schutz <<
Gereiht nach Bundesländern liegt Oberösterreich mit 727 angemeldeten Erfindungen wie in den Jahren zuvor unangefochten an der Spitze. An zweiter Stelle folgen die Steiermark mit 454 Anmeldungen, Wien rutschte mit 443 Erfindungen auf Platz 3 ab. Vorarlberg verzeichnete im Vorjahr als einziges Bundesland einen Zuwachs an Anmeldungen. Gemessen an der Pro-Kopf-Quote führt das westlichste Bundesland auch das Erfinderranking an.
Die Hitliste der neu registrierten Marken konnte Spar Österreich mit 42 Eintragungen für sich entscheiden. Die Österreichischen Lotterien folgen mit 27 Registrierungen vor der Hofer KG mit 23. Platz 4 teilen sich A1 Telekom Austria und ORF mit jeweils 22 neuen Marken. Insgesamt wurden 2011 6.329 Marken angemeldet und 5.062 Marken registriert. Mit den aufrechten Markenschutzrechten waren zu Jahresende rund 112.000 nationale Marken geschützt. Auch in diesem Bereich wählten viele österreichische Unternehmen den internationalen Weg und meldeten ihre Marken beim Harmonisierungsamt für den Binnenmarkt (HABM) an, um über den Status einer Gemeinschaftsmarke in der gesamten EU Schutz zu erhalten. ÖPA-Präsident Rödler wertet diese Entwicklung als Bestätigung für den starken internationalen Stellenwert der österreichischen Unternehmen: »Die hohen österreichischen Anmeldeaktivitäten zeigen, dass Marken hohe Vermögenswerte für unsere Wirtschaft darstellen und als Unternehmenskennzeichen ein wichtiges Marketinginstrument für heimische Betriebe im internationalen Wettbewerb sind.«