Menu
A+ A A-

»Die Diskussionen ändern sich«

\"NorbertNorbert Haslacher, Geschäftsführer CSC, fokussiert auf E-Health-Lösungen, den Gewinn von Marktanteilen im Outsourcing und unaufhaltbare IT-Themen in der Wirtschaft.


Die Aufstellung des globalen IT-Dienstleisters CSC findet sich in Österreich in fünf vertikalen Kundenbranchen wieder: Manufacturing und Healthcare, die umsatzstärksten Bereiche, dazu Financial Services, Public Services und die Sparte Technologies, Transportation and Telecommunication. Wesentlicher Player ist CSC im öffentlichen Bereich.

Report: Herr Haslacher, wenn Sie das Investitionsverhalten Ihrer Kunden betrachten: Welche Entwicklung erwartet die IT-Dienstleister heuer?
Norbert Haslacher:
In der Wirtschaft beschäftigt man sich ebenso wie im Vorjahr mit zwei Themen: Effizienzsteigerung und Kosteneinsparung. Innovationsprojekte fallen auch heuer eher wieder unter den Tisch. Wir merken aber, dass unsere Kunden investitionsbereiter sind und auch Konjunkturindikatoren deuten auf eine Erholung der Wirtschaft hin. Ich glaube aber, dass unsere Kunden trotzdem noch vorsichtig sind und stark auf den Bereich Outsourcing setzen werden. Marktforscher wie Forrester oder Gartner bestätigen, dass dieser Markt heuer um acht bis zehn Prozent wachsen wird. Mit der Auslagerung von IT und Unternehmensprozessen kann ein Unternehmen kurzfristig die meisten Einsparungspotenziale heben. Eher degressiv wird es in den Bereichen Systemintegration und bei neuen Produkten zugehen, die nicht Compliance-gesteuert sind. An den Börsen merkt man die immer noch große Abhängigkeit von der US-Wirtschaft. Das ist eigentlich bedenklich, da es der österreichischen Industrie und den Unternehmen lange nicht so schlecht geht, wie oft dargestellt wird.

Report:
In welchen Bereichen wollen Sie konkret wachsen?

Haslacher: CSC ist einer der drei weltgrößten Outsourcing-Dienstleister. Der Wertbeitrag von Outsourcing liegt global bei CSC bei etwa 65 Prozent. In Österreich sieht unser Geschäft anders aus: Etwa sieben bis zehn Prozent unserer Wertschöpfung stammen aus dem Outsourcing und dem Betrieb von IT. Der Rest sind hochwertige Beratungsdienstleistungen, Anwendungsentwicklung und Systemintegration. Um im Outsourcingbereich überdurchschnittlich zu wachsen, wurde Anfang April einen Fünfjahresplan begonnen. Schwerpunkte sind die Themen Virtualisierung und Nutzung jener Rechenzentrumskapazitäten, die CSC in Europa zu Verfügung stehen. Dazu soll auch ein zweites Standbein Business Consulting gestärkt werden. Unser Vorteil ist unsere Herstellerneutralität. Wir haben keine Produkte, keine Hardware, die verkauft werden muss. Wir können die jeweils besten Lösungen für unsere Kunden aussuchen.

Report: Produktneutralität schreiben sich aber alle großen IT-Dienstleister auf die Fahnen.
Haslacher: Naja, die großen Hersteller werden immer versuchen, ihre eigenen Produkte zu positionieren. Wir haben kein Interesse an spezieller Hardware oder Software. Das unterscheidet uns von unserem Mitbewerb.

Report: Wieso soll gerade Virtualisierung ein Renner werden?
Haslacher: Hier geht es klar um Kosteneinsparungen und Effizienzsteigerungen. Dennoch sehen sich viele Unternehmen noch nicht bereit für große Virtualisierungsprojekte, sie wollen ihre Server weiter physisch anfassen können. Der Kostendruck wird aber gegenüber dem althergebrachten Gefühl, eine Maschine in der Hand halten zu müssen, überwiegen. Ich bin überzeugt, dass das Thema Virtualisierung nicht aufhaltbar ist. Durch die verstärkte Integration der Fachabteilungen werden auch die Diskussionen unter den Technologen bis hin zum CIO eines Unternehmens qualitativ verbessert. Auch ein Fachbereichsverantwortlicher weiß nun, welche IT-Lösungen der Markt zu Verfügung stellen kann. Ebenso wird Cloud Computing innerhalb der nächsten drei bis fünf Jahre eine wesentliche Richtung vorgeben, sobald alle Aspekte der IT-Security dazu zufriedenstellend gelöst sind.

Report: In welchen Projekten steckt CSC aktuell im öffentlichen Bereich in Österreich?

Haslacher: Zurzeit sind wir stark mit Fabasoft bei der Landesregierung Vorarlberg tätig. Das hierfür gemeinsam entwickelte Projekt SOVA ist eine hochintegrierte E-Government-Lösung, die eine Einbindung privater Sozialeinrichtungen des Landes in die organisatorischen- und IT-Prozesse des Sozialwesens der Behörden ermöglicht. Es gibt ein Projekt mit dem Wiener Tourismusverband und für das Lebensministerium wurden wir in einem Kernthema im Bereich der Abfallwirtschaft als Bestbieter beauftragt. Eines der schönsten Projekte derzeit ist sicherlich die Entwicklung des zentralen Patientenindexes im Rahmen der elektronischen Gesundheitsakte, der ELGA. Im Gesundheitsbereich sind wir auf Ebene der Sozialversicherungen als Kunden der absolute Marktführer.

Report: Wie wird dieser zentrale Patientenindex aussehen?
Haslacher: Hier geht es zunächst einmal nicht darum, flächendeckend eine komplett neue Lösung für den elektronischen Gesundheitsakt zu entwerfen. Das wäre ein Projekt wie National Health Service (NHS) in England, in dem CSC eine komplett neue IT-Landschaft für das gesamte Gesundheitssystem auf die Beine gestellt hat. Es geht vielmehr um eine Interoperabilität zwischen den Systemen der einzelnen Krankenhäuser und Gesundheitsdienste-Anbieter wie etwa niedergelassene Ärzte. In den Bundesländern gibt es unterschiedliche Lösungen, die sich unabhängig voneinander weiterentwickeln. So hat die Oberösterreichische Gesundheits- und Spitals-AG Gespag ein eigenes System für die Verwaltung von Gesundheitsdaten – ebenso wie beispielsweise die Krankenanstalten in Salzburg. Der Zentrale Patienten Index ermöglicht die österreichweite Patientensuche über alle Systeme hinweg.

Report: Wäre es aus Anwender- und Patientensicht nicht sinnvoller, auch in Österreich auf ein einheitliches System im Gesundheitsbereich zu setzen?
Haslacher:
Ich glaube, der Patient bekommt davon gar nichts mit. Er weiß nicht, welche Systeme im Hintergrund laufen. Aus Kosten- und Effizienzgründen wäre natürlich sinnvoll, über einen bestimmten Zeitraum eine Homogenisierung herbeizuführen. Eine Konsolidierung in den Systemen ist ja auch Bestreben des Hauptverbandes.

Report: Nochmals zu Ihren Zielen – was könnte bei CSC besser laufen?

Haslacher: CSC Österreich ist für das, was sie kann, noch unterrepräsentiert. Ich sehe es als meine primäre Aufgabe, unsere Niederlassungen stärker zu einem integrierten Teil des weltweiten Konzerns zu machen. Die Österreicher haben viel Gutes in den letzten Jahren entwickelt. Warum sollte nicht eine Kundenkartenlösung wie für die OMV oder das ELGA-Know-how, das wir hier angesammelt haben, auch anderswo funktionieren? Zum anderen könnte eine Telekommunikationslösung von CSC für einen Kunden in Frankreich oder den USA auch in Österreich Anwendung finden. Dieser interkulturelle Austausch im Lösungs- ebenso wie im Beratungsgeschäft ist für mich ein Riesenexport- und Importschlager. Ich habe dafür auch gute Leute vom Markt geholt, die gewohnt sind, über den Tellerrand zu schauen und auf Mitarbeiterentwicklung zu setzen. Wir beschäftigen uns intensiv mit den Themen und Trends, um in den unterschiedlichen Marktsegmenten beraten zu können. Wir kennen den Mitbewerb und seine Referenzprojekte und können auch Vergleiche aus anderen Ländern zu heimischen Unternehmen anstellen. Dieses internationale Know-how wollen wir in Österreich stärker kommunizieren.

Der Mann, die Firma
Norbert Haslacher ist seit Juli 2009 CEO und Vorsitzender der Geschäftsführung bei CSC Österreich. Die Zielgruppe sind die Top-200-Unternehmen. CSC hat weltweit 90.000 Mitarbeiter, Umsatz 16 Mrd. Dollar. In Österreich sind 300 Mitarbeiter bei CSC beschäftigt.

back to top