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Die Alpenrebellin

Couragierte Kritikerin. Frieda Nagl setzte ÖVP-Chef Mitterlehner beim Sommertalk derart vehement zu, bis er eingestand: »Gut, dass ich nicht Finanzminister geworden bin.« Couragierte Kritikerin. Frieda Nagl setzte ÖVP-Chef Mitterlehner beim Sommertalk derart vehement zu, bis er eingestand: »Gut, dass ich nicht Finanzminister geworden bin.«

Frieda Nagl, pensionierte Wirtin aus Rauris, las Wirtschaftsminister und Vizekanzler Reinhold Mitterlehner im ORF-»Sommergespräch« die Leviten – und sprach damit vielen aus der Seele.

Als ihr Moderator Peter Resetarits am Ende der Sendezeit nur eine kurze Wortmeldung zugestand, hatte er die Rechnung ohne die resolute 75-Jährige gemacht: Sie benötige eine ganze Stunde, um dem Vizekanzler ihre Anliegen darzulegen. Schon während der Diskussion hatte Frieda Nagl sich gedacht: »Du brauchst gar net so protzig tun, di kriag i a no.« Also fasste sie sich Mitterlehner nach der Sendung im Sondergastraum des ORF-Zentrums her und hielt ihm seine »leeren Versprechungen « als Wirtschaftsbund-Chef und Wirtschaftsminister vor. Frieda Nagl weiß, wovon sie spricht. 1939 als elftes von 16 Kindern einer Bergbauernfamilie geboren, musste sie von klein auf anpacken. Ihr Vater und ihr Ehemann verstarben früh. Sie zog die fünf Kinder allein auf, führte 47 Jahre den Gasthof Alpenrose und engagierte sich zehn Jahre im Gemeinderat. Als Gründerin des Sozialausschusses rettete sie mit einer Spendenaktion einen von der Zwangsversteigerung bedrohten Hof. Den Betrieb führt ihre Tochter Petra, Frieda Nagl hilft trotzdem nahezu täglich in der Küche, was ihr prompt eine Anzeige wegen Schwarzarbeit einbrachte. Den Kindern werde es unmöglich gemacht, die Betriebe der Eltern weiterzuführen, meint die rüstige Wirtin und nimmt die Regierung in die Pflicht: »Seit Jahren reden sie von einer Steuerreform und nichts ist geschehen.«

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