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Börsenblick 2014

Mit einem Plus von 6% blieb die Wiener Börse weit hinter den kräftigen Kursgewinnen von Frankfurt, London und New York zurück. Mit einem Plus von 6% blieb die Wiener Börse weit hinter den kräftigen Kursgewinnen von Frankfurt, London und New York zurück.

Die Eurozone jubelt über ein schwaches Wachstumsplus, auch in der Weltwirtschaft ist Erholung angesagt. Doch sind die Nachwehen der Krise tatsächlich schon ausgestanden? Report(+)PLUS hat bei renommierten Experten nachgefragt, wie sie die weitere Entwicklung einschätzen und wo sich Investments noch lohnen.

Echter Aufschwung sieht anders aus. Ein Prozent Wachstum erwarten die Pro­gnosen für 2014 in der Eurozone – immer­hin. Doch der Jubel nach der langen Durststrecke kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Konjunktur nur sehr schleppend in Schwung kommt. Dazu kom­men neue Sorgenkinder: »Frankreich schlüpft immer mehr in die Rolle des neuen kranken Mannes in Eu­ropa«, sagte Chris Williamson, Chefvolkswirt des For­schungsinstituts Markit, im Dezember anlässlich der Präsentation einer Studie unter 5.000 europäischen Unternehmen. Die Talfahrt in Frankreichs Industrie beschleunigt sich und die Dienstleister schwächeln, es droht der Rückfall in die Rezession. Auch Italien steckt im Abwärtsstrudel.

Die Europäische Zentralbank senkte im Novem­ber den Leitzins auf das Rekordtief von 0,25 Prozent. Auf der Suche nach Renditen bedeutet das für Anleger einen verstärkten Trend zu Investments mit höherem Risiko. 2013 boten sich dafür Aktien an – sie zählten zu den großen Gewinnern auf den Finanzmärkten. US-Aktien legten (gemessen am S&P 500) um 29 % zu, der japanische Index Nikkei 225 stieg um 56,7 %. Der deutsche Dax steigerte sich um 25,5 %. Vergleichs­ weise enttäuschend bilanzierte die Wiener Börse: Der Leitindex ATX verzeichnete zwar ein Plus von rund 6 %, an die kräftigen Kursgewinne der internationalen Finanzplätze Frankfurt, London und New York reichte die Perfor­ mance aber nicht heran. Über acht Kapitalerhöhungen wurden insgesamt 1,6 Milli­arden Euro an frischem Eigenkapital auf­ genommen. Die zur Belebung des Marktes erhofften Neuzugänge blieben jedoch auch im Vorjahr aus. Das Interesse der Anleger ist dennoch groß: Für 2014 bieten heimische, exportorientierte Player und der teilweise wiedererstarkte CEE-Raum neue Perspek­tiven.

Kurschancen von zehn bis 20 % sind durchaus realistisch. Mehr ist selbst in den Emerging Markets nicht zu holen. Die vormals aufstrebenden Schwellenländer Brasilien, Südafrika, Russ­land und Indien müssen sich mit niedrigen einstelligen Wachstumsraten begnügen. Le­diglich China bildet eine Ausnahme – auch der rote Riese hat aber schon bessere Jahre gesehen. Aus dem einstmals »sicheren Ha­fen« Gold haben sich weitsichtige Investoren bereits zurückgezogen. Die Krisenwährung verlor 2013 dramatisch um mehr als 27 %, was dem größten Absturz seit 30 Jahren ent­spricht. Die positiven Konjunkturaussichten sind zusätzliches Gift für das Edelmetall: Der Goldpreis könnte heuer sogar unter 1.000 Dollar je Feinunze fallen.

Unsere Fragen an die ExpertInnen:

1. Der ATX hinkte auch 2013 anderen Börsenplätzen hinterher. Warum fiel die Performance nicht erfreulicher aus?
2. Für die Eurozone wird ein leichtes Wachstum prognostiziert. Ist die Schuldenkrise schon überstanden?
3. Die Schwellenländer zählten im Vorjahr zu den Verlierern. Wird sich dieser Trend 2014 fortsetzen?
4. Welche Assetklassen haben das größte Potenzial?
5. Ist der Höhenflug des Goldpreises endgültig zu Ende?


Friedrich Mostböck, Head of Group Research Erste Bank AG

1. Sie haben Recht. Es waren 2013 eher etablierte, große und liquide Märkte gefragt. Kleinere Randmärkte und einige Emerging Markets (wie Öster­reich und CEE) standen im letzten Jahr weniger im Fokus. Gerade dieser Umstand könnte sich aber positiv für unsere Märkte auswirken, welche noch attraktiv bewertet sind und daher höheres Aufholpotenzial besitzen.

2. Die Schuldenkrise ist definitiv noch nicht ausgestanden und wird uns und die Finanzmärkte längerfristig herausfordern. Teilweise wurden zwar in den letzten Jahren Defizite (Neuverschuldungen) abgebaut, aber auf die Gesamtverschuldungen der Staaten hatte das im Wesentlichen keine signifikanten Auswirkungen. Zuletzt stabilisierte sich auch im Jahr 2013 die Situation für die Eurozone. Vielleicht haben sich viele Marktteilnehmer an die hohen Staatsverschuldungen gewöhnt. Wir haben aber auch eine globale Verschuldungskrise, welche die großen Industrienationen USA, Großbritannien und Japan inkludiert. Um nachhaltiges konjunkturelles Wachstum zu fördern, erwarten wir, dass die Notenbanken die Leitzinsen längerfristig auf niedrigsten Niveaus halten werden (Fed mind. bis 2015, EZB mind. bis Anfang 2016).

3. Wie oben angedeutet, könnte sich gerade dieser Umstand des »Hinterherhinkens« im letzten Jahr positiv für kleinere Rand- und Schwellenmärkte in 2014 auswirken. Vielfach sind diese noch infolge dessen attraktiv bewertet, haben zweistelliges Gewinnwachstum und besitzen vergleichsweise höheres Aufholpotenzial.

4. Infolge der niedrigen Zinsen drängt sich weiterhin ein Investment in höheren Risikoklassen wie Aktien auf. Wir sind daher zumindest für das 1. Quartal 2014 nach wie vor für Aktien optimistisch. Die Suche der Investoren nach Renditen sowie die deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt erwarteten Ausfallsraten in Europa sprechen auch für High Yield- sowie Hybridanleihen.

5. Der Goldpreis durchläuft derzeit eine länger andauernde Bodenbildungsphase. Solange sich höhere Risikoklassen wie Aktien gut entwickeln und Finanzmärkte insgesamt relativ stabil bleiben, sollte sich der Goldpreis nicht markant positiv entwickeln.


Monika Rosen, Chefanalystin Bank Austria Private Banking

1. Keine Angaben

2. Wir erwarten 2014 1,5 Prozent Wachstum für den Euroraum und 2,5 Prozent für Deutschland. Bezüglich der Schuldenkrise haben wir sicher den größten Teil der Wegstrecke hinter uns, einen gewissen Unsicherheitsfaktor kann man aber nie ausschließen. Aber die Fortschritte der Eurozone bei der Bewältigung der Krise sind offensichtlich.''

3. Davon gehen wir nicht aus, wir haben die Emerging Markets im Aktienportfolio übergewichtet, weil wir die Bewertungsabschläge für überzogen halten. Einige Länder haben zwar durchaus Probleme mit der Leistungsbilanz, aber in Summe sind die besseren Wachstumsaussichten unserer Meinung nach im Vorjahr von den Anlegern zu wenig stark berücksichtigt worden.

4. Wir sind bei Aktien übergewichtet, wenngleich wir die Übergewichtung Ende des Vorjahres etwas zurückgestutzt haben. Aber wir halten Aktien gegenüber Renten immer noch für attraktiver. Die Fantasie bei Anleihen halten wir für begrenzt, hier setzen wir auf eine Beimischung von Unternehmensanleihen.

5. Der Goldpreis hat im Vorjahr ordentlich Federn lassen müssen, zeigt seit 1. Jänner aber Erholungstendenzen. Wir halten eine Beimischung von alternativen Investmentformen, zu denen auch Gold gehört, zur Diversifizierung des Portfolios für sinnvoll. Grundsätzlich gibt es für den Goldpreis weiter Gegenwind (Wende in der US Geldpolitik, kaum Inflation, teilweise Wachstumsabschwächung in den Schwellenmärkten), aber es stellt sich die Frage, wie viel davon bereits im Kursrückgang des Jahres 2013 enthalten ist.


Erika Karitnig, CIO Equities & Multi Assets der Bawag P.S.K. Invest GmbH

1. Der ATX weist im Vergleich mit den etablierten europäischen Börsen eine Underperformance auf, das ist korrekt. Verglichen mit Osteuropa ist der ATX aber unter den besten Märkten zu finden. Rumänien und Bulgarien sind hier keine repräsentativen Märkte. Nimmt man den MSCI Osteuropa Index, so liegt dieser deutlich im Minus, während der ATX immerhin
8,6 % Performance abgeworfen hat. Somit ist ein Grund für die Underperformance Wiens im Osteu­ropa-Engagement zu finden. Diese Zwitterposition Wiens – zwischen etabliertem und emerging Europa-Markt – hat 2013 zur Underperformance geführt. Weiters drückt die starke Gewichtung der Finanztitel und Versorger auf die Performance des Index.

2.  »Schon überstanden« wäre vielleicht zu viel gesagt, aber der Euroraum ist auf dem besten Wege, die Krise hinter sich zu lassen. Der langsame Aufschwung in den Krisenländern zeigt, dass die Strukturreformen und die harten Sparmaßnahmen der letzten Jahre allmählich Wirkung zeigen. In Deutschland zeichnet sich sogar eine kräftige Konjunkturerholung ab, von der auch Österreich profitieren wird. Nur Frankreich hinkt zurzeit hinterher. Ein wesentlicher Krisenindikator hat sich in den letzten Monaten deutlich verbessert: der Risikoaufschlag von Staatsanleihen. Spanien und Italien finanzieren sich heute zu wesentlich günstigeren Konditionen als vor einem Jahr, und Irland ist gerade erfolgreich auf den Kapitalmarkt zurückgekehrt. Das Jahr 2014 wird von weiterhin niedrigen Zinsen und einem sehr geringen Preisauftrieb geprägt sein; gleichzeitig lässt die fiskalische Belastung merklich nach. Insgesamt bleibt das Wirtschaftswachstum aber noch verhalten, d.h. die Arbeitslosigkeit im Euroraum wird nur wenig sinken.

3. Die Schwellenländerbörsen bleiben bereits seit 2011 hinter den Developed Markets zurück. Die Wachstumserholung in den USA, Europa und Japan wird sich aber mit Zeitverzögerung auch in den Schwellenländern positiv auswirken. Innerhalb der Schwellenländer werden Investoren künftig stärker differenzieren: Märkte mit hohem Leistungsbilanzdefizit und hoher Auslandsverschuldung werden kaum noch Gelder anlocken können und tendenziell Underperformer sein.

4. Aktien erscheinen aufgrund positiver globaler Konjunkturaussichten und Risiko-Ertrags-Gesichtspunkten zu den attraktivsten Assets. Allerdings müssen Investoren auch mit Rückschlägen rechnen und umgehen können. Die Bewertung ist nicht mehr günstig, sondern leicht über dem historischen Durchschnitt. Auf der Anleihenseite sind Corporates und High Yield Bonds nach wie vor aufgrund des laufenden Ertrags interessant.

5. Gold wird immer dann als Anlagealternative gesucht, wenn die Zeichen auf Krise stehen. Da die Schuldenkrise in der Eurozone langsam abebbt und die Inflationsrate gleichzeitig äußerst niedrig ist, verliert Gold zunehmend an Attraktivität und wird deswegen weniger nachgefragt – bis zur nächsten Krise.


Peter Brezinschek, Chefanalyst Raiffeisen Research

1. Zwar profitierte der heimische Aktienmarkt (ATX +6 %) auch von der generellen Abnahme der Risikoaversion, jedoch wurden etablierte und mit mehr Liquidität ausgestattete Aktienmärkte bevorzugt. Ein weiterer Faktor war zudem die schwache Entwicklung bestimmter Indexschwergewichte.

2. Die sich beschleunigende Konjunkturdynamik erleichtert nicht zuletzt die Budgetkonsolidierung, birgt aber auch die Gefahr, dass nach wie vor notwendige Reform- und Konsolidierungsbemühungen erlahmen. Die bedrohlich hohe und nur langsam sinkende Staatsverschuldung bleibt bestehen.

3. Wir erwarten für die großen Emerging Market-Aktienmärkte außerhalb Europas im ersten Halbjahr eine Underperformance im Vergleich zu den entwickelten Aktienmärkten. Für das zweite Halbjahr gehen wir von einer besseren Performance als in den entwickelten Aktienmärkten aus, da mehr Klarheit über die jeweiligen Reformvorhaben herrschen sollte und die im Vergleich günstigen Bewertungen Kapital anziehen sollten.

4. Wir erwarten 2014 durch die fortlaufende Konjunkturerholung am Aktienmarkt neuerlich positive Erträge, wenngleich diese bei w Die Schwellenländerbörsen bleiben bereits seit 2011 hinter den Developed Markets zurück. Die Wachstumserholung in den USA, Europa und Japan wird sich aber mit Zeitverzögerung auch in den Schwellenländern positiv auswirken. Innerhalb der Schwellenländer werden Investoren künftig stärker differenzieren: Märkte mit hohem Leistungsbilanzdefizit und hoher Auslandsverschuldung werden kaum noch Gelder anlocken können und tendenziell Underperformer sein. eitem nicht mehr so hoch ausfallen werden wie 2013. Bei festverzinslichen Veranlagungsalternativen sind die realen Performanceaussichten vielfach negativ.

5. Der Preisverfall bei Gold dürfte bis ins dritte Quartal 2014 anhalten. Zur Jahresmitte ist ein Preisniveau von knapp unter USD 1.100 je Feinunze realistisch. Die wachsende Goldnachfrage aus den Schwellenländern dürfte die Oberhand gewinnen und den Goldpreis bei USD 1.120 je Feinunze im vierten Quartal stabilisieren.

Last modified onMontag, 02 Juni 2014 12:05
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