Aufwind dank Hightech
- Written by Redaktion
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Windkraft hat sich zu einem signifikanten Wirtschaftsfaktor in Europa entwickelt. Ein wesentlicher Grund dafür sind die ständigen technischen Verbesserungen in Anlagen und Netzkomponenten.
Der Anteil der Erneuerbaren am Strommix in Europa steigt und steigt. Die derzeit prominenteste Rolle nimmt die Windkraft ein. Bei Neuinstallationen sind die Windräder 2013 überhaupt zum wichtigsten Kraftwerkstypen geworden. Damit erfährt eine jahrhundertealte Technologie ein Revival: Die Windmühlen, die lange schon aus dem Landschaftsbild verschwunden sind, kehren nun wieder zurück – wenn auch in anderer Dimension. Die klimaschonende, saubere Energieerzeugung hat sich innerhalb kurzer Zeit von einer Liebhaberei eingefleischter Windmüller zu einem zentralen Sektor in der europäischen Industrie gewandelt. Die Ideale sind freilich gleich geblieben. Geändert haben sich die wirtschaftliche Leistung und die ökologischen Auswirkungen en gros. Mit errichteten 11.000 MW ist die Windkraft in Europa alleine im Vorjahr um 10 % gewachsen. 15 Milliarden Euro wurden 2013 in den Ausbau investiert. Alle Windräder zusammengenommen erzeugen heute bereits 8 % des europäischen Stromverbrauches.
Technische Verbesserungen
Neben den politischen Rahmenbedingungen und einer sinnvollen Marktregulierung sind die technischen Verbesserungen in Anlagen und in nachgelagerten Netzkomponenten wesentliche Faktoren für den Erfolg der Windkraft. Die Herausforderung für Technologiekonzerne wie Siemens ist, Windanlagen durch Kosteneffizienz und Leistungssteigerungen so wettbewerbsfähig zu bauen, dass diese auch ohne geförderte Einspeisetarife betrieben werden können. So gilt in der Windkraft: Je größer die Rotorflächen sind, desto höher ist der jährliche Ertrag der Windenergieanlage an einem geeigneten Standort. Für den Einsatz offshore hat Siemens Ende 2012 den Betrieb eines 154-Meter-Rotors an einer 6-Megawatt-Anlage im dänischen Østerild gestartet. Siemens nutzt bei der Herstellung das patentierte »Integral-Blade«-Verfahren, mit dem Rotorblätter in einem Guss und ohne Klebestellen produziert werden können. Bei der »Aeroelastic Tailored Blade«-Technologie wiederum sind die Rotorblätter leicht geschwungen wie ein arabisches Schwert. Biegt sich das Blatt unter der Windlast, verdreht es sich gleichzeitig. Die Verdrehung ist dabei so beschaffen, dass die Belastung auf den Rotor reduziert wird – das Material verschleißt weniger und die Lebensdauer steigt.
Auch im Gondelinneren der Windenergieanlagen wurden bahnbrechende Entwicklungen vollzogen. So liefert Siemens eine innovative Direktantriebstechnik, in der auf ein Getriebe zur Kraftübertragung völlig verzichtet werden kann. Der getriebelose Antrieb erhöht die Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit. 50 % weniger Teile reduzieren die Wartungszeit. Und ein um 30 % geringeres Gewicht erleichtert die Installation. Eine weitere Neuentwicklung, sogenannte »Bolted Steelshell«-Türme, ermöglichen den Transport von Anlagen mit Nabenhöhen von über 140 Metern mit herkömmlichen Transport-Lkws. Dabei werden die einzelnen Sektoren erst am Standort der Windenergieanlage mit einem Kran auf einandergesetzt und die Stahlmantel mit Hochleistungsbolzen verschraubt.
Leistung für Onshore
Zuletzt hat der Bereich Energy bei Siemens die Leistung der Onshore-Windenergieanlagen seiner D3 Plattform auf 3,2 MW gesteigert. Ende 2014 werden die neuen Anlagen in Serienproduktion gehen. Mit Rotordurchmessern von 101 oder 108 Metern eignen sich die Anlagen für Standorte der IEC-Klasse IA. Für Standorte der IEC Klasse IIA wird eine Variante mit 113 Metern Rotordurchmesser verfügbar sein. Für Projekte mit geringeren Windstärken bleibt das 3-MW-Modell im Portfolio. Eine verbesserte Steuerungseinheit und mehr Effizienz durch stärkere Permanentmagnete sind die zentralen Elemente, mit denen die Leistung des direkt angetriebenen D3-Antriebsstrangs gesteigert werden konnte. »Ein wichtiges Ziel unserer Entwicklungsarbeiten ist es, Innovationspotenziale zu nutzen, um die technischen Potenziale unserer Produkte weiter zu erschließen«, sagt Henrik Stiesdal, CTO von Siemens Wind Power. »Rotoren, Struktur und Performance wurden intensiv getestet, um die Belastungen von mehr als 20 Jahren Betriebsdauer zu simulieren. Das Resultat ist eine neue Produktgeneration, welche so zuverlässig ist wie der Vorgänger, aber bis zu 4 % mehr Energieertrag liefert.« Windenergie und der dazugehörige Service sind Teil des Siemens-Umweltportfolios. Rund 43 % des Konzernumsatzes entfallen auf grüne Produkte und Lösungen.
Ausbau für Offshore
Mehr als 190 Millionen Euro investiert Siemens auch in eine neue Offshore-Produktionsstätte in Großbritannien. Geplant ist eine Fertigung von Rotorblättern für Windturbinen der 6-MW-Klasse so wie ein neues Logistik- und Service-Zentrum in Hull. Der Windmarkt in Großbritannien weist hohe Wachstumsraten auf und hat noch deutliches Potenzial. Siemens hat im wichtigsten Windkraftmarkt der Welt über 2.200 Turbinen On- und Offshore mit mehr als 5.000 MW installiert. Damit ist rund die Hälfte der in Großbritannien installierten Windleistung mit Spitzentechnologie von Siemens ausgerüstet. Green Port Hull soll Anfang 2016 in Betrieb gehen, der Produktionsstart der Rotorblattfertigung ist für Sommer 2016 geplant. Die Fabrik soll ab Mitte 2017 voll ausgelastet sein. Die Investitionen unterstützen Großbritannien, seine Klimaziele zu erreichen und bis 2020 ein Viertel des Strombedarfs aus erneuerbaren Energien zu decken.
Komponenten made in Austria
Transformatoren aus Österreich sorgen dafür, dass die Energie der On- und Offshore-Windparks auch effizient ans Netz gebracht wird. So ist das Werk in Weiz der größte Siemens-Standort für den Bau von Trafos weltweit. Neben der traditionsreichen Trafoproduktion wird auch am Standort Linz intensiv geforscht. Beide Produktionsstandorte haben eine Exportquote von über 80 %. Die Erdungstrafos für den weltgrößten Windpark London Array kommen aus Linz. Siemens lieferte zudem alle 175 Windturbinen und die Netzanbindung. Für die Windparks Galloper und Gwynty Mor hat das Werk in Linz sowohl Erdungstrafos als auch Großtrafos bereitge stellt. Und im Siemens-Werk in Subotica in Kroatien – eine Region, die Siemens Österreich geschäftlich verantwortet – werden seit mittlerweile mehr als zehn Jahren Generatoren für Windkraftanlagen gebaut. Mittlerweile ist jedes vierte Windrad in Europa mit einem Generator aus Subotica ausgestattet. Siemens-Technologie trägt damit in ganz Europa und weltweit zur Sicherung einer zuverlässigen Stromversorgung bei.