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Guter Wind für Windkraft

(Foto: EWEA) Die internationale Windbranche war im Februar auf der EWEA 2013 in Wien versammelt. Österreichische Firmen waren dabei sehr stark vertreten. Experten diskutierten zur rechtlichen Situation, dem planerischen Umfeld und den politische Rahmenbedingungen vor allem in ost- und südosteuropäischen Ländern. (Foto: EWEA) Die internationale Windbranche war im Februar auf der EWEA 2013 in Wien versammelt. Österreichische Firmen waren dabei sehr stark vertreten. Experten diskutierten zur rechtlichen Situation, dem planerischen Umfeld und den politische Rahmenbedingungen vor allem in ost- und südosteuropäischen Ländern.

Mehr als 9.000 Besucher waren gekommen, 80 Länder waren vertreten, über 400 österreichische Firmen waren mit dabei – Europas Vorzeigekonferenz für Windenergie, die EWEA, fand Anfang Februar in Wien statt. Für einige Tage war Österreich der Nabel der internationalen Windkraftwelt. Der heimische Branchenverband IG Windkraft organisierte gemeinsam mit Zulieferern, Dienstleistern und Betreibern einen Austria-Pavillon. Auf über 330 m2 wurde dort die österreichische Windwirtschaft mit all ihren Facetten präsentiert.

Für die EWEA gab es einen triftigen Grund, nach Österreich zu kommen. Zwar fehlen dem kleinen Binnenland jene kräftigen Brisen, die Offshore-Anlagen in der Nord- und Ostsee zu Goldgruben für ihre Betreiber machen. Gut verdienen lässt sich’s mit Windrädern hierzulande dennoch – etwa im Burgenland. Jenes Bundesland stellt für die heimischen Windmüller, wie sich die Anlagenbetreiber liebvoll selbst zu nennen pflegen, ein Musterbeispiel für Wachstum in den erneuerbaren Energien dar.

Wandel in Energieerzeugung

Vor zwölf Jahren wurden im Burgenland lediglich 3 % des dortigen Stromverbrauchs auf eigenem Grund und Boden produziert. 2006 wurde politisch eine neue Parole ausgegeben – bis 2013 stromautark zu sein. Auch wenn eine völlige Autarkie technisch und wirtschaftlich wenig Sinn macht: das Burgenland hat sich innerhalb kurzer Zeit vom fast reinen Stromimporteur zum einem Anbieter von Energie gemausert. Bis Ende des Jahres 2013 wird im Burgenland mehr Windstrom produziert werden, als das Bundesland selbst verbraucht. »Damit wird das Burgenland die erste Großregion weltweit, die mit Windstrom stromautark ist. Ab 2014 werden wir zum Windstromexporteur«, bekräftigt Landeshauptmann Hans Niessl die neue Richtung. Dass sich mächtige Windkraft-Rotoren auch ohne Meeresluft drehen können, beweist der Landesenergieversorger Energie Burgenland spätestens seit der Installation zweier Enercon-Windräder im Februar des Vorjahres. Jede der beiden Anlagen liefert eine Leistung von beeindruckenden 7,5 MW.

Zubau für Effekte

Überhaupt war 2012 ein gutes Jahr für die Branche. Weltweit konnte die installierte Windleistung um beinahe 19 %, in Europa immerhin um knapp 13 % zulegen. Österreich spielte mit einem Zubau von 300 MW Windkraftleistung in den vorderen Reihen mit. Auftrieb hatte die heimische Szene durch die Verlängerung der Förderregimes für die Abnahme des erzeugten Stromes durch die Netzgesellschaften der großen Energieversorgungsunternehmen (EVU) erhalten. Mit dem aktuell gültigen Ökostromgesetz ist nach einer kurzen Zeit des Stillstandes wieder die Basis für einen weiteren Ausbauschub geschaffen worden. Auch wenn Organisationen wie die Arbeiterkammer gegen den jährlichen Beitrag von heuer durchschnittlich 55 Euro Ökostromzulage pro Haushalt wettern, die Branche ist sich der positiven wirtschaftlichen Auswirkungen für Konsumenten und Steuerzahler bewusst. So fordert Stefan Moidl, Obmann der Interessensgemeinschaft Windkraft, eine breite volkswirtschaftliche Betrachtung ein. Mehr als 100 österreichische Unternehmen sind Lieferanten für Hersteller von Windkraftanlagen am internationalen Markt und sorgen mit einem Exportvolumen von 450 Millionen Euro für eine positive Handelsbilanz. Allein durch den starken Windkraftausbau konnten 2012 1.800 Personen auf den Windradbaustellen beschäftigt werden, rund 160 neue Dauerarbeitsplätze wurden zusätzlich geschaffen. Der sauber erzeugte Windstrom liefert natürlich auch einen Beitrag zum Klimaschutz. Im vergangenen Jahr wurden dadurch 1,8 Mio. Tonnen CO² eingespart. Österreich gibt dagegen jährlich elf Milliarden Euro für Energieimporte aus, argumentieren Umweltschützer. Heute drehen sich in Österreich mehr als 760 Windräder mit einer Leistung von beinahe 1.400 MW. 2013 soll sich der Windkraftausbau um weitere 30 % erhöhen und rund 420 MW betragen.

Heimische Erfolgsgeschichte

Einer der heimischen Protagonisten, der auch heuer kräftig investiert, ist die W.E.B. Windenergie AG. Die Gesellschaft handelt ihre Aktien über einen eigenen Börseplatz und errichtet Jahr für Jahr Anlagen im In- und Ausland. Der Aktionsradius ist mittlerweile auf  Deutschland, Italien, Tschechien und Frankreich erweitert. Sogar Kanada ist auf der Roadmap, heuer startet der Bau erster Windkraftanlagen in Übersee. Zur Finanzierung der Projekte emittiert das Unternehmen aktuell drei neue Anleihen. Um das positive Umfeld für erneuerbare Energien zu nutzen, hat der Betreiber vor gut zwei Jahren eine Verdoppelung der installierten Kraftwerkskapazität auf 450 MW bis Ende 2015 beschlossen. Die W.E.B. sieht dazu die Zeit günstig. Entsprechende Förderungen stützen die Rentabilität der Anlagen auch über viele Jahre Betrieb. Sogar die Deinstallation der Windräder am Ende einer Laufzeit ist in den Berechnungen inbegriffen – ein Faktor, mit dem sich andere Energieerzeuger in ihren Kostenrechnungen nicht beschäftigen müssen. Ähnliche Regelungen bestehen in den weiteren europäischen Märkten, die von den Österreichern beackert werden. »Schuld« daran ist zumindest teilweise die berühmt-berüchtigte 20-20-20-Richtlinie der EU. Sie gibt bis zum Jahr 2020 eine Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien an der Elektrizitätsversorgung auf zumindest 20 % vor, sowie eine Reduktion der Treibhausgasemissionen und eine Steigerung der Energieeffizienz um jeweils 20 %. Zu den aktuellen heimischen Projekten der W.E.B. zählen die Windparks Matzen/Klein Harras, Deutsch-Wagram und Neuhof III. In Summe beträgt das für die Verdoppelung der Kapazität geplante Investitionsvolumen rund 300 Mio. Euro.

Last modified onSamstag, 23 Februar 2013 20:23
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