Am Anfang einer ordentlichen Speicherlösung steht oft der Totalausfall. Systemabstürze stellen nicht nur für den Anwender ein großes ärgernis dar. Es ist schon schlimm genug, wenn änderungen, die kurz vor einem Ausfall in Word- oder Excel-Dokumenten vorgenommen wurden, nach einem Computercrash für immer verloren sind. Für IT-Administratoren und die Geschäftsleitung zieht ein Absturz einen großen zeitlichen Aufwand und oft schwer wiegenden finanziellen Verlust mit sich.Das Erstellen regelmäßiger Backups gehört in Unternehmen fast jeder Größe zu einem wichtigen Bestandteil der IT-Strategie. Wie oft und umfassend die Datensicherung vorgenommen wird, variiert hierbei natürlich beträchtlich: Eine Großbank mit 30.000 Angestellten sichert ihre Daten nach anderen Regeln als ein Bauunternehmen mit zwanzig Mitarbeitern. Laut einer Studie von Dynamic Markets sichern über sechzig Prozent aller Firmen mindestens einmal wöchentlich ihre Daten, rund fünfzig Prozent tun dies sogar täglich. Doch reicht dies? Für kleinere Firmen mag es unter Umständen ausreichend sein, wenn sie Daten wiederherstellen können, die am Vortag gesichert wurden. Für einen mittelständischen Betrieb kann allerdings der Verlust von Daten, die innerhalb einer Stunde erstellt oder geändert wurden, zu enormen Umsatzeinbußen und sogar zur Nichteinhaltung gesetzlicher Richtlinien führen.Exponenzielles Wachstum. Unternehmen stehen vor einer großen Herausforderung. HP-Storage-Leiter Peter Schön zufolge ist das Wachstum der Terabytewelten »enorm«: Rund achtzig Prozent Steigerung verzeichnen die Datenvolumina in den Unternehmen jährlich. Die Storageindustrie freuen diese Rekordzahlen naturgemäß - wenn auch die Umsätze aufgrund sinkender Hardwarepreise und dem harten Wettbewerb mittlerweile nur noch einstellig wachsen. Für Schön und seine Kollegen ist kein Unternehmen wie das andere, Firmengrößen alleine würden kaum etwas über den Speicherbedarf in der IT aussagen. »So kann etwa ein Architekturbüro oder eine Zahnarztpraxis aufgrund zahlreicher archivierter Scans und Fotos bereits über den Storagebedarf eines Mittelständlers verfügen«, brauchen Unternehmen in Speicherangelegenheiten schnell den Maßschneider. Bei der Art der Datenablage und Archivierung haben die Unternehmen in der Regel ebenfalls Beratungsbedarf. Daten, die für immer und ewig ins Archivnirwana verschwinden, müssen nicht auf den gleichen hochperformanten Disk-Arrays liegen, die etwa die Mailboxen im laufenden Betrieb sichern.»Auch Mittelständler müssen Datenhandling heute auf einem Niveau betreiben, das bisher größeren Organisationen vorbehalten war. Dies gilt etwa für Branchen wie Webdienstleister mit Streaming-Angeboten oder die Medizinbranche, in der das Archivieren von Bild- und Analysedaten neue Aufgaben stellt«, nimmt Richard Hackl, Manager IBM Storage, neue Zielgruppen ins Visier. Neue Lösungen wie etwa »System Storage DS4700 Express« sollen die Unternehmen unterstützen, mehr Transaktionen mit weniger Speicherinfrastruktur als bisher zu bewältigen. Möglich wird dies, indem schneller Datenzugang, schnelleres Backup und schnelleres Kopieren, Spiegeln und Wiederherstellen von Daten realisiert werden. Das neue System ist IBM zufolge für mittelständische Unternehmen ausgelegt - der Listenpreis beginnt bei knapp unter 20.000 Dollar.John Ryden, Geschäftsführer Hitachi Data Systems (HDS), sieht Storage ebenfalls in einer Schlüsselrolle für Unternehmenswachstum. HDS versucht seit einem Jahr, sich dem Mittelstand in österreich zu nähern und Lösungen aus dem Enterprisebereich auch speicherhungrigen kleineren Unternehmen zu verkaufen. Die Firmen selbst sind kostenbewusster geworden, drehen jeden Cent um, bevor in Neuinvestitionen gebuttert wird. »Früher hatte man die alten Lösungen einfach mit dem neuesten Storagemodell ersetzt«, erinnert sich Ryden. Heute wird mit intelligenteren Systemen auch die alte Speicherlandschaft weiter benutzt. »Zumindest so lange, bis in Neues investiert wird«, meint der Hitachi-Chef. Die Mittelstandsoffensive ist etwas in der schwerfälligen Unternehmenslandschaft stecken geblieben. »Es ist zu früh, um etwas über den Markt sagen zu können. Wir haben aber erwartet, dass es dauern wird«, ist HDS noch mit Hausaufgaben beschäftigt, wie sie sagen.Platzhirsch EMC, berühmt-berüchtigt für sein kräftiges Auftreten bei den Großunternehmen, ist eigenen Einschätzungen zufolge bereits seit drei Jahren auch am KMU-Markt erfolgreich unterwegs. Einstiegslösungen liegen im vierstelligen Eurobereich. Das Geschäft läuft derzeit gut, mehr als vierzig Prozent Umsatzwachstum im Vorjahr lassen Country Manager Martin Rajsp sagen: »Es geht uns sehr gut.« Die Orientierung an Lösungen und Produkten nach unten würde bestens greifen, so Rajsp. »Mit unseren Bestandskunden alleine hätten wir nicht so wachsen können.« Dennoch ortet auch er noch große Herausforderungen für sein Unternehmen. Besonders die Positionierung als Top-Anbieter kann in diesem Fall stören: »Neun von zehn Firmen sehen uns noch immer als reinen Rechenzentrumsspezialisten und nehmen uns unseren KMU-Fokus nicht ab.« Die Kundengruppe fern der Konzernwelt ist aber auch für Rajsp nicht immer leicht zu verstehen. »Kürzlich hat ein IT-Leiter einer vom Jahrhunderthochwasser heimgesuchten oberösterreichischen Firma gemeint, jetzt hätte er 99 Jahre wieder Ruhe und könne auf eine Backuplösung gerne verzichten.«Bei der periodischen Wiederentdeckung des Mittelstandes durch die großen Storageplayer kommt aber auch so manches Kopfschütteln auf. »HDS, EMC und die anderen halten Tafeln hoch, wo zwar KMU drauf steht, aber nie drinnen ist«, kritisiert Erwin Zawadil, Geschäftsführer des Storagedistributors Advanced Storage Concepts (Astco). So manch große Marketingabteilung in den USA würde den Mittelstand in österreich mit gleichen Maßstäben wie am Heimmarkt messen, so Zawadil. Die österreich-Niederlassungen der EMCs, HPs und IBMs würden dann stets vor vollendete Tatsachen, sprich Verkaufsziele gestellt werden. »Die US-Strategien eigenen sich nicht für die bunte Eurowelt«, hat Zawadil über manch Interview in Branchenheften schon heftig gelacht. In den Presseaussendungen und Pressekonferenzen der Großen würden vollmundige Versprechungen gemacht werden, die stets aber Kleingedrucktes enthielten. »Was macht es für einen Sinn, wenn ich zwar meine alten Geräte einer neuen Storagelösung weiterverwenden kann, wenn ich dafür das Top-Modell einer teuren Marke kaufen muss?« Zwar gäbe es auch preislich attraktive Einstiegslösungen der großen Hersteller. Nur mit einem Haken, meint Zawadil: »Dort sind dann wieder nur die eigenen Festplatten zugelassen, die gleich mal das Dreifache günstiger Alternativen kosten.« Er rät Unternehmen, sich in Storagefragen grundsätzlich von Systemhäusern beraten zu lassen. »Die sind auf einer Augenhöhe mit den KMU und wissen, wie das Geschäft läuft.«Trends am Markt. Die Trends bei jenen KMU, die also wirklich KMU sind, sind laut Experten nun folgende: Ab acht Servern sollten Betriebe eine Serverkonsolidierung überlegen. Mittels Virtualisierungsengines wie etwa VMware lässt sich die kleine physische Serverfarm problemlos halbieren. Die gleiche Taktik kann im Storagebereich angewendet werden. Open-Systems-Lösungen helfen den Betrieben zudem, nicht bei einem bestimmten Vendor gefangen zu sein. Und auch die totgesagten Bandspeichersysteme leben noch. Galten Tapes bisweilen als veraltet und überholt, vertritt so mancher Hersteller den Ansatz, dass nur die richtige Auswahl und Mischung aus beiden Systemen Unternehmen ein kosteneffizientes Speichermanagement ermöglichen kann. Beide Wege haben ihre Vorteile: Plattenspeicher sind schnell beschrieben, können einfach gemanagt werden und bieten höhere Kapazitäten. In punkto Sicherheit und Kosten jedoch können sie nicht mit Bandspeichersystemen mithalten, die auch relativ leicht in den Firmensafe bewegt werden können. Denn so schnell die Plattenspeicher mit Daten beschrieben sind, so einfach und schnell können diese Daten auch wieder überschrieben und damit gelöscht werden.