Die österreichische Zementindustrie konnte 2011 bei Umsatz und Produktion leicht zulegen. Eine internationale Vorreiterrolle nehmen die österreichischen Unternehmen in Sachen Umweltschutz ein. Geplante Maßnahmen der Regierung sorgen aber für Unverständnis. Stolze 4,43 Millionen Tonnen Zement hat die heimische Zementindustrie im Jahr 2011 produziert. Das sind um 4,1 % mehr als 2010, aber immer noch deutlich weniger als die 4,7 Millionen Tonnen im Jahr 2009. Der Jahresumsatz wuchs 2011 ebenfalls um 4 % auf 394 Millionen Euro. Für das laufende Jahr will Rudolf Zrost, Vorstandsvorsitzender der Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie, noch keine Prognose abgeben. 2012 gleicht bisher einem Wellental. Die ersten drei Monate haben ein ordentliches Minus von 17 % ergeben, mittlerweile ist man aber beinahe wieder auf dem Vorjahresniveau. Eine absolute Vorreiterrolle nimmt die heimische Zementindustrie in Sachen Umweltschutz ein. Von den Anlageninvestitionen in der Höhe von 38,2 Millionen Euro gingen 22,9 Millionen in umweltrelevante Maßnahmen. »Die Industrie hat die Verpflichtung, alles im Bereich des Möglichen zu unternehmen, um auch der nächsten Generation eine lebenswerte Umwelt zu überlassen.« So verweist Zrost auch auf die Erhöhung des Anteils der alternativen Brenn- und Rohstoffe um jeweils 4 bzw. 3,8 % zur Herstellung des Klinkers. »Gerade die Erhöhung an Sekundärstoffen ist ein wichtiger Faktor zur Ressourcenschonung.« Die Erhöhung der Ressourceneffizienz führte zur Reduktion der spezifischen CO2-Emissionen um 2,9 %. Weitere Umweltschutzmaßnahmen führten 2011 zur Senkung der staubförmigen Emissionen um 24,8 %, der Stickstoffoxide um 2,3 % sowie der Schwefeldioxide um 22,2 % gegenüber dem Jahr 2010. Keine SchnellschüsseAuf die österreichische Regierung ist die Zementindustrie derzeit gar nicht gut zu sprechen. Ein aus dem Wirtschaftsministerium vorgelegter Entwurf zum Bundesenergieeffizienzgesetz sieht eine neu zu schaffende nationale Monitoringstelle für Energieeffizienzmaßnahmen, ein neues Zertifikatesystem und eine Abwicklungsstelle für die Verwaltung von Fördermitteln vor. Und das, obwohl eine entsprechende EU-Richtlinie gerade erst in Vorbereitung ist. »Natürlich sollen wirtschaftlich sinnvolle Einsparungspotenziale im Rahmen von Audits oder Energiemanagementsystemen aufgezeigt werden. Aber Unternehmen zu Investitionen zu verpflichten, ohne auf deren individuelle Situation einzugehen, ist ein absolut unzulässiger, planwirtschaftlicher Eingriff in die unternehmerische Freiheit. Es ist auch unverständlich, warum die Regierung nicht die EU-Richtlinie abwartet, die gerade in Vorbereitung ist«, äußert Zrost kritisch. Der Energieeinsatz und dessen Effizienz sind in der österreichischen Zementindustrie seit Jahren ein Kosten- und Wettbewerbsfaktor. Bereits 2010 wurden von einem unabhängigen Consultingunternehmen alle österreichischen Zementwerke auf Energieeffizienz und Energieeinsparungspotenziale geprüft, nur in wenigen Bereichen konnten wirtschaftlich vertretbare Maßnahmen für Nachbesserungen gefunden werden. > SCR:Selektive katalytische Reaktion. Die freiwillige Verpflichtung der Zementindustrie gegenüber dem Lebens- und Wirtschaftsministerium besagt, dass ab dem Jahr 2012 die NOx-Emissionen mit 395 Milligramm pro Normkubikmeter (mg/Nm3) unter den gesetzlichen Wert von 500 mg/Nm3 gesenkt werden. Um diesen Wert erreichen zu können, wurde das Forschungsprojekt »Selektive katalytische Reduktion«, kurz SCR genannt, ins Leben gerufen. »Bereits 2011 konnten wir 389 mg/Nm3 erreichen und damit unseren freiwilligen Zielwert unterschreiten«, resümiert VÖZ-Vorstandsvorsitzender Rudolf Zrost. Die Zementwerke Wopfing und Kirchdorf hatten bis Ende 2011 dazu Pilotanlagen installiert. Mit Evaluierung der Ergebnisse geht derzeit im Lafarge-Werk Mannersdorf eine großtechnische SCR-Anlage in Betrieb, die international eine Vorreiterrolle einnehmen wird.