Machen wir einmal einen Abstecher in eine ganz andere Branche, in die Energiewirtschaft. Und betrachten wir, in welchen Dingen sie der IT-Branche gleicht und in welchen sie anders gepolt ist. Auch bei den Energieversorgern dreht sich alles um Leitungen, Verteilsysteme und Lastspitzen. Der Markt ist reguliert – so stark, dass die Nutzung der Netzinfrastruktur von der Energielieferung rechtlich getrennt wurde. Dies verändert den Umgang mit der Infrastruktur durch die Endkunden trotzdem nicht. Die Haushalte wechseln nur selten ihren Strom- und Gaslieferanten. Der »Churn«, die Rate der Wechselkunden, ist aus Wettbewerbssicht erschreckend niedrig. Das stört natürlich die Energieversorger nicht – höchstens jene, die neu am Markt auftreten. Die bemühen sich wiederum tapfer mit Alternativangeboten. Allein, einen iPhone-Faktor, wie er im Mobilfunk zu beobachten ist, gibt es am Energiemarkt nicht. Zärtlich wachsen dort kleine Pflänzchen für den großen Zukunftsmarkt rund um erneuerbare Energien und Elektromobilität heran. Zu diesem Zweck muss wiederum IT in die Netze gepumpt werden. Die bislang genutzte Energieinfrastruktur hat mit den traditionell starren Leitungen in der Telekommunikation eines gemein: Sie wird endlich intelligent. Für flexible Tarife, Abrechnungssysteme etwa beim Stromtanken oder bei der Einspeisung von Energie aus Wind- und Solarkraft ist ein ausgeklügeltes Netzmanagement nötig. Mit Sicherheit werden wir uns im "Telekommunikations & IT Report" zunehmend mit den Energieversorgern und ihren Kunden beschäftigen. Im Schwestermagazin "Energie Report" wiederum werden Sie häufiger auf IT-Unternehmen treffen, die mit einem Bein bereits in der Energiewirtschaft stehen. Die Firmen wollen passende Produkte und Services für dieses Segment liefern. Sei es eine Telekom Austria, die sich mit Bezahllösungen an Stromtankstellen publikumswirksam positioniert, oder ein Ingenieursunternehmen wie BEKO, das eine komplette Smart-Metering-Ausrüstung für den intelligenten Stromzähler bietet: Es herrscht Aufbruchsstimmung. Neues Land wird nun betreten und erobert werden.