Arme Männer
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Sie werden in der Öffentlichkeit lächerlich gemacht und rechtlich benachteiligt, rackern sich ab für Familie und Job – Karriere machen derweil andere. Nein, die Rede ist nicht von Frauen, sondern von Männern, die durch den »Allmachts-Feminismus«, so die Autorin, systematisch ins Abseits gedrängt würden. Wer das neue Buch von Wirtschaftscoach Christine Bauer-Jelinek liest, wähnt sich in einer Parallelwelt: Nicht Männer dominieren Führungsgremien und Aufsichtsräte, in Wirklichkeit habe die »Staatsdoktrin Feminismus« Politik und Wirtschaft längst unterwandert und bedrohe den Zusammenhalt der Gesellschaft. Denn nachdem Frauen erfolgreich Hausarbeit und Kindererziehung abgewertet haben, wolle diese Tätigkeiten nun keiner mehr verrichten. Frauen wären keine besseren Menschen, der »Mythos des ewigen Opfers« sei überholt.
Mit provokanten Thesen wie diesen überrascht und verwundert die Bestsellerautorin, zumal sie schließlich selbst umschwenkt und dem neoliberalen Wirtschaftssystem die Schuld an der Misere gibt. Statt Geschlechterkämpfe zu führen, sollten sich Männer und Frauen lieber gemeinsam gegen den »richtigen« Feind verbünden. Die polemische Kritik – mehr Weltverschwörungstheorie als sachlich fundierte Analyse – geht jedoch vermutlich nach hinten los.