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Zwischenrufe aus Übersee

Wie ein Europäer den Alltag an der US-amerikanischen Ostküste erlebt.

Fliegen und Spielen

Unternehmertum beginnt in den USA früh. Die Gründer sind um die 20 und starten ihr Geschäft bereits in der High School – ohne bürokratische Hürden.

Viele Flugreisen beginnen mit einem Akt der Verschwendung. Da fährt man zum Flughafen, stellt sein Auto gegen teure Gebühren im Parkhaus ab, fliegt an seinen Zielort und mietet dort, wieder gegen gutes Geld, einen Wagen. Einen fahrbaren Untersatz braucht man ja. Vorher und nachher sitzt man im Auto, aber man hat sein Konto ordentlich belastet, nur um das zu tun, was man eh schon getan hat. Ganz schön komisch, dachte sich Kevin Petrovic und gründete zusammen mit Shri Ganeshram und Rujul Zaparde das Unternehmen »flightcar«.

Es löst das Problem der Verschwendung, indem es Abreisende und Anreisende zusammenbringt, sprich jene, die an einem Ort ein Auto haben und es parken müssen, und jene, die eines brauchen, weil sie ihres an einem anderen Ort zurückgelassen haben. Abreisende vermieten an Ankommende ihr Auto und verdienen Geld, statt es teuer zu parken.  An den Flughäfen von San Francisco, San Jose, Los Angeles, Boston, Seattle, Philadelphia, Washington, D.C., Dallas, Austin und Oakland hat Kevin schon seinen Dienst eingerichtet. Der Dienst wird mittlerweile mit AirBnB und Uber in einem Atemzug genannt und hat im September 2014 in einer dritten Runde 13,5 Millionen Dollar von Investoren bekommen, um die Expansion zu finanzieren.

Die Gründer sind Anfang 20 und Kevin saß vor zwei Jahren noch mit meinem Sohn auf der Schulbank der Princeton High. Dort war Kevin in guter Gesellschaft. Er war nicht der einzige Gründer. Sabor Dasgupta (19) etwa hat aus seiner Liebe zu Schach und Mathematik die Online-Plattform chessacademy.com gemacht, auf der sich nunmehr Spieler aus 190 Ländern tummeln, mit dem Ziel, besser zu werden. Nicht alle Ausflüge der Schüler der Princeton High School ins Unternehmertum sind derart spektakulär: Chris etwa bietet die Reparatur bzw. den Tausch von 

iPhone-Touchscreens an, weil die Kids die mit schöner Regelmäßigkeit ruinieren. Meine Tochter hat das gleich zwei Mal im Abstand von drei Monaten geschafft. Dank Chris kriegt sie trotzdem kein neues Handy. Ein anderer Mitschüler hat jetzt, da es wärmer wird, einen Radreparaturdienst eröffnet, direkt an der Schule. Der Direktor weiß das und findet's gut, solange die Kinder ihre Steuer zahlen. Die muss am 15. April abgegeben werden – aber das war's dann auch schon mit bürokratischen Beschränkungen. 

Wenn ich da so sehe, was sich an Unternehmertum schon in der High School meiner Kinder abspielt, denke ich an meine Verlagsgründung in Wien vor 19 Jahren. Kaum waren wir im Firmenbuch eingetragen, kam ein Prüfer der Wirtschaftskammer, der ein Gutachten verfassen musste, ob wir eine KG sein dürfen oder eh nur eine KEG. Wir hatten noch keinen Umsatz gemacht, da stand schon ein 

Finanzbeamter im Haus, um zu untersuchen, ob das keine Scheinfirma ist, und dann flatterte der Strafbescheid der Gewerbebehörde ins Haus wegen unbefugten Betreibens eines Gewerbes. Dass Verlegen kein Gewerbe, sondern ein demokratisches Grundrecht ist, wussten die Amtskappler natürlich nicht. Es passt ja auch nicht ins System.

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