Schießereien an amerikanischen Schulen sind traurige Realität. Jetzt machen Verrückte einen Spaß daraus: Sie versetzen mit falschen Alarmen Gemeinden in Angst und Schrecken. Swatting wird zum gefährlichen Spiel.
Was zu tun ist, wenn ein Amokschütze ins Schulgebäude eindringt, lernen Kinder in Princeton früh. Immer wieder wird der »Lockdown« geübt. Türen versperren, sich unter den Tischen verstecken, sich verbarrikadieren und sich auf keinen Fall herauswagen, ehe nicht Entwarnung gegeben wird. Das ist die Routine, die öfter gedrillt wird als ein Feueralarm. Fünf Amokläufe, 15 Tote gab es allein 2015 in den USA.
»Das ist keine Übung«, brüllte Gary Snyder am 21. Mai 2015 ins Mikrofon und die 1200 Schüler der Princeton Highschool taten, was sie gelernt hatten. Der Lockdown funktionierte, das SWAT-Team der Polizei rückte an: Hubschrauber, Hundestaffeln, alle verfügbaren Einsatzkräfte rückten aus. Die Straßen rund um das Schulgebäude wurden gesperrt.
Ein Bewaffneter sei in die Schule eingedrungen, hieß es in dem Anruf, der in der Polizeizentrale eingegangen war.
Steve Cochran, der Manager des Schuldistriktes, informierte über Email alle Eltern. »Bitte kommt nicht zur Schule, wir informieren, sobald wir wissen, was los ist.« Die Entwarnung folgte zwei Stunden später. Falscher Alarm! Ein Verrückter hat sich einen Scherz erlaubt. »Wir erleben viele Fälle von Swatting«, erklärt Steve Cochran. Anonyme, manchmal computergenerierte Anrufe gehen bei Schulen ein, in denen behauptet wird, ein Bewaffneter sei in das Gebäude eingedrungen oder eine Bombe sei gelegt worden.
Am 28. April war die Riverside Volksschule betroffen, am 12. Mai und am 30. September die John Witherspoon Mittelschule, am 21. Mai., am 8. Juni, am 25. September die Princeton High School. All diese Schulen liegen in einem Umkreis von rund vier Kilometern. Für Steve Cochran war es ein richtiges Seuchenjahr und der Spaß mit dem Schrecken hat ihn, die Schüler, die Lehrer, die Eltern ordentlich auf Trab gehalten. »Diese wiederholten Fehlalarme beängstigen und frustrieren uns alle.«
Die lokale Polizei kooperiert mit dem FBI, IT-Spezialisten sind angesetzt, um jenen das Handwerk zu legen, die sich daran erfreuen, andere in Angst und Schrecken zu versetzen.
»Die sinnvollste Antwort, die wir darauf geben können, ist ruhig zu bleiben und gemeinsam zu arbeiten und nicht in die Panik zu verfallen, die die Täter kreieren wollen.« Swatting ist im Bundesstaat New Jersey zu einer Epidemie geworden und Paul Moriarty hat eine Gesetzesinitiative auf den Weg gebracht, die im Juni 2015 beschlossen wurde: fünf bis zehn Jahre Haft, eine Strafe in der Höhe von 150.000 Dollar und den Ersatz der Kosten, den der Polizeieinsatz verursacht hat. Mit aller Härte wird gegen Swatting vorgegangen, denn das Spiel mit dem falschen Alarm ist kein Spaß – nicht wenn man dafür zehn Jahre hinter Gitter geht.n
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