Die Amis sind ein seltsames Volk, alles machen sie zur Show – selbst das Wetter. Mit unerwarteten Folgen....
New Yorks Bürgermeister Bill de Blasio stellte die Stadt kurzerhand unter Quarantäne als Juno, der Wintersturm, mit gewaltigem Mediengetöse auf die Stadt zuraste. In der acht Millionen Weltmetropole kam das Leben zum Stillstand und jeder, der nicht unbedingt außer Haus musste, blieb daheim, was den Anbietern von Pornovideos im übrigen Rekordzugriffe brachte. Die Schmuddelindustrie gehörte zu den Juno-Profiteuren, die Medien hingegen erlebten eine Blamage, die zwar nicht einmalig dafür aber offensichtlich wie selten war.
Die Nachrichtenstationen des ganzen Landes hatten sich auf den angekündigten Jahrhundert-Event eingerichtet und inszenierten a la CNN in einer Endlosschleife wie beim spurlosen Verschwinden der Malaiischen MH70. Der ehemaligen Topnachrichtensender hatte ein eigenes Juno-Mobil eingerichtet, einen überdimensionierten Geländewagen aus dem die Reporter live moderierten. An jeder Ecke waren Kamerateams positioniert, die das Spektakel einfangen sollten. Auch die Kollegen von den gedruckten Nachrichten taten ihr Bestes um die ausbrechende Hysterie zu befeuern: Die New York Post titelte in fetten Lettern: „Closed!“ Die Megametropolis war geschlossen wie ein Krämerladen. Dem Jersey-Journal gelang eine Wortschöpfung: „Whiteout“ - statt Blackout. Der Globe schrieb schlicht vom nationalen Notstand.
Die Fernsehsender NBC, ABC, CBS und natürlich CNN kannten nur mehr ein Thema.
Aber anders als bei den politischen News-Shows, bei denen immerhin noch eine entfernte Möglichkeit besteht, dass das, worüber gerade überdimensional berichtet wird, auch mit der Wahrheit zu tun hat, machte Juno CNN & Co einen Strich durch die Rechnung. Zwischen Berichterstattung und tatsächlichem Ereignis bestand kein Zusammenhang und jeder konnte es sehen.
Die angekündigten Schneemassen fielen nicht, das Chaos brach nicht aus und jeder der einen Schritt vor die Haustür setzte, konnte dies nachvollziehen. Mehrere Meter Schnee waren angekündigt, gefallen sind ein paar Zentimeter. Die News-Freaks konnten das nicht glauben, so sehr hatten sie auf die Prognosen gesetzt. Irgendwie mussten sie den Aufwand ja rechtfertigen und taten dann so, als sei ein Schneegefusel ein gewaltiger Sturm, was sie nachträglich zur Zielscheibe einer anderen Gruppe des Showgeschäfts machte. Die Komödianten lebten tagelang von den Peinlichkeiten, die sich die Kollegen der seriösen Zunft leisteten.
Das Leben ist keine Show – auch wenn die Fernsehstationen daraus eine machen wollen. Insofern ist Juno, der Leider-Nicht-Jahrhundertsturm, ein gefundenes Fressen für alle Medienkritiker. Er hat gezeigt, dass Wirklichkeit und Möglichkeit zwei verschiedene Paar Schuhe sind. Danke Juno!
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