Wie amerikanische Universitäten ihre Studenten aussuchen und ihnen vom ersten Tag an vermitteln, dass Unis mehr sind als Karrierestationen – sie begleiten ein Leben lang.
Die Band spielt, Tänzer liefern ihre Einlagen. Es herrscht Volksfeststimmung auf dem Geländer der New York University. Die Klasse von 2018 ist da: Die frisch Aufgenommenen, die 2018 abschließen werden, sind angekommen und werden gefeiert. Sie haben das Schwierigste hinter sich: den Aufnahmeprozess.
Shawn Abott, Vize-Rektor der New York University, versteht es, seine Zuhörer auf Touren zu bringen. »Wir in New York sind lauter, emotionaler, begeisterter«, ruft er den frischgebackenen Studenten zu, als sie ihm nur mit einen lauwarmen »Good Morning« begegnen. Er fordert mehr Leidenschaft, er kriegt sie auch. Sein Publikum sind die Auserkorenen, die sich in der Basketballhalle versammelt haben. Aus 52.000 Bewerbern sind 6.000 ausgewählt, im Herbst 2014 an der »größten privaten Forschungsuniversität der USA«, wie Abott meint, anfangen zu dürfen. »Welcome Class of 2018« steht auf den Aufklebern, die jeder Student trägt, es steht auch über dem Eingang aller Institutsgebäude. Violett ist die Farbe der Uni und am Begrüßungstag ist alles eingefärbt, selbst die Haare vieler Studentinnen.
»Ihr könnt stolz auf euch sein«, ruft Abott. »Noch nie hatten wir so viele, so qualifizierte Bewerber wie in diesem Jahr.« Jeder Frischgebackene ist etwas Besonderes, sagt Abott, und an den Gesichtern der stolzen Studiosi lässt sich ablesen: Es war ihnen noch nie so klar wie heute. Alle haben ein hartes Schuljahr in ihren jeweiligen Abschlussklassen hinter sich. Alle haben die standardisierten Tests (SAT) hinter sich gebracht, einen fulminanten Notendurchschnitt erreicht, Bewerbungsaufsätze geschrieben und mehrere Empfehlungsschreiben von Professoren vorgelegt und dann noch Interviews über sich ergehen lassen. »Wir haben uns jeden einzelnen Bewerber angeschaut«, versichert Abott, »wir haben uns die Entscheidungen nicht leicht gemacht. Ihr seid handverlesen.«
Es ist ein Selektionsprozess, der von vielen Universitäten des Landes aufwendig betrieben wird. Der Abschluss der High School verschafft nicht automatisch Zugang zum Studium. Die renommierten Unis suchen sich aus, wen sie haben wollen, und dabei sind die Kriterien nicht immer klar. Gute Noten werden vorausgesetzt, genauso wie entsprechende SAT-Ergebnisse. Das allein aber ist es nicht. »Wir suchen das Besondere«, sagt Abott , »und wir müssen überzeugt sein, dass der Kandidat zu uns passt.« Soziales Engagement etwa wird immer wichtiger. Patti Lieberman, Studienberaterin der Princeton High School, erklärt: »Breite, universell interessierte, engagierte Studenten sind immer gefragter. Die Zeit der reinen Streber ist vorbei.« Das sei jetzt der Trend, aber: »Er ändert sich immer wieder und was heuer funktioniert hat, kann schon nächstes Jahr nicht mehr gefragt sein.«
Wie im wirklichen Leben – und die Studenten lernen früh, dass nichts in Stein gemeißelt ist, außer die Beziehung zu »seiner Uni«, wenn man erst einmal aufgenommen ist. »Einmal NYU, immer NYU«, sagt Abott. »Ihr seid Teil der Familie.«
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