Die Diktatur der Pensionisten, oder: Alles muss bleiben, wie es ist − und die Jungen sollen’s zahlen ...
Die Politik setzt seit ewigen Zeiten auf die Vergesslichkeit der Wähler, aber neuerdings geht sie davon aus: Herr und Frau Österreicher leiden an totaler Demenz.
Das Ergebnis der ultimativ verlogenen Volksabstimmung zur Wehrpflicht ist kaum verkündet, schon treten jene, die für die Beibehaltung des Status quo viele Argumente verwendet haben, die die Gesetze der Logik außer Kraft setzen – zum Beispiel, dass wir den Wehrdienst bräuchten, um die Zivildiener nicht zu verlieren –, dafür ein, dass der Verteidigungsetat deutlich erhöht wird und dass aus dem Wehrdienst eine Art Jugendlager mit Entertainment-Charakter wird.
“Wir wissen zwar immer noch nicht, warum wir den Dienst für alle brauchen, aber mehr Spaß soll er machen!”, das ist jetzt die Devise, die alle zur Verzweiflung bringt, die noch nicht aufgegeben haben, Vernunft im öffentlichen Diskurs zu suchen.
Die Republik tut nichts, um den jungen Männern zu erklären, warum sie sechs Monate ihres Lebens opfern sollen, für ein Heer, das nur da ist, um sich selbst zu verwalten. 60 Prozent aller Grundwehrdiener werden Systemerhalter, sprich: Sie schieben Wache, machen irgendeinen Bürojob oder kommen in die Küche zum Erdäpfelschälen. Wie das für die eigentliche Aufgabe, nämlich das Land gegen Terroristen, Cyberkriminelle und Schurkenstaaten zu verteidigen, vorbereiten soll, bleibt völlig im Dunkeln.
Die schlechteste Nachricht an dem Ganzen ist: Wer bisher noch ein wenig an die Reformierbarkeit dieses Landes geglaubt hat, ist endgültig als Naivling entlarvt.
Nichts geht mehr, alles muss bleiben, wie es ist, egal wie unnütz, teuer, bar jeden Sinns es auch sein mag.
Rund zwei Drittel der unter 30-Jährigen, so analysiert das SORA-Institut, haben gegen die allgemeine Wehrpflicht votiert. Bei den über 60-Jährigen war es genau umgekehrt. Wir sind in der Diktatur der Pensionisten angekommen, die den Jungen Bürden auferlegen, die schlicht unzumutbar sind. Dabei meine ich nicht nur den Wehrdienst, ich meine insbesondere den Schuldendienst und die Steuerknechtschaft. Eine Generation, die bisher Jahr für Jahr dafür gesorgt hat, dass der Schuldenberg der Republik wächst, die jede Steuer-, Abgaben-, Gebührenerhöhung abgenickt hat, redet jetzt von Opfern, die andere erbringen sollen. Man ist in Versuchung, den Jungen, wenn sie nicht das Schicksal des ewigen Zahlers erleiden wollen, eines anzuraten: Auswandern!
By accepting you will be accessing a service provided by a third-party external to https://archiv.report.at/