Was bedeutet Agilität? Agilität ist ein Begriff, mit dem wir im Alltag verschiedene Eigenschaften verbinden: beweglich sein, Hindernisse überwinden, ungewöhnliche Lösungen finden, sich rasch neuen Gegebenheiten anpassen. Wie aber ist dieser Begriff im betrieblichen Kontext zu sehen? Nicht immer ist „Agilität“ ein so wichtiges Konzept in Unternehmen. Wenn es darum geht, laufend Produkte herzustellen, die immer die gleichen Anforderungen erfüllen, dann sind Stabilität, minimierte Variation und Effizienz die wichtigsten Eigenschaften. Trotzdem ist es notwendig – bei Bedarf – rasch und wendig Veränderungen zu etablieren. Das bedeutet, dass je nach Aufgabe in einem Unternehmen einmal der Stabilität, ein anderes Mal hingegen der Agilität höhere Bedeutung zukommt. Unter Agilität im Unternehmen verstehen wir ein Managementsystem, das Menschen dabei unterstützt, flexibel und antizipativ notwendige Veränderungen umzusetzen – ohne dabei aber die Idee von Zuverlässigkeit und Stabilität aus den Augen zu verlieren.
Warum hat aber in den letzten Jahren Agilität so eine große Bedeutung bekommen? Wir erleben derzeit hautnah, wie unvorhersehbar unsere Welt geworden ist. Wir leben in einer Welt, die völlig „VUKA“ ist: Wobei diese vier Buchstaben für vier Charakteristika stehen, die typisch sind für die Gegenwart und unseren Alltag massiv beeinflussen können – Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambivalenz. Kann uns nun ein Qualitätsmanagementsystem dabei helfen, welches traditionell vor allem aus Planen, Durchführen und Kontrollieren besteht? Pläne mit Anspruch auf Durchführung sollen grundsätzlich dabei helfen, am einfachsten und – vor allem – sichersten von A nach B zu kommen. Aufgrund von Vorgaben oder Wünschen können völlig neue Navigationsmethoden benötigt werden, um das Ziel zu erreichen. Wenn eine Welt als volatil bezeichnet werden kann, dann liegt es förmlich auf der Hand, dass sie auch unsicher ist. Und so ist es sehr schwierig, in einer volatilen und komplexen Welt verlässliche Prognosen und darauf gründende Pläne zu erstellen. Rahmenbedingungen können sich in dramatischer und hoher Geschwindigkeit radikal verändern, wie die COVID-19-Pandemie gezeigt hat.
Auch Komplexität und Volatilität hängen sehr eng zusammen. Das eine ist sozusagen ein Katalysator für das andere – und umgekehrt. Wir sind mit einer Unmenge von verfügbaren Fakten über eine vorliegende Situation konfrontiert. Diese können auch unter Einsatz aller möglichen Experten nicht in der Theorie und schon gar nicht in der Praxis beherrscht werden. Hier kommt Flexibilität ins Spiel. Die oftmals von „Management-Vordenkern“ vertretene Lösung, in einer komplexen Welt auf Pläne verzichten zu können oder gar zu müssen, ist gleichfalls absurd wie lächerlich! Es kommt vielmehr auf die Flexibilität und damit auf die Agilität der Pläne und deren Umsetzer an. Es ist wichtig, sich dessen bewusst zu sein, dass ein Plan vielleicht nicht funktionieren wird und es daher eines zweiten Plans bedarf – und vielleicht auch noch eines dritten. Und letztendlich gibt es immer zwei Seiten einer Medaille. Diese Ambivalenz macht Entscheidungen schwierig. „Faktengestützte Entscheidungsfindung“, die auch als Grundsatz des Qualitätsmanagements dient, wäre letztendlich keine allzu große Herausforderung, würden alle Fakten in eine Richtung zielen. In einer VUKA-Welt, in der rasche Anpassungen an Veränderungen immer und immer wieder erforderlich sind, ist deswegen Agilität ein wichtiger Teil von Qualität. Ein zertifiziertes ISO 9001 Managementsystem und Agilität sind also kein Widerspruch. Auch wenn das Thema „Agilität“ in der heutigen Norm noch etwas versteckt ist, sind Unternehmen, für die Agilität für die Erfüllung von Kundenanforderungen ein Muss ist, gut durch die ISO 9001 in der Umsetzung ihrer Transformation hin zu einem agilen Unternehmen unterstützt.
Agilität ist ein wichtiges Qualitätsmerkmal der Zukunft für viele Unternehmen. Aber ist es eine Universallösung? Nein – je nach Unternehmensart, nach Art der Produkte und konkreten Anforderungen können auch weiterhin klassische Unternehmensformen die geeignetsten sein. Aber gerade die letzten Monate haben gezeigt, dass Agilität und die Fähigkeit rascher Adaptionen kaum ein Unternehmen auslässt. Wenn es ihnen nicht gelingt, im Falle drastischer Veränderungen von Rahmenbedingungen auf diese Veränderungen zu reagieren und ihr Portfolio bzw. ihre Prozesse entsprechend zu adaptieren, werden sie gegenüber dem Mitbewerb ins Hintertreffen geraten. Agilität wird für alle Unternehmen wichtiger werden, jedoch muss jedes Unternehmen zuerst abschätzen, wie weit das Konzept umgesetzt werden muss, um am Ball zu bleiben und gleichzeitig, ob die Bedingungen vorliegen, damit das Projekt überhaupt erfolgreich sein kann. Es gibt dabei keine allgemein gültige Lösung.
Mehr Informationen zum Thema „Agilität“ liefern das qualityaustria Webinar „Die fünf zentralen Herausforderungen von Agilität“ sowie das Whitepaper „Agilität – Qualitätsmerkmal der Zukunft“ das anlässlich der Studie „Qualität 2030“ erschienen ist.
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