Die Ruhr Universität Bochum hat gemeinsam mit der deutschen Verwaltungsberufsgenossenschaft, die die Berufsfußballer versichert, eine Studie erstellt, die die Verletzungen der Spieler analysiert. Untersuchungsgegenstand waren die Verletzungen der insgesamt 1953 Spieler der ersten und zweiten Bundesliga sowie der Regionalliga im vergangenen Jahr. Das wenig erbauliche Ergebnis: kein einziger Spieler blieb unversehrt, im Durchschnitt erleidet jeder Spieler pro Saison zwei Verletzungen. Eine leichtere und eine schwerere, die mit einer länger andauernden Arbeitsunfähigkeit einhergeht. Das ist schlecht für die Vereine, denn die Spieler fehlen nicht nur in wichtigen Begegnungen, sie kosten auch viel Geld. In Deutschland kommen die Profis aus den ersten drei Ligen insgesamt auf rund 630.000 Arbeitstage - eine sechswöchige Wettkampf- und Trainingspause eingerechnet. Davon entfallen durch Verletzungsfolgen knapp 85.000 Tage. "Umgerechnet auf einen Mannschaftskader bedeutet dies, dass 13,5 Prozent der Spieler permanent nicht einsetzbar sind", rechnet Thomas Henke vom Lehrstuhl für Sportmedizin. Und das kostet: Die Behandlungs- und Personalkosten für Verletzungen im Profifußball summierten sich auf etwa 90 Millionen Euro pro Saison. Schwachpunkt KnieAuch für Fußballlaien durchaus nachvollziehbar, konzentrieren sich die Verletzungen hauptsächlich auf die Beinregion. Die schwerwiegendsten Verletzungen im Profifußball sind Knieverletzungen. Sie verursachen laut Studie Kosten in Höhe von 33 Millionen Euro, das entspricht 37 Prozent der gesamten Verletzungskosten Auf Rang zwei folgen mit 14 Millionen Euro Sprunggelenksverletzungen und mit 10 Millionen Euro Oberschenkelverletzungen.Ganz oben auf der Liste der Fußballverletzungen stehen Risse der Kreuz- und Seitenbänder sowie Meniskusverletzungen. Die Folgen sind in der Regel eine Operation, die mir einem stationären Krankenhausaufenthalt verbunden ist, dann eine ambulante Nachbehandlung, Rehabilitationsmaßnahmen und eine Arbeitsunfähigkeit, die im Durchschnitt 50 Tage dauert. Ermüdungseffekte fallen als Ursache weitgehend aus, die Verletzungen sind über die gesamte Spieldauer hinweg mit gleicher Häufigkeit zu beobachten. Thomas Henke macht vielmehr koordinative Probleme grundsätzlicher Art für die Verletzungen verantwortlich. Präventive MaßnahmenUm die hohe Anzahl an Verletzungen zu minimieren, raten die Forscher zu strukturierten Trainingsprogrammen, die die Koordination schulen. Beim Aufwärmen soll es nicht nur um eine Aktivierung des Herz-Kreislauf-Systems gehen, sondern auch um eine Erhöhung der Belastungstoleranz von Muskeln, Sehnen und Bändern. "Im Fußball werden darüber hinaus das Training der Rumpfkraft, der Sprungkraft sowie der Kraft der Beinbeuger oft vernachlässigt“, sagt Henke. Dabei sei aber gerade die Stabilisation des Rumpfes wichtig, um im Lauf oder Sprung koordiniert und effektiv agieren und den Ball spielen zu können.Keine Daten für österreichIn österreich an verlässliches Zahlenmaterial zu gelangen ist schwierig. Was die Finanzen angeht, halten sich die Vereine gerne bedeckt. Eine ähnlich geartete wissenschaftliche Studie ist derzeit nicht in Planung. Sollten sich die europäischen Vereine allerdings mit ihrer Forderung nach einer Abstellgebühr für Nationalspieler durchsetzen, werden auch die heimischen Profivereine nicht umhin kommen, detailliertes Zahlenmaterial zu erheben.