Das unaufhörliche Datenwachstum verbreitet Schrecken unter den Mobilfunkern. Ob dieser sich wieder legen wird? Die Netzausrüster meinen: ja. Bis zum Jahr 2014 werden mehr als drei Milliarden Menschen Breitband nutzen. Durch den enormen Anstieg der Smartphone-Nutzung und das Entstehen von Applikationswelten am Handy steigt auch die Auslastung der Mobilnetze frappant. Doch verdienen die Netzanbieter immer weniger daran. Diese Herausforderung meistern zu können, sind nun die drei großen Netzausrüster Alcatel-Lucent, Ericsson und Nokia Siemens Networks angetreten. »Der Eintritt des iPhones auf den Markt hat all die Versprechungen der 3G-Technologie wahr gemacht«, bringt es Kenneth Frank auf den Punkt. Alcatel-Lucents Vorstand für den Bereich Solutions and Marketing sieht jene 57 Millionen iPhone- und iTouch-Nutzer, die Apple in den letzten zwei Jahren gewinnen konnte, als klaren Beweis für den Eintritt in den nächsten Level der Informationstechnologie. »Jetzt geht es darum, das Internet drahtlos zu machen«, meint Frank. Mit weltweit 40 Pilotprojekten für die nächste Generation 4G – Long Term Evolution (LTE) genannt – hat Alcatel-Lucent das Ruder fest in der Hand. Die wahre Aufgabe liegt im Netzausbau, aber nicht im Bereitstellen von mehr und mehr Kapazitäten (eine ohnehin logische Entwicklung), sondern in der flexiblen Abrechnung von unterschiedlichen neuen Services.Lösung im Boden»Wie erfolgreich wir in Zukunft sein werden, hängt von unserer Fähigkeit ab, über die rein technologischen Aspekte unserer Tätigkeit hinauszublicken«, weiß auch Ericsson-Boss Hans Vestberg. Im abgelaufenen Jahrzehnt hat sich die Telekommunikation zum Nervensystem der Welt entwickelt. Vestberg erwartet, dass es innerhalb der nächsten fünf Jahre drei Milliarden neue Breitbandnutzer in den Mobilfunknetzen geben wird. Und auch beim Mitbewerber Nokia Siemens Networks nennt man die Dinge beim Namen. »Die Mobilfunkindustrie kann es sich nicht leisten, weiterhin einfach die Kapazitäten zu steigern«, warnt NSN-Chef Rajeev Suri. Der mobile Datenverkehr wird NSN zufolge bis 2015 um 10.000 Prozent auf insgesamt 23 Exabyte pro Jahr ansteigen. Die von Smartphones und anderen mobilen Internetgeräten verursachte Datenflut müsse nun bewältigt werden. Bewerkstelligen will man dies auf zwei Ebenen: Kostenseitig soll die Verheiratung der Leitungstechnologien mit IP die sinkenden Margen der Branche auffangen. In den Netzstrukturen wiederum müssen die Datenpakete so schnell wie möglich in den Boden gebracht werden. Es nützt die beste LTE-Basisstation nichts, wenn sie nur mit einer 2-Megabit-Leitung an den Backbone angeschlossen ist. Was aber, wenn das kolportierte Wachstum in den Bandbreiten nur eine Erfindung der Industrie ist, um das Geschäft anzukurbeln? Bei dieser Frage müssten wohl viele Techniker der Telko-Branche lächeln. Um einen zu nennen: John Donovan, CTO von AT&T, hat jüngst Alcatel-Lucent und Ericsson ausgewählt, das Netz des größten amerikanischen Telkos auf LTE aufzurüsten. Er erzählt von einem explosionsartigen Wachstum des Breitbandbedarfs in den USA. Seine Story anhand des Beispiels WLAN ist kurz und bündig: Im Jahr 2008 wickelte AT&T insgesamt 20 Mio. WiFi-Verbindungen in den USA ab. Dieselbe Zahl wurde dann in der ersten Jahreshälfte 2009 gezählt. Ende des Vorjahres brauchte es nur noch drei Monate für 20 Millionen Verbindungen. Und 2010? Hier endet die Geschichte vorläufig: Die 20 Millionen wurden bereits im Jänner erreicht.