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Energie gegen Armut

Von Klaus Fischer und Werner Wegscheider

Report:Wie sind Sie mit dem Ergebnis des Weltgipfels für nachhaltige Entwicklung in Johannesburg zufrieden?
Gürkök: Ich sehe den Gipfel mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Mit einem weinenden, weil wenige konkrete Ziele vereinbart wurden. Wir wollen den Anteil der erneuerbaren Energieträger an der weltweiten Energieerzeugung erhöhen, sagen aber nicht, um wie viel. Wir wollen die Zahl der Menschen, die mit einem Dollar pro Tag auskommen müssen, um die Hälfte reduzieren, aber es gibt keine konkreten Pläne dafür und vor allem kein Geld. Mit einem lachenden Auge sehe ich den Gipfel, weil erstmals der Zusammenhang zwischen Energieversorgung und Armutsbekämpfung anerkannt wurde. Außerdem haben wir als UNIDO den Start unserer Rural Energy Initiative bekannt gegeben. Dabei fördern wir den Aufbau lokaler Energieversorgungssysteme in der Dritten Welt und schaffen so eine Basis für die Entwicklung gewerblicher Strukturen. In Mali beispielsweise bauen wir mit österreichischer Unterstützung ein Kleinwasserkraftwerk. Der dort erzeugte Strom treibt Wasserpumpen, mit denen Felder bewässert werden. Das kommt der lokalen Lebensmittelindustrie zu Gute.

UNO und UNIDO werden wegen ihrer Schwerfälligkeit und ihres Bürokratismus kritisiert.
Wir reagieren auch nicht langsamer als die Nationalstaaten selbst. Es dauert meistens seine Zeit, bis wir einen Konsens aller Beteiligten hergestellt haben. Aber wenn es einmal einen Beschluss gibt, stehen auch alle dazu.

Wie geht es mit dem Kiotoprotokoll weiter?
Aus Ländern wie Kanada, Russland und China, die sich bisher sträubten, das Protokoll zu ratifizieren, kommen zunehmend positive Signale. Der russische Ministerpräsident Michail Kasjanow sagte in Johannesburg, sein Land werde das Protokoll bald ratifizieren, Präsident Wladimir Putin hat sich ähnlich geäußert. Und wenn die Russen mitmachen, haben mehr als 55 Staaten das Protokoll ratifiziert, die mehr als 55 Prozent der in den Kiotostaaten erzeugten Treibhausgase repräsentieren. Das heißt, das Protokoll tritt in Kraft.

Wie helfen Sie der Wirtschaft, die Kiotoziele zu erfüllen?
Mit einem Dreistufenprogramm. Erstens machen wir Awarenessprogramme samt Workshops und allem drum und dran. Zweitens bilden wir Leute in den Entwicklungsländern aus, damit die Staaten, in denen kiotorelevante Projekte durchgeführt werden könnten, auch entsprechende personelle Kapazitäten haben. Drittens helfen wir, mögliche Projekte zu identifizieren und Partner zusammen zu bringen, die diese gemeinsam umsetzen können. Die UNIDO agiert sozusagen als Project Facilitator.

In diese Richtung geht auch das österreichische Global Forum in Sustainable Energy ...
... das ich für eine sehr begrüßenswerte Einrichtung halte. Zu wünschen wäre eine entsprechende finanzielle Ausstattung seitens der staatlichen Stellen.

Der dänische Statistiker Björn Lomborg hält Kioto für weitgehend nutzlos. Er sagt, die Staatengemeinschaft solle die dafür vorgesehenen Gelder lieber direkt in die Entwicklungshilfe stecken.
Faktum ist, es gibt menschengemachte Probleme mit dem Weltklima. Das bestreitet auch Herr Lomborg nicht. Wenn er eine kostengünstigere Alternative zu Kioto hat, auf den Tisch damit.

In wenigen Wochen findet in Delhi die achte Nachfolgekonferenz zu Kioto statt, die COP8. Was erwarten Sie sich von dieser?
Ich erwarte mir wenig und ich erhoffe mir viel. Wichtig ist, dass das Protokoll möglichst rasch in Kraft tritt und umgesetzt wird. Dafür braucht es nicht nur Geld, sondern auch Idealismus. Eine der größten Herausforderungen ist, den Entwicklungsländern durch geeignete Energieversorgung wirtschaftliche Prosperität zu ermöglichen, ohne die Umwelt weiter zu schädigen. Darauf müssen wir uns konzentrieren.

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